EM

Advocaat genießt in aller Stille

SID
Dick Advocaat fand nach dem 4:1 seiner Russen gegen Tschechien immer noch Makel
© Getty

Als Dick Advocaat über den Auftaktsieg philosophierte, lächelte der knorrige Niederländer fast. Aber nur fast. Denn der 64-Jährige fand auch in der Stunde des Erfolgs noch Makel.

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"Wir hätten noch mehr Tore schießen können. Andere, stärkere Teams hätten sicher noch mehr Tore gegen uns gemacht", sagte der russische Nationaltrainer. Und redete damit den Gegner Tschechien so schlecht, wie er letztendlich auch war. Trotzdem: "Wir sind sehr glücklich", gab der Niederländer nach dem 4:1 (2:0) zu. Denn es sei wichtig, das erste Spiel zu gewinnen, sagte er.

An das nächste Spiel dachte Advocaat da auch schon. Doch wirklich entlocken lässt er sich grundsätzlich nichts - auch nicht zu den Aussichten nach dem starken Auftritt gegen die Tschechen nun gegen den zweiten Gegner Polen. "Wir werden erneut in einem fantastischen Stadion spielen. Es wird für beide Teams ein großartiges Erlebnis werden", sagte Advocaat nur.

Gegen vor allem defensiv erschreckend schwache Tschechen war das erste Spiel in Breslau nur für die "Sbornaja" ein großartiges Erlebnis. Zwar fingen die Russen trotz des am Ende deutlichen Resultats erst 15 Minuten nach den Tschechen mit dem Fußballspielen an. Und auch in der zweiten Halbzeit nahmen sie sich die ein oder andere Auszeit.

Doch wenn der Motor einmal lief, lief er wie geschmiert. Alan Dsagojew (15.) und Roman Schirokow (24.) hatten die Russen mit sehenswert herausgespielten Toren auf Kurs gebracht, nach dem Anschlusstreffer durch Vaclav Pilar (52.) stachen erneut Dsagojew (79.) sowie Joker Roman Pawljutschenko (82.) und weckten phasenweise sogar Erinnerungen an die Gala-Auftritte von 2008.

"Aufgabe noch nicht erledigt"

Davon will Pawljutschenko aber nichts wissen. "Wir dürfen jetzt nur nicht abheben", mahnte er. Man solle am besten schon dieses Spiel vergessen und an Polen denken. "Die Aufgabe ist noch nicht erledigt", sagte der Stürmer.

Der Mann des Tages gab sich noch bescheidener. "Das Team steht im Vordergrund, nicht die Statistik", sagte Doppel-Torschütze Dsagojew.

Doch die Statistik spricht für die Russen, die durch den Sieg und nach dem 1:1 zwischen Polen und Griechenland die Tabellenführung in der Gruppe A übernahmen.

So wird über die "Sbornaja" in den kommenden Tagen wieder viel geschrieben werden. Über die Rolle eines möglichen Geheimfavoriten, eines ambitionierten Außenseiters oder gar eines Titelkandidaten. Aber Advocaat wird seit Tagen nicht müde, eine mögliche Favoritenrolle von sich zu weisen. So auch jetzt. Der Pokal werde erst am Ende in die Höhe gehoben, sagte er.

"Enttäuschung sitzt tief"

Bei den Tschechen herrschte derweil Katerstimmung. Während die Spieler mit hängenden Köpfen Richtung Teambus schlichen, kritisierte Michal Bilek seine eigene Entscheidung, den Berliner Roman Hubnik in die Anfangsformation zu beordern und den Leverkusener Michal Kadlec auf links spielen zu lassen. Vor allem Letzterer bekam sein Fett weg.

"Ich habe beide bewusst aufgestellt. Kadlec sollte auf den Flügeln ein Gegengewicht zu den agilen Russen setzen, aber er hat seine Leistung heute nicht abgerufen", sagte er. Der Gescholtene zeigte sich selbstkritisch. "Die Enttäuschung sitzt tief. Wir haben viele Fehler gemacht, die müssen wir analysieren", sagte Kadlec.

Während Bilek davon ausgeht, dass sein Team die Moral habe, das wegzustecken, sprach der schwache Kapitän Tomas Rosicky von fehlender Erfahrung. "Wir sind noch nicht raus. Wenn wir gegen Griechenland gewinnen, dann ist alles noch offen", sagte er. Es klang wie eine Durchhalteparole.

Russlands Kader für die EM 2012

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