Cristiano Ronaldos Wechsel zu Manchester United aus drei Blickwinkeln: Von Fußball-Romantik keine Spur

Cristiano Ronaldo kehrt zu Manchester United zurück.
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Cristiano Ronaldos Wechsel aus der Perspektive von Manchester United

Während die sozialen Medien explodierten, blieb die Presseabteilung von United ganz sachlich: "Erfreut" sei man, dass die Rückkehr von Ronaldo realisiert werden konnte, ist auf der Vereinshomepage zu lesen. Jeder im Klub freue sich, Cristiano wieder in Manchester begrüßen zu können. Dabei ist der Wechsel so viel mehr.

Selbst jene, die im ewigen Disput Messi vs. Ronaldo die Seite des kleinen Argentiniers einnehmen, dürften anerkennen, dass CR7 auch im fortgeschrittenen Alter noch zu den besten Spielern der Welt zählt. Arbeitsmoral, Gewinnermentalität, spielerische Klasse, Erfahrung und auch eine entsprechende körperliche Verfassung bringt er weiterhin mit, um Uniteds Qualität zu erhöhen - ganz zu schweigen von der Euphorie, die allein der Name im Umfeld auslösen dürfte.

Der Hunger nach Erfolg ist immens, die letzte englische Meisterschaft liegt bereits acht Jahre zurück. Nach dem Champions-League-Sieg 2008 gewann Ronaldo noch vier weitere Male mit Real die Königsklasse, aus Sicht von United kamen bis heute lediglich der FA-Cup 2016 sowie die Europa League 2017 als (halbwegs) bedeutsame Titel hinzu. Auch der tabellarische Aufschwung in der Premier League (Platz drei und zwei in den vergangenen beiden Saisons) kann darüber nicht hinwegtrösten.

Währenddessen gewann der aufmüpfige Stadtrivale gleich dreimal die Meisterschaft und verpasste den großen Wurf in der Champions League mehrfach nur knapp. United hingegen scheiterte 2020/21 in der Gruppenphase und nahm ein Jahr zuvor gar nicht erst am Wettbewerb teil. Zuvor reichte es für das Viertel- bzw. Achtelfinale. Zu wenig für die Ansprüche der Besitzer, der erfolgsverwöhnten Fans und Trainer Ole-Gunnar Solskjaer.

Der ehemalige Stürmer spielte am Ende seiner aktiven Laufbahn sogar noch mit Ronaldo zusammen und machte bereits vor der Bekanntgabe des Wechsels deutlich, was er von einer Zusammenarbeit halten würde: "Er weiß, was wir über ihn denken. Wenn er Juventus verlässt, weiß er, dass wir hier sind. Cristiano ist eine Legende dieses Vereins, der größte Spieler aller Zeiten, wenn Sie mich fragen."

CR7: Immer noch Fanliebling im Old Trafford

118-mal traf besagte Legende in bisher 292 Spielen für United, hinzu kamen 69 Vorlagen, unzählige Momente für die Ewigkeit und viel Liebe unter den Anhängern. Als er 2013 erstmals mit den Madrilenen ins Old Trafford zurückkehrte, wurde er frenetisch empfangen, an dieser Einstellung zum fünfmaligen Weltfußballer dürfte sich über die Jahre nur wenig geändert haben.

Doch wie passt Ronaldo überhaupt ins taktische Konstrukt der Red Devils? Während eine passende Rolle im laufintensiven System von City mit den schier endlosen Ballbesitzphasen und vielfältigen Defensivaufgaben unter Pep Guardiola nur schwerlich vorstellbar gewesen wäre, ist dies in Uniteds Konterfußball um einiges besser denkbar.

Die Aussage ist klar: Schneller Erfolg soll mit aller Macht her, da wird auch in Kauf genommen, dass Einsatzzeiten von Eigengewächsen wie Mason Greenwood oder Marcus Rashford (und auch Edinson Cavani, der zudem seine Nummer sieben verlieren könnte) möglicherweise zurückgehen. Doch reicht die Qualität um die Topspieler Varane, Sancho, Pogba oder Fernandes wirklich aus, um auf nationaler und internationaler Ebene höchsten Ansprüchen zu genügen?

Ein erster Schritt zum Schließen der Lücke ist gemacht, im direkten Duell mit City dürfte man sich zumindest vorerst als Sieger fühlen: Während den Skyblues "nur" die Verpflichtung von Jack Grealish gelang und sie bei Messi und Kane leer ausgingen, spielt ein weiteres Prestige-Objekt nun auf der roten Seite der Stadt. Balsam für die geschundene Fanszene.

Was dem Renommee der Liga auch nicht schaden dürfte: Eine Ballung der ganz großen Namen bei einigen wenigen Klubs wurde verhindert. Kane weiter bei den Spurs, Lukaku zu Chelsea, Grealish zu City und nun eben Ronaldo zu United: Die TV-Anstalten können sich auf hervorragende Einschaltquoten freuen.