"Portugal", stellte Joachim Löw auf der Pressekonferenz am Freitagabend im Münchner Hilton Hotel klar, "ist keine One-Man-Show." Zwar könne Cristiano Ronaldo "mehr als Cola-Flaschen verschieben", die Offensive des Europameisters von 2016 sei aber insgesamt "mit viel Weltklasse" bestückt.
Es ist aber nicht nur die Offensive, die das Team von Fernando Santos auszeichnet. Die Bilanz von nur einer Niederlage und sieben Gegentoren in den letzten zehn Pflichtspielen ist auch der Tatsache geschuldet, dass sich die portugiesische Abwehr auf Top-Niveau präsentiert.
Eine Abwehr, in der noch immer Kepler Laveran de Lima Ferreira alias Pepe das Sagen hat. Der mittlerweile 38 Jahre alte, aber nach wie vor abgezockte Routinier des FC Porto bestreitet seine letzte EM. Um seine Nachfolge als Chef der Defensive muss sich Santos aber keine Sorgen machen. Mit Ruben Dias steht ihm bereits einer der besten Innenverteidiger Europas zur Verfügung. Pepes Partner, bei Manchester City unter Vertrag, wurde jüngst sogar zum besten Spieler der abgelaufenen Premier-League-Saison gekürt.
Guardiola schwärmt von Dias: "Übernimmt Verantwortung"
Wer ist Dias? Der 24-Jährige wuchs in Amadora auf, einer Vorstadt von Lissabon, und wurde bei Benfica ausgebildet, ehe er 2017 sein Profi-Debüt gab. Ein Jahr darauf feierte er auch seine Premiere für die portugiesische A-Nationalelf und schaffte es in den Kader für die WM 2018. All das ohne Skandale, ohne Nebengeräusche. Nur mit harter Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt zeigten bereits mehrere Top-Klubs Interesse an ihm, doch Dias zog es vor, in Lissabon zu bleiben. Erst im vergangenen Sommer wechselte er für 68 Millionen Euro zum Team von Pep Guardiola. Ein stolzer Preis, der sich laut Guardiola aber auszahlte.
"Die Rolle des Leaders bekommt man nicht aufgetragen, die wächst in einem selbst", so der City-Coach. Dias sei "ein solcher Spieler, er übernimmt in guten wie in schlechten Zeiten Verantwortung. Auf, aber auch neben dem Platz. Er kommuniziert sehr viel und sehr gut. Und er ist noch so jung."
Ruben Dias: "Die Premier League ist eine gute Schule"
"Die Premier League", sagt Dias selbst, "ist eine gute Schule, um auf das höchste Level zu gelangen. Ich habe mich in England noch einmal weiterentwickelt." Der Rechtsfuß steht für saubere und doch kompromisslose Zweikampfführung - auch wenn er sich im Auftaktspiel der Portugiesen gegen Ungarn (3:0) nicht über Gelb-Rot hätte beschweren dürfen, nachdem er einen Spieler des Gegners bei einem Luftduell mit der Hand im Gesicht touchiert hatte.
Im Duell mit den Deutschen steuert er allmählich auf sein 60. Pflichtspiel innerhalb der vergangenen zwölf Monate zu. "Kein Problem", sagt er, "ich bin fit und möchte zeigen, dass ich stark bin." Einfacher als gegen Raphael Varane und Presnel Kimpembe wird es für die deutschen Angreifer um Serge Gnabry, Thomas Müller und Co. also nicht. Gerade hohe Bälle dürften gegen Portugals Innenverteidiger-Duo (Dias ist 1,87 Meter, Pepe 1,88 Meter groß) wenig erfolgversprechend sein.
Ruben Dias: Leistungsdaten bei ManCity (2020/21)
Pflichtspiele (Minuten) | 50 (4333) |
Davon zu Null | 23 |
Passquote | 93,3 % |
Zweikampfquote | 60,1 % |
Tacklingquote | 59,1 % |