Jerome Champagne: Der Don Quijote unter den Kandidaten
Erst vor Kurzem schrieb Marco van Basten in seiner Kolumne über Jerome Champagne, und das Urteil der niederländischen Fußball-Ikone war eindeutig. "Ich bevorzuge Jerome Champagne", schrieb er darin mit Blick auf die anstehende Wahl für das Präsidentenamt beim Weltverband FIFA. Champagne wird keine Chance haben, auch van Basten weiß das, "aber lieber Don Quijote als diese Politiker".
Im gewaltigen Machtkampf von Granden wie UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino oder Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa , den beiden großen Favoriten auf die Nachfolge des gesperrten Joseph S. Blatter, kommt der Franzose Champagne tatsächlich wie diese spanische Romanfigur von Miguel de Cervantes daher.
Während sich Infantino (UEFA) und Salman (AFC) die Wahltour von ihren Kontinentalverbänden finanzieren ließen, war Champagne auf sich alleine gestellt - angetrieben vom idealistischen Gedanken, die krisengeplagte FIFA auf dem tiefsten Korruptionssumpf zu führen.
Ein Kenner der FIFA
"Ich will eine starke FIFA, eine globale FIFA", sagte Champagne der Neuen Zürcher Zeitung. Selbstredend findet er, dass er dafür genau der richtige Mann ist. "Um eine solche FIFA zum Laufen zu bringen, genügt es nicht, zwei, drei Jahre in der Exekutive gesessen zu haben mit vier Sitzungen pro Jahr. Man muss die FIFA im Innern kennen, ich tue das", betonte Champagne.
Diese innere Kenntnis ist jedoch auch ein Makel. Champagne ist ein "Kind des Systems", er war bis zu seinem Rauswurf im Jahr 2010 über ein Jahrzehnt lang selbst in Diensten der FIFA. In einer Zeit, in der Mauscheleien und Korruption Hochkonjunktur hatten. Als er im vergangenen Jahr schon einmal antreten wollte, damals noch gegen Blatter, bekam Champagne nicht einmal die nötigen fünf Unterstützer zusammen. Dabei hatte er das objektiv überzeugendste Wahlprogramm.
Die angeblichen Zusagen der diversen Verbände für die anderen (Asien und Afrika für den Scheich, Europa und Südamerika für Infantino) seien aber "nichts wert", meinte der Franzose: "Ich habe Chancen, ich kann gewinnen". Es klingt so, wie damals bei Don Quijote beim Kampf gegen die Windmühlen.
Aufgabe ist keine Option
Dass der 57-jährige kurz vor dem FIFA-Kongress am 26. Februar in Zürich noch die weiße Fahne schwenken wird, ist deshalb fast auszuschließen. Viel zu stolz ist Champagne, endlich zur Wahl zugelassen worden zu sein.
Am Wahltag will er auf der Bühne von sich und seinem Masterplan überzeugen. Unter anderem steht er dabei für eine FIFA ein, die den Fußball regiert und vor allem die Ungleichgewichte ausgleicht. "Don Quijote", erklärte der einst langjährige Mitarbeiter bei der FIFA, "ist ja auch jemand, der ehrlich ist, der für das Gute und das Gemeinsame kämpft."
Don Quijote ist aber auch jemand, der zum Scheitern verurteilt war. Immer. Trotz aller Euphorie.