Mad World

Jetzt heiß es zuschauen! Neymar wurde nach seinem Aussetzer für vier Spiele gesperrt
© getty
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"Ich bin echt angepisst, wenn Schiedsrichter nicht richtig pfeifen", schimpfte der Brasilianer selbst nach dem verhängnisvollen Spiel gegen Kolumbien. Das ganze Theater käme doch nur heraus, wenn man einen schwachen Referee einsetze. "Dann endet ein Spiel mit einer Rauferei!"

Mitstreiter und Befürworter waren selbstredend schnell gefunden. Das mit der langen Sperre sei doch alles nicht normal, polterte der brasilianische Verband. Sogar Vereinskamerad Lionel Messi vom Erzrivalen Argentinien "hätte es gerne gesehen, dass er bis zum Ende des Turniers dabei ist". Und für Dani Alves war die Sache ohnehin sonnenklar: "Schuld sind die Schiedsrichter. Sie wissen, dass Neymar Persönlichkeit hat."

Prügel mit High Heels

Eine aufbrausende Persönlichkeit mag eine Erklärung sein. Eine überdurchschnittlich harte Spielweise mit vielen Fouls gegen den Brasilianer eine andere. Doch sind es keine Rechtfertigungen für ein derart "aggressives" Verhalten, wie es Brasilien-Legende Ronaldo bei einer kleinen Schimpftirade im TV nannte: "Er akzeptiert nicht, was geschieht. Das ist etwas, das unter keinen Umständen toleriert werden darf. Wenn man das brasilianische Trikot trägt, darf man sich nicht so verhalten."

Auch die rügenden Worte des sonst nicht als Lautsprecher bekannten Xavi im Rahmen der Triple-Parade des FC Barcelona passen in das momentane Bild des Superstars. "Er sollte ernsthaft darüber nachdenken, wie er sich zu verhalten hat", sagte der Spanier über den feierwütigen Neymar. "Vielleicht werden solche Dinge in Brasilien akzeptiert, aber in Spanien ist das eine haarige Angelegenheit. Es ist ok, drei oder vier Bier zu trinken, aber die Busparade ist für die Fans, um ihnen zu danken und du kannst nicht einfach in deiner eigenen Welt sein."

Die Spitze des skurrilen Treibens - und der letzte Beweis dafür, in welcher wahnsinnigen Welt sich Neymar bewegt - bildete ein Interview im Heraldo, in der die Mutter von Kolumbiens Carlos Bacca Neymar Prügel mit ihren High Heels androhte. "Wäre ich im Stadion gewesen!"

Nur Bouchard steht über Neymar

Doch so geht es für Neymar - der sich mit den pathetischen Worten, er würde "sterben", wenn er weiter mit der Mannschaft trainieren, aber nicht spielen dürfte, endgültig von der Mannschaft und der Copa verabschiedet hat - unversehrt weiter. Für den, nach Tennis-Schönheit Eugenie Bouchard, vermarktbarsten Athleten der Welt, wie das Magazin SportsPro in seinem jährlichen Ranking festlegte. 2012 und 2013 stand er sogar an der Spitze dieser Liste - dank Werbedeals und Partnerschaften mit Nike, Red Bull, Beats, Castrol, Panasonic oder Volkswagen. Und Tenys Pe Baruel, dem offiziellen Fußdeo des Superstars. Eine komplette Liste ist das nicht, natürlich.

Dem Draht zu seinen Anhängern schadet das alles aber nicht. Die Unterstützung für den Brasilianer ist ungebrochen - in der Heimat und beim FC Barcelona. Neymar ist eben perfekt inszeniert. Er dokumentiert sein Fußballer-Leben bis ins Detail, gibt so viele private Einblicke, wie nötig sind, um seine Follower und Fans bei Laune zu halten.

Auch der Rattenschwanz, den sein Transfer vom FC Santos nach sich zog, der die Katalanen ins Chaos stürzte und bedeutende Köpfe rollen ließ, werden ihm nicht als Hypothek ausgelegt. Schließlich kann Neymar nichts für die dunklen Machenschaften hinter seiner Person, sagen dann die Fans. Er soll spielen, tricksen, Tore machen, deswegen ist er in Katalonien, deswegen schauen ihm die Leute gerne zu.

So gerne sogar, dass Neymar im August angeblich ein neues Arbeitspapier unterschreiben soll. Bis 2020, mit zwölf Millionen Euro Netto-Gehalt und einer festgeschriebenen Ablöse-Summe von 250 Millionen Euro. So macht sich der Brasilianer im Schatten des nichtsportlichen Wahnsinns, der den 23-Jährigen umweht, drauf und dran, in die oberste Riege der Fußballer aufzusteigen.

Unter dem Strich ist Neymar ja auch nicht dazu da, den Familienurlaub mit einer neuen Autobatterie zu retten, zu pokern oder Modell zu stehen. Sondern, um Fußball zu spielen. Und - das geht bei der perfekten Marke Neymar gerne unter: Das kann er so gut wie wenig andere.

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