Cristiano Ronaldos Wechsel aus der Perspektive von Juventus Turin
Es hätte alles so schön werden sollen: 117 Millionen Euro überwies die Alte Dame 2018 nach Madrid und hoffte, mit CR7 das finale Stück auf dem Weg zum Triumph in der Königsklasse gefunden zu haben. Drei Jahre (und drei Ausscheiden im Achtel- und Viertelfinale) später lässt sich konstatieren: Dieses Bestreben ist krachend gescheitert. Dass sich Inter in der letzten Saison die nationale Meisterschaft sicherte, setzt dem Misserfolg die Krone auf.
"Ich habe mein Herz und meine Seele für Juventus gegeben und werde die Stadt Turin immer lieben, bis zu meinen letzten Tagen", richtete sich Ronaldo auf Instagram an die Juve-Fans und erklärte, dass man trotz allem gemeinsam Großes erreicht habe. "Ich werde immer einer von euch sein. Ihr seid nun ein Teil meiner Geschichte, genau wie ich mich als ein Teil der euren fühle. Italien, Juve, Turin, Tiffosi bianconeri - ihr werdet immer in meinem Herzen sein."
Diese dramatische Botschaft nahmen ihm nicht alle ab. Dass sich CR7 bei "Tiffosi" einen Rechtschreibfehler erlaubte und sich zuvor bereits mit "Grazzie" bei den Anhängern bedankte, veranlasste beIn Sports-Journalist Tancredi Palmeri gar zur Frage, ob er sich keinen Übersetzer für zehn Euro leisten könne. Die Tageszeitung Il Messaggero merkte spöttisch an: "Cristiano Ronaldo und die Italiener, nicht wirklich eine Geschichte der großen Liebe."
Trainer Allegri, dem Ronaldo erklärte, nicht in Turin bleiben zu wollen, nahm seinen Ex-Spieler dennoch in Schutz: "Ich bin nicht enttäuscht. Großartige Spieler kommen und gehen. Er hat drei Jahre alles für den Verein gegeben, jetzt geht er - und das Leben geht weiter." CR7 habe sich bereits am Montag von der Mannschaft verabschiedet, am Freitag verließ er das Trainingsgelände bereits nach 40 Minuten wieder - ein letztes Mal.
134 Pflichtspiele bestritt er für Juve, traf 101-mal und bereitete 22 Treffer vor. Von einer (zumindest statistisch) völlig erfolglosen Ära kann also keine Rede sein. Mit 29 Toren wurde er in der abgelaufenen Saison Torschützenkönig, im Anschluss wies er bei der EM nach, dass er auf seine alten Tage nichts verlernt hat. Doch eine perfekte Symbiose war es nie.
Cristiano Ronaldo: "Er behindert Juventus' Angriffsspiel"
"Ronaldo behindert Juventus' Angriffsspiel. Ohne ihn sind sie in der Lage, als Kollektiv exzellente Dinge zu vollbringen", schoss der ehemalige Juve-Präsident Giovanni Cobolli Gigli jüngst bei SerieANews gegen CR7. Es sei für ihn und den Klub am besten, wenn er sich schnellstmöglich einen neuen Arbeitgeber suche. So ist es nun gekommen: Ronaldo startet an vertrauter Wirkungsstätte einen neuen Anlauf, Juve ging in puncto Ablösesumme zumindest nicht gänzlich leer aus und kann den Topverdiener von der Gehaltsliste streichen.
Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe schossen die Gerüchte um mögliche Nachfolgekandidaten durch die Decke. Sky Italia brachte mit Mauro Icardi, Moise Kean, Sassuolos Gianluca Scamacca und Gabriel Jesus gleich vier Kandidaten ins Spiel. Nach Informationen von SPOX und Goal steht eine Rückkehr von Kean zur Alten Dame unmittelbar bevor. Kean soll bereits am Samstag in Turin ankommen, am Sonntag soll nach dem Medizincheck eine zweijährige Leihe mit einer Kaufpflicht über 20 Millionen Euro finalisiert werden. Der 21-Jährige stammt aus der Juve-Jugend und wechselte 2019 für 27,5 Millionen Euro zu Everton.
An den Berichten der Marca, wonach die Turiner eine Verpflichtung von Real-Sorgenkind Eden Hazard in Erwägung ziehen, ist nach Infos von SPOX und Goal nichts dran. Zwar ist abgesehen von Vinicius Jr. und Karim Benzema jeder Offensivspieler zu haben, bisher hat es jedoch keine Kontaktaufnahme seitens Juventus gegeben.
Vor Kean wurde mit Youngster Kaio Jorge bereits ein Mittelstürmer unter Vertrag genommen, dieser fehlt allerdings vorerst aufgrund einer Muskelverletzung und muss seine Tauglichkeit sowieso erst unter Beweis stellen. Abgesehen von Alvaro Morata fehlt es ansonsten an Spielern im Kader, welche die Rolle in vorderster Front ausfüllen können.
Hinsichtlich der Partie gegen Empoli am Samstag erklärte Allegri, dass er auch Federico Chiesa als Stürmer erachte und Morata "gut" sei, die Last müsse sich nun allerdings auf mehrere Schultern verteilen. "Es gibt keine Ausreden, diese sind für Verlierer und diejenigen, die schwach sind." Klar ist aber dennoch: Das Erbe von Ronaldo ist groß, auch wenn das Kapitel in Turin nicht so vonstatten ging, wie es sich alle Beteiligten erhofft hatten.
Cristiano Ronaldo: Statistiken für United, Real und Juventus
Klub | Spiele | Tore | Vorlagen | Gelbe Karten | Minuten |
Juventus Turin | 134 | 101 | 22 | 13 | 11.508 |
Real Madrid | 438 | 450 | 132 | 54 | 37.833 |
Manchester United | 292 | 118 | 69 | 38 | 22.342 |