Trainer Roy Hodgson ließ bereits Elfmeter üben. "Natürlich nehmen wir das jetzt etwas ernster, aber kann man Elfmeterschießen wirklich vorher üben?", fragt er rhetorisch. "Am Ende kommt es auf deine Gelassenheit, deine Zuversicht an, auf die Fähigkeit, alles abzublocken und zu vergessen, was es bedeutet, zu treffen oder zu verschießen", sagt er.
Und auch der italienische Keeper Gianluigi Buffon würde das Spiel gerne in der regulären Spielzeit entschieden sehen. Elfmeterschießen sei Glücksache, "mal gewinnt der eine, mal der andere".
Seit 46 Jahren kein Titel mehr
Ganz unterschiedlich sind die Ausgangspositionen vor der Partie. Die Engländer dürsten nach einem Erfolg. Seit 46 Jahren kein Titel, seit 16 Jahren kein Halbfinale mehr erreicht, seit 15 Jahren nicht mehr gegen Italien gewonnen. Die Probleme der Italiener liegen dagegen in der Gegenwart. Die Eurokrise beutelt das Land, wieder mal erschüttert ein Wettskandal den Fußball und macht auch vor der Nationalmannschaft nicht halt - ein gutes Abschneiden bei der EM würde Italien gut tun, hat sogar Staatspräsident Giorgio Napolitano gesagt.
Bei den beiden Mannschaften herrscht Respekt voreinander, aber auch Zuversicht. "Italien hat ein sehr gutes Team", sagt der englische Torwart Joe Hart und fügt hinzu: "Wir sind Gewinner und gekommen, um für uns und unser Land zu siegen." Italiens Verteidiger Leonardo Bonucci sagt: "Wir waren im Turnier etwas besser als die Engländer. Um weiterzukommen, müssen wir als Kollektiv funktionieren und alle den vollen Einsatz bringen."
"Messias" Rooney?
Im Spiel am Sonntag wird es vor allem auf die Stürmer ankommen. Bei den Italienern sind alle Augen auf Mario Balotelli von Manchester City gerichtet. Der 21 Jahre alte Stürmer erzielte im letzten Vorrundenspiel gegen Irland seinen ersten EM-Treffer und hofft, dass der Knoten nach zwei schwachen Spielen zuvor jetzt geplatzt ist.
In England wird Angreifer Wayne Rooney bereits als "Messias" gefeiert. Der 26 Jahre alte Stürmer von Manchester United hatte im letzten Gruppenspiel beim 1:0 gegen die Ukraine sein insgesamt 29. Tor für England erzielt.
Rooney selbst versucht, den Druck zu senken. "Wir haben 23 Spieler im Kader. Ich kann nicht allein das Turnier gewinnen." Und auch Bonucci sagt: "Rooney allein ist nicht England."
Wayne Rooney im Steckbrief