Mehr als der übliche Ballast

Von Jochen Tittmar und Stefan Rommel
Manuel Neuer ärgert sich nach dem ersten Gegentor gegen Polen
© getty
Cookie-Einstellungen

Die Sache der Ordnung:

Toni Kroos begann als tiefer Sechser, Christoph Kramer assistierte dabei aus einer etwas höheren Position und ging die Wege bis zum und in den gegnerischen Strafraum. Bei der WM zeigte Kroos auf der Halbposition im 4-3-3 seine besten Leistungen, unter anderem kam so sein Passspiel besser zum Tragen (siehe vorherigen Punkt).

Auch wenn Kroos nicht besonders dynamisch und auch kein ausgesprochen hartnäckiger Zweikämpfer ist und seine Stärken immer noch vorrangig im Offensivspiel liegen, war Löws Entscheidung für Kroos als Ballschlepper und Ausgangspunkt der deutschen Angriffe aber nachvollziehbar.

Besonders nach dem Rückstand hätte man sich den Madrilenen jedoch gut auch auf einer veränderten Position vorstellen können. Auf der Bank saß mit Sebastian Rudy ein Spieler, der das deutsche Spiel gegen immer tiefer stehende und in der deutschen Hälfte fast gar nicht mehr attackierende Polen ebenso problemlos hätte ordnen können.

Rudy als einziger Sechser und Kroos dafür auf eine Halbposition oder ins zentrale, offensive Mittelfeld vorziehen, wäre zumindest eine Option gewesen.

An der grundsätzlichen Statik des deutschen Spiels hätte sich nichts verändert, Kroos dagegen war so weit weg vom gegnerischen Tor mit zu vielen Gegenspielern dazwischen ziemlich verschenkt. Er kam selten in Abschlusssituationen, unter anderem deshalb ging der deutschen Mannschaft auch die Gefahr aus der zweiten Reihe komplett ab.

Dass Deutschland trotzdem zu einigen guten Möglichkeiten kam, war auch einigen polnischen Nachlässigkeiten und der schwindenden Kraft der Gastgeber geschuldet. Einen stabileren Gegner hätten die deutschen Versuche nicht vor so viele Probleme gestellt.

Die Statistiken sprachen eine eindeutige Sprache. Glasklare Chancen gab es aber gar nicht so viele. Und die wenigen wurden dann durch auffällig viele harmlose Abschlüsse vergeben. Lediglich der Kracher von Bellarabi zwang Wojciech Szczesny richtig zum Eingreifen, bei Lukas Podolskis Schuss fehlte auch das nötige Glück. "Die Konzentration im Torabschluss wird in den nächsten Tagen das Hauptthema bei uns sein", kündigte der Bundestrainer gleich nach dem Spiel an.

Seite 1: Das lahme Flügelspiel

Seite 2: Das schwache Gegenpressing

Seite 3: Die fehlenden Verlagerungen

Seite 4: Die Sache der Ordnung