Premier League
Von Frank Oschwald
Verarsche des Spieltags: Vor seinem Staatsbesuch in England fühlte das chinesische Staatsoberhaupt Xi Jinping auf der Insel schon mal vor. Da er ja sowieso in der Umgebung sei, ließ er an der Downing Street anfragen, ob man für den glühenden Manchester-United-Fan noch eine kleine Führung durch das legendäre Old Trafford in den straffen Zeitplan einweben könnte. Aber natürlich, Herr Präsident! Gastfreundlich wie eh und je schickte Cameron seine Lemminge los, um alles zu organisieren. Das Council in Manchester nahm sich der Sache an.
Auch diese wollten dem mächtigen Asiaten den Wunsch logischerweise nicht ausschlagen. Dennoch änderten sie den Plan leicht ab. Denn geht es nach Richard Leese, Chef des Council in Manchester, ist das Stadion von United gar nicht so dufte. Viel schöner, toller, spektakulärer und hübscher sei doch das Etihad-Stadium vom Stadtrivalen Manchester City. Dass Leese seit Lebzeiten City-Fan und sein Chief Executive Howard Bernstein Ehrenpräsident des Klubs ist, mag die Entscheidung eventuell ganz minimal beeinflusst haben. Inwiefern die beiden Schlawiner durch die Stadion-Tour den Traum von Jinping zerstört haben, ist nicht klar.
Ein Sprecher des Staatsoberhauptes soll der Sun gesagt haben: "Wir hoffen, dass er nicht zu enttäuscht ist. Schließich ist er 7000 Meilen geflogen. Jetzt ist er vier Meilen vom Theater der Träume entfernt und steht im Feindesland." Angesäuert oder nicht - beim Besuch in der blauen Heimat grinste er seine zerstörten Kindheitsträume weg. Stadion? Hui, toll. Kabine? Wow, irre. Presseraum? Mensch, so was aber auch. Auch beim Selfie mit Sergio Aguero schob Jinping das Lachen auf, das er in der Staatsoberhauptenschule gelernt hatte. 1, 2, 3 - und cheese! Und das, obwohl sich von rechts ein völlig wahnsinniger Engländer ins Bild gemogelt hatte. In der Bildunterschrift ignorierte Aguero den leicht schwabbligen Engländer jedoch völlig zurecht: "Thanks for the selfie, President Xi".
Verarsche II des Spieltags: Das Bild von Aguero in allen Ehren. Doch das Selfie der Woche schoss vermutlich trotzdem ein anderer. Film-Badass und Muskel-Schlachtschiff Tamer Hassan fotografierte im Verlauf der zweiten Halbzeit zwischen West Ham und Chelsea in respektvollem Abstand den minimalst angefressenen Jose Mourinho auf der Tribüne. Dass der Portugiese den Schauspieler nicht auf der Stelle aß, lag vermutlich lediglich an den physischen Voraussetzungen der beiden Akteure. Mourinho wurde nach der Halbzeit auf die Tribüne verbannt, da er in der Pause offenbar versuchte, sich Zugang zur Schiedsrichter-Kabine zu verschaffen.
Eine Tirade der Beschimpfungen soll Mou in Richtung der Schiris losgelassen haben. Den Portugiesen brachten einige Entscheidungen der Männer in Schwarz auf die Palme. Letztlich schmoll der Portugiese auf der Tribüne und ging beim Siegtreffer unter den tosenden West-Ham-Fans unter, wie "Wo ist Walter?" in einem ganz fiesen Strand-Suchbild. Mourinho schnallte sich nach der Partie selbst einen Maulkorb um, schien sich aber im offiziellen Spielbericht auf der Chelsea-Homepage verwirklicht zu haben. Dort war unter anderem zu lesen, dass die Blues mit "schrecklichen Umständen" zu kämpfen hatten. Das Fabregas-Tor? Pah, niemals Abseits! Und das Zouma-Ding war ja wohl definitiv auch drin. Die Kritik gegen die Schiedsrichter mag verständlich sein, ich weiß jedoch nicht, ob es jetzt auch noch Sinn macht, sich mit Goal-Line-Technology anzulegen. Die liegt dann ja doch irgendwie meistens richtig.
Den Zwischenfall in der Schiri-Kabine ignorierten die Blues, wir liefern den Text jedoch stilgerecht nach: "Mourinho schlenderte pfeifend den Gang entlang und klopfte gut gelaunt an der Schiedsrichter-Kabine. Mourinho: ‚Hallo Herr Schiedsrichter, ich habe ein kurze Frage: Ist es im Bereich des Möglichen, dass Fabregas nicht im Abseits stand?' Der Schiedsrichter zückte daraufhin unmittelbar seine Taser Gun, streckte unseren Coach zu Boden und schickte ihn auf die Tribüne."
Anything else: Ach, das hätte doch jedem von uns passieren können. Bei der Heimpleite von Barnsley gegen Fleetwood in der dritten englischen Liga schlief ein Fan der Heimmannschaft mal eben auf der Toilette ein. Als er wieder aufwachte, waren grundsätzlich nicht mehr viele Leute da. Erst sieben (!) Stunden nach der Partie kam der Fan wieder zu sich und hatte weder Geldbeutel noch Handy noch irgendwas bei sich. Deshalb alarmierte er die Feuerwehr, die den Notruf aus dem verlassenen Stadion erst für einen Witz hielt. Den Rettern erzählte der Mann dann, er habe "ein paar Bier getrunken". Ins Nüchterne übersetzt sind das 187 Pints.
Serie A: Übernehmen Sie, Herr Exorzist!