Spanische Grundsätze II
Drei Positionen sind am fluiden Offensivspiel und den schier endlosen Ballstafetten scheinbar unwesentlich beteiligt: Die beiden Außenverteidiger sowie der Mittelstürmer. Während David Villa noch ein spielender Mittelstürmer war, der sich gerne aus dem Sturmzentrum weg bewegte und auf die Flügel auswich, verkörpern Llorente und Torres eher den Typ Brecher, der sich bevorzugt in der Angriffsmitte aufhält.
Am Kombinationsspiel nehmen beide eher selten teil. Ihre Aufgabe ist es, die gegnerischen Innenverteidiger zu binden, bisweilen als Wandspieler zu agieren, wieder in die Tiefe zu gehen und Lücken zum Einlaufen reißen.
Die beiden Außenverteidiger laufen in der Spieleröffnung stets frühzeitig an und schieben auf eine Höhe mit den beiden Sechsern, werden also zu Mittelfeldspielern. Konsequentes Flügelspiel (hinterlaufen, durchstoßen bis zur Grundlinie etc.) findet im spanischen Spiel allerdings nur selten statt.
Eher geht es darum, auf dem Flügel eine zusätzliche Anspielstation für den einfachen Pass zu haben, das Feld durch deren Positionierung trotz der Fixierung aufs Zentrum breit zu halten und die gegnerischen Außenbahnspieler ausreichend zu binden, um in der Mitte Überzahl zu erlangen.
Für das Spiel bei gegnerischem Ballbesitz sind die Außenverteidiger allerdings elementar, um die defensive Balance nicht zu verlieren. Denn während die beiden Sechser und alle davor postierten Akteure nach Ballverlust sofort zum Gegenpressing übergehen und dementsprechend gegen den Ball schieben, orientieren sich die Außenverteidiger nach hinten und stellen Kontakt zu den beiden Innenverteidigern her.
Die Viererkette stellt bei gegnerischem Ballbesitz einen Abstand her, der größer ist als gewöhnlich, um sich ein wenig Puffer zu verschaffen für den Fall, dass das Gegenpressing nicht von Erfolg gekrönt ist und der Gegner das spanische Mittelfeld überbrücken konnte.
Grundsätzlich gilt für Spanien bei gegnerischem Ballbesitz: Der Gegner wird vom ballnahen Spieler sofort mit Tempo unter Druck gesetzt. Der Rest des Teams (die Viererkette mit Abstrichen) schiebt schnell hinterher und gönnt dem Gegner keine Ruhepausen mit dem Ball.
Der Aufwand dieses Vorgehens ist zwar relativ hoch, die Wahrscheinlichkeit eines Ballgewinnes aber auch, weil der Gegner (weit weg vom spanischen Tor) gezwungen wird, unkontrolliert und zum Teil risikoreich zu handeln.