3. England bei der Euro 2021 ohne Abnutzungserscheinungen
Nach dem zwischenzeitlichen Rückstand durch Damsgaards Traumfreistoß legte England offensiv nicht nur eine, sondern gleich mehrere Schippen zu. Zumindest statistisch gesehen war das Halbfinale gegen Danish Dynamite der offensiv dominanteste Auftritt der Three Lions bei dieser EM. 2,82 betrug am Ende der 120 Minuten der xGoals-Wert, mit insgesamt 20 Abschlüssen verdoppelte England außerdem den Wert aus dem Viertelfinale gegen die Ukraine.
Es war unterm Strich also ein durchaus verdienter Sieg, auch wenn er letztendlich glücklich und durch eine umstrittene Elfmeter-Entscheidung zustande gekommen war. Dabei lag das 2:1 der Engländer spätestens nach einer Stunde in der Luft. Das dänische Kollektiv wirkte selbst nach einem Dreifachwechsel in der 67. Minute kollektiv erschöpft. In Andreas Christensen und Thomas Delaney verließen zwei Stammkräfte noch vor der Verlängerung von Krämpfen und Verletzungen geschüttelt den Platz.
Und während sich Dänemark gen Elfmeterschießen zu krampfen versuchte, standen die Hausherren noch voll im Saft, was zunächst recht unlogisch erscheint. Denn bis auf Kieran Trippier (Atletico Madrid), Jadon Sancho und Jude Bellingham (beide Borussia Dortmund) haben alle Spieler in Englands EM-Kader eine lange und fordernde Saison in der Premier League - der physisch anspruchsvollsten Fußball-Liga der Welt ohne Winterpause mit zwei Pokalwettbewerben und 38 Ligaspielen - hinter sich.
Von Abnutzungserscheinungen, die auch schon im ersten Halbfinale zwischen Italien und Spanien zu beobachten waren und nun bei Dänemark sehr offensichtlich wurden, ist bei Southgates Mannschaft aber keine Spur - und das hat dann doch möglicherweise einen recht simplen und logischen Grund.
Das Finale am Sonntag ist für die Three Lions das sechste Spiel bei dieser EM im heimischen Wembley, während Finalgegner Italien schon in Rom, London und München spielte - also immerhin zweimal hin- und herreisen musste. Halbfinal-Gegner Dänemark musste nach drei Heimspielen in Parken nach Baku und Amsterdam.
England musste nur einmal in Rom ran, die Reisestrapazen hielten sich also in Grenzen. In puncto Regenerationsmöglichkeiten sicherlich kein zu vernachlässigender Punkt, gerade wenn die Physis wie im Halbfinale gegen Dänemark letztendlich das Zünglein an der Waage gewesen ist.
So zumindest sah es auch Sterling: "Mit unseren Beinen, unserer Aggressivität und Power wussten wir, dass sie irgendwann zusammenbrechen", sagte der Stürmer von Manchester City. Und genau so kam es dann auch.