SPOX: Ein Viertel der Premier-League-Saison ist nun vorüber, die Spitze ist mit den verdächtigen Teams sehr eng zusammen. Was trauen Sie Arsenal in dieser Saison noch zu?
Mertesacker: Das Team ist sicherlich diese Saison nochmal ein Stück reifer geworden. Es waren spielerisch sehr überzeugende Partien, aber auch hart erkämpfte Last-Minute-Siege dabei. Die Ausgeglichenheit in der Spitze der Liga ist in England sicher einzigartig in Europa. Der Wunsch der Fans nach der Meisterschaft ist unüberhörbar, aber wohl nirgendwo anders so schwierig wie in England.
SPOX: Arsene Wenger war der Trainer, der Sie nach London holte und Ihnen trotz der Verletzung erneut die Kapitänsbinde gab. Wie beurteilen Sie die teils kritische Wahrnehmung und auch Berichterstattung, die sich seit einiger Zeit um ihn dreht?
Mertesacker: Für mich steht Arsene Wenger weit über jeglicher öffentlicher Kritik. Ein Trainer, der 20 Jahre einen Verein begleitet, maßgeblich entwickelt und formt - wo gibt es das heute noch? Man muss das große Ganze betrachten und hier verdient er höchsten Respekt. Medienkritik geht mir heute viel zu schnell, ist viel zu stark am Ergebnis orientiert und leider oft nicht nachhaltig fundiert. Unter der Woche feiert man das Team für den Sieg gegen Razgrad, drei Tage später gibt es Grundsatzkritik für das Unentschieden zu Hause gegen Middlesbrough. Wie sehr hat sich das Team, der Trainer, der Verein in diesen drei Tagen für eine solch unterschiedliche Wahrnehmung wirklich verändert?
SPOX: In Jürgen Klopp und Pep Guardiola sind in England zwei Trainer am Werk, die zuvor auch sehr einflussreich auf den deutschen Fußball gewirkt haben - mit unterschiedlichen Spielphilosophien. Welcher Ansatz gefällt Ihnen persönlich eher, Klopps wilder Heavy-Metal-Fußball oder der detailversessene Ballbesitzanspruch von Guardiola?
Mertesacker: Beide Trainer sind Topstars und stehen im Fokus der öffentlichen Diskussion. Ich beobachte dies und natürlich hat man als deutscher Spieler ein besonderes Auge auf Liverpool und Jürgen Klopp. Eine Beurteilung kann und will ich mir aber nicht erlauben, da ich nicht unter diesen Trainern trainiert und gearbeitet habe.
SPOX: Ihr Vertrag in London läuft Ende der Saison aus und Sie betonten bereits, einer Verlängerung gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Gibt es schon einen Termin, an dem die Gespräche aufgenommen werden?
Mertesacker: Eine Verlängerung bei Arsenal hat für mich absolute Priorität. Absprachen zum Timing gibt es hier aber nicht.
SPOX: Zuletzt kamen Gerüchte einer möglichen Rückkehr nach Deutschland auf. Bremens Sportdirektor Frank Baumann meinte, er könne sich Sie "bei Werder gut vorstellen". Ähnliches war auch aus Hannover zu hören. Wäre das für Sie vorstellbar?
Mertesacker: Wie gesagt: Für mich hat Arsenal höchste Priorität. Alles andere ist pure Spekulation und daran werde ich mich nicht beteiligen.
SPOX: Haben Sie schon konkrete Vorstellungen, was nach der aktiven Karriere kommen soll?
Mertesacker: Klar habe ich ein Fußballer-Alter erreicht, wo man sich mit dieser Frage beschäftigen sollte. Im Moment gilt mein Fokus und Tun voll und ganz der Rückkehr auf den Platz. Für die Zeit nach der Karriere gibt es noch keine fixe Entscheidung. Ich kann mir gut vorstellen, nach einer gewissen Pause wieder nahe am Fußball tätig zu sein. Zu meinem Glück vielleicht bin ich aber auch so breit aufgestellt und interessiert, dass es mir auch ohne Fußball nicht langweilig sein wird.
SPOX: Wäre der Trainer- oder Managerjob grundsätzlich etwas für Sie?
Mertesacker: Es gibt Stimmen in meinem Umfeld, die mir das durchaus zutrauen oder sogar empfehlen. Mal schauen, was ich daraus mache.
SPOX: Welche Schlagzeile würden Sie am Ende der aktuellen Saison gerne über sich lesen?
Mertesacker: Schlagzeilen über mich sind mir nicht wichtig. Wenn SPOX aber über eine Arsenal-Meisterschaft zu berichten hätte, wäre das natürlich großartig.
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