EM

Die Iniesta-Täuschung und der andere Xavi

Von Daniel Börlein
Topfavorit auf den EM-Titel: Spanien mit Trainer Del Bosque und dem genialen Duo Iniesta und Xavi
© Getty
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Der andere Xavi

Es ist kein Geheimnis, dass der Erfolg der spanischen Nationalmannschaft eng mit dem FC Barcelona zusammenhängt. Del Bosques Team hat viel vom Fußball Barcas adaptiert. Selbst die Spieler von Real oder anderen Klubs spielen in der Nationalmannschaft ein bisschen wie Barca.

Xavi allerdings spielt in der Nationalmannschaft eine andere Rolle als in seinem Klub. Während der 32-Jährige bei Barca meist den Spielmacher vor der Abwehr gibt über den jeder Angriff läuft, agiert er im Nationalteam etwas offensiver - auf dem Papier als Zehner.

Der Grund: Mit Busquets und Xabi Alonso stehen del Bosque zwei Weltklasse-Mann zur Verfügung, die in der Defensive für die nötige Stabilität sorgen sollen, gleichzeitig aber auch die Klasse haben, das Spiel zu gestalten. Xavi "muss" deshalb eine Position nach vorne rutschen.

Ein klassischer offensiver Mittelfeldspieler ist er aber freilich nicht. Dazu gehen ihm Dynamik und die Fähigkeit, mit Tempo in die Tiefe zu gehen, ab. Und so ist Xavi bisweilen, obwohl eigentlich als zentrale Figur vorgesehen, der Mittelfeldspieler, der am wenigsten aktiv am Offensivgeschehen beteiligt ist.

Iniesta holt sich weitaus mehr Bälle tief ab und wird gezielter gesucht, auch David Silva rückt von Rechtsaußen häufig ein und ist dadurch öfter Anspielstation als Xavi. Der ist dann manchmal erst die dritte oder vierte Option auf dem Weg zum Tor - oder gelegentlich sogar gar nicht beteiligt.

Anders als bei Barca geht es für Xavi in der spanischen Nationalmannschaft bei eigenem Ballbesitz viel mehr darum, im Spiel ohne Ball Akzente zu setzen und sich mit klugen Laufwegen erst selbst ins Spiel zu bringen oder Räume für seine Teamkollegen zu öffnen.

Für den Erfolg des Teams muss Xavi quasi seine eigenen Qualitäten etwas in den Hintergrund stellen. Ideal, das weiß del Bosque auch, ist das natürlich nicht. Doch Spaniens Coach erscheint dies wohl trotzdem die bestmögliche Lösung, um die höchstmögliche Qualität auf den Platz zu bringen.

Die Alternative zu Xavi als Zehner hieße, ihn eine Position zurückzuziehen. Dann allerdings müsste del Bosque entweder Busquets oder Xabi Alonso auf die Bank verbannen.

Teil 1: Spanische Grundsätze I

Teil 2: Spanische Grundsätze II

Teil 3: Die Iniesta-Täuschung