FC Bayern München - Leihgabe Joshua Zirkzee im Interview: "Ich bekam hasserfüllte, rassistische, dumme Nachrichten"

Nach einer unglücklichen Leihe zu Parma Calcio startete Joshua Zirkzee beim RSC Anderlecht durch.
© getty

Versetzung zur Reserve des FC Bayern, unglückliche Leihe zu Parma Calcio, vergebene Riesenchance beim Testspiel gegen Ajax: Nach schwierigen Monaten glänzt Joshua Zirkzee aktuell beim RSC Anderlecht. Im Interview mit SPOX und GOAL spricht die Leihgabe des FC Bayern München über seine Vergangenheit und Zukunft.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der 20-jährige Niederländer erzählt von "hasserfüllten, rassistischen, dummen Nachrichten", kontert Kritik an seinen Trainingsleistungen und spricht über den härtesten Moment seiner Karriere.

Seine Zukunft sieht Zirkzee in München: "Ich hoffe immer noch, dass ich irgendwann ein wichtiger Spieler von Bayern werde."

Herr Zirkzee, Sie befinden sich seit Wochen in herausragender Form und schießen Tore wie am Fließband. Woran liegt das?

Joshua Zirkzee: Ich genieße das Umfeld bei Anderlecht. Die Leute um mich herum geben mir viel Selbstvertrauen, das Trainerteam und auch meine Mitspieler. Das ist die Grundvoraussetzung für gute Leistungen.

War das in München anders?

Zirkzee: Nein. Aber hier bekomme ich die Chance, mein Selbstvertrauen auch einzusetzen, weil ich viel mehr Spielzeit bekomme.

Welche Rolle spielt Trainer Vincent Kompany für Sie?

Zirkzee: Er sorgt dafür, dass ich jeden Tag heiß bin. Es ist großartig, einen Trainer zu haben, der seinen Glauben auf einen Spieler übertragen kann. Weil er früher selbst Spieler war, kann er den Fußball besonders gut lesen.

Wie oft haben Sie Kontakt zu Leuten vom FC Bayern?

Zirkzee: Mit meinen Freunden aus der Mannschaft schreibe ich fast jeden Tag: Mit Alphonso Davies, Jamal Musiala, Omar Richards und einigen Nachwuchsspielern aus der zweiten Mannschaft.

Wann haben Sie zuletzt mit Trainer Julian Nagelsmann gesprochen?

Zirkzee: Mein letztes Gespräch mit ihm war in der Saisonvorbereitung vor meinem Wechsel.

Hat er Ihnen zum Wechsel zu Anderlecht geraten?

Zirkzee: Darüber habe ich mich mit ihm nicht unterhalten. Die Entscheidung habe ich ganz alleine getroffen. Ich wollte unbedingt zu Anderlecht. Zum Glück hat Bayern diesen Plan unterstützt.

Zuletzt gab es Gerüchte, dass Anderlecht Sie fest verpflichten wolle. Streben Sie eine Rückkehr zum FC Bayern im Sommer an?

Zirkzee: Ich hoffe immer noch, dass ich irgendwann ein wichtiger Spieler von Bayern werde. Nach der Saison kehre ich zu Bayern zurück. Wo ich danach spielen werde, hängt von den Aussichten auf Spielpraxis ab, denn das ist das allerwichtigste für mich.

Nach einer unglücklichen Leihe zu Parma Calcio startete Joshua Zirkzee beim RSC Anderlecht durch.
© getty
Nach einer unglücklichen Leihe zu Parma Calcio startete Joshua Zirkzee beim RSC Anderlecht durch.

Der letzte bleibende Eindruck beim FC Bayern war Ihre vergebene Torchance bei einem Testspiel gegen Ajax Amsterdam im vergangenen Sommer. Wie haben Sie die Szene und den darauffolgenden Wirbel erlebt?

Zirkzee: Mir persönlich hätte die Kritik nicht egaler sein können. Ich habe eine Chance vergeben, habe aber im Großen und Ganzen ein ordentliches Spiel gemacht. Ich hatte eigentlich eine gute Vorbereitung in München. Dass ich diese Chance vergeben habe, war natürlich dumm. Viele Leute haben es anschließend hochstilisiert, aber mir war das egal. Ich war in guter Form und wollte sie fortsetzen.

Nagelsmann meinte anschließend, dass Sie in so einer Situation "eine andere Seriosität an den Tag legen" sollten.

Zirkzee: In dem Moment hätte ich professioneller sein müssen. Es hätte mir nicht passieren dürfen, ist aber passiert: So what?

Als Reaktion auf öffentliche Kritik haben Sie Ihr Instagram-Profil kurzzeitig komplett geleert.

Zirkzee: Für mich war das keine große Geschichte. Ich habe die Nachrichten-Funktion bei Instagram ausgeschaltet. Zwei oder drei Tage lang war ich komplett inaktiv bei Instagram, dann bin ich wieder online gegangen. Es war ein bisschen zu viel für mich und ich habe eine Pause gebraucht. Ich bekam hasserfüllte, rassistische, dumme Nachrichten.

Lesen Sie alle Nachrichten, die Sie über soziale Netzwerke bekommen?

Zirkzee: Nicht mehr. Mittlerweile können mich bei Instagram nur Leute anschreiben, die ich kenne.

Wie haben Ihre Mitspieler auf Ihren damaligen Schritt reagiert?

Zirkzee: Sie haben mich gefragt, warum ich das gemacht habe. Dann habe ich es ihnen erklärt. Sie haben meine Entscheidung verstanden und mich unterstützt.

Warum haben Sie anschließend wieder begonnen, soziale Netzwerke zu verwenden?

Zirkzee: Sie geben mir eine große Plattform, um für meine Freunde Dinge zu promoten. Ein Freund von mir hat zum Beispiel ein neues Kleidungs-Label auf den Markt gebracht. Über mein Profil kann ich ihm helfen, zu wachsen.