Als der erlösende Abpfiff ertönte, sank Peter Gulacsi auf die Knie und ballte die Fäuste. Während Ungarns Torhüter und die Fans im Glutofen von Budapest das hart erkämpfte 1:1 (1:0) gegen Frankreich ohrenbetäubend wie einen Sieg feierten, suchten die Weltmeister um Kylian Mbappe und Co. den schnellsten Weg in die Kabine.
Mit vier Punkten hat das Starensemble von Nationaltrainer Didier Deschamps vor dem abschließenden Spiel gegen Portugal am Mittwoch (21 Uhr) trotz des unerwarteten Remis noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Attila Fiola (45.+2) brachte die Ungarn, die das erste Spiel gegen Titelverteidiger Portugal 0:3 verloren hatten, in Führung. Antoine Griezmann (66.) glich in seinem 50. Länderspiel in Folge für Frankreich aus und zog durch seinen siebten EM-Treffer mit Englands Ikone Alan Shearer auf Platz drei der ewigen Rangliste gleich. Im letzten Gruppenspiel trifft Ungarn am Mittwoch (21 Uhr) in München auf Deutschland.
"Man sieht, dass es auch gegen Ungarn schwer ist", sagte Griezmann, "wir müssen weiter lernen, weiter arbeiten wollen und zwei, drei Sachen besser machen."
Bayern Münchens Lucas Hernandez saß bei den Franzosen, die zum Auftakt 1:0 gegen die DFB-Elf gewonnen hatten, nur auf der Bank. Der Linksverteidiger, der gegen Deutschland das Eigentor von Mats Hummels eingeleitet hatte, wurde in der Startelf von Lucas Digne vom FC Everton ersetzt. Bayerns Flügelstürmer Kingsley Coman, der das Team zwischenzeitlich wegen der Geburt seines Kindes verlassen hatte, stand erneut nicht im Aufgebot.
Les Bleus, die gegen Deutschland exzellent defensiv gestanden und auf ihre schnellen Kontersituationen gelauert hatten, hatten zu Beginn gegen kompakte Ungarn Probleme.
Ungarn verliert Kapitän Szalai noch vor der Pause
Nach knapp zehn Minuten übernahm die Auswahl von Deschamps die Initiative. Und wie schon gegen Portugal stand Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi im Blickpunkt. Erst parierte der 31-Jährige einen Distanzschuss von Karim Benzema, dann glänzend den Nachschuss von Griezmann, der allerdings im Abseits stand (14.).
Frankreichs Offensivmaschine nahm Fahrt auf: Völlig freistehend drückte Kylian Mbappe einen Kopfball nur drei Minuten später nach einer schönen Flanke von Digne am Tor vorbei.
Kurz vor der abgesprochenen Trinkpause im Glutofen von Budapest der erste Nackenschlag für die Gastgeber: Kapitän Adam Szalai vom FSV Mainz 05 musste Mitte der ersten Halbzeit nach Verbandsangaben wegen Kreislaufproblemen vom Platz, nachdem er mehrere Minuten auf dem Rasen behandelt werden musste. Der für ihn eingewechselte Nemanja Nikolic wurde Sekunden später bei einem Mbappe-Freistoß mit dem Ball am Kopf getroffen, konnte aber ohne Behandlung weitermachen.
Frankreich hatte in der Folge deutlich mehr Spielanteile, die Führung lag in der Luft. Doch Benzema verzog eine Direktabnahme nach sehenswerter Vorarbeit von Mbappe knapp (31.). Auch Mbappe, der die ungarische Abwehr zusehends beschäftigte, rutschte der Ball Augenblicke später aus bester Position über den Spann.
Diese Fahrlässigkeiten rächten sich, als Attila Fiola (45.+2) einen exzellent ausgespielten Konter eiskalt einschob und die Fans in Ekstase versetzte.
Nach der Pause drückte Frankreich, Der frühere Dortmunder Ousmane Dembele, der in der 57. Minute eingewechselt worden war, traf nur den Außenpfosten (59.). Die Gastgeber lauerten, angepeitscht von den völlig euphorisierten Zuschauern, auf den Lucky Punch. Dann schlug Griezmann nach sensationeller Vorarbeit von Mbappe zu.
Ungarn - Frankreich: Die Aufstellungen
- Ungarn: Gulacsi - Nego, Botka, Orban, Attila Szala, Fiola - Nagy - Kleinheisler (84. Lovrencsics), Schäfer /75. Cseri) - Szalai (26. Nikolic, Sallai - Trainer: Rossi
- Frankreich: Lloris - Pavard, Varane, Kimpembe, Digne - Pogba (76. Tolisso), Kante, Rabiot (57. Dembele, 87. Lemar) - Benzema (76. Giroud), Griezmann, Mbappe - Trainer: Deschamps