"Ich halte die Wahl Katars aus sportlicher Sicht weiterhin für fragwürdig, weil dort wegen des Klimas im Sommer und der Größe des Landes keine WM ausgetragen werden darf. Die Vorüberprüfung der Evaluierungskommission hatte das ja auch ergeben", sagte der DFB-Boss in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Zwanziger forderte in diesem Zusammenhang eine lückenlose Aufklärung der von massiven Korruptionsvorwürfen begleiteten WM-Vergabe an den Wüstenstaat. "Im Gegensatz zu Katar gibt es bei Russland nicht diesen Anhaltspunkt, der mich am meisten stört und den es sicher noch zu besprechen gilt. Es handelt sich um die vielzitierte Mail des FIFA-Generalsekretärs Jerome Valcke, in der er schrieb, dass Katar versuche, das Präsidentenamt der FIFA genauso zu kaufen wie die WM. Diesen Satz habe ich noch nicht vergessen, der muss aufgeklärt werden", sagte Zwanziger.
"Das sind Methoden wie im Kaiserreich"
Zudem geißelte der 66-Jährige die Arroganz des Fußball-Weltverbandes in Image- und Regelfragen. "Ich bin zumindest der Überzeugung, dass es so nicht weitergehen kann. Das sind eher Methoden wie im Kaiserreich. Man bekommt auf einen sinnvollen Änderungsvorschlag oftmals nicht einmal eine anständige Antwort", sagte Zwanziger.
Der DFB-Präsident bezieht sich dabei auf die Gralshüter des International Football Association Board, die weiterhin jegliche Regeländerungen wie zum Beispiel den Chip im Ball rigoros ablehnen. Auch der Deutsche Fußball-Bund scheiterte laut Zwanziger zuletzt mit einer Anfrage.
Wiedereinführung von Zeitstrafen im Amateurbereich?
"Der DFB würde gerne im Amateurbereich wieder die zehnminütige Zeitstrafe einführen und hat diesen Antrag schon schriftlich gestellt. Ohne Begründung hieß es dann vom IFAB, dass die Anfrage auf die nächste Sitzung, also das nächste Jahr, vertagt worden sei. Das finde ich nicht sonderlich transparent und demokratisch", sagte Zwanziger.
Zumindest hofft der DFB-Präsident, dass Franz Beckenbauer als Vorsitzender der Task Force Football 2014 das IFAB in Regelfragen ein wenig unter Druck setzen kann. Das würde auch das Image der FIFA verbessern, die nach Angaben von Zwanziger noch zu sehr in ihrem eigenen Saft schmort.
Aufarbeitung der Vergangenheit
"Klar ist, dass wir alle Verdachtsmomente und Korruptionsfälle der Vergangenheit abarbeiten müssen, um die Glaubwürdigkeit in die Institution FIFA und somit auch in den Fußball weltweit zurückzugewinnen. Aber das muss die FIFA mit externen Spezialisten lösen", sagte Zwanziger und fügte hinzu:
"Dieses Gehabe muss weg: Wir, die FIFA, sind die Guten und Mächtigen, die anderen, die gegen uns sind, sind immer die Bösen."