Löw: "Neuer verändert Fußball"

Von Adrian Franke
Manuel Neuer machte unter anderem gegen Algerien als "Libero" auf sich aufmerksam
© getty

Joachim Löw hat in einem Interview mit einigem zeitlichen Abstand auf die WM zurückgeblickt und seine wichtigsten Erkenntnisse offengelegt. Vor allem Torhüter Manuel Neuer hatte für den Bundestrainer einen entscheidenden Anteil am WM-Sieg, ansonsten stehe aber das Team über den Einzelspielern. Auch die Bundesliga-Klubs seien indes trotz Spielerabstellungen Profiteure des Titels.

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"Natürlich ist es für mich nach dem langen Weg, auch nach unschönen Momenten und mitunter viel Kritik eine Befriedigung und Freude, dass wir jetzt diesen letzten Schritt gemacht haben und zu Champions geworden sind", stellte Löw im "Kicker" klar. Das Entscheidende für ihn aber sei: "Du musst ein gutes und charakterlich ausgewogenes Team haben. Das ist die wichtigste Erkenntnis aus diesem Turnier."

Denn obwohl es immer Ausnahmespieler gebe, "ist heutzutage ein Team das Allerwichtigste, um bestehen zu können. Wir sind bei der WM als eine Einheit aufgetreten, das war der Schlüssel zum Erfolg."

Vor allem in einem Punkt sei das DFB-Team dennoch individuell im klaren Vorteil gewesen: "Wir hatten mit dem Torhüter einen elften Feldspieler. Ich glaube, dass da Manuel Neuer für einen Wandel im Weltfußball sorgt. Er rettet ja nicht nur weit außerhalb vom Strafraum in höchster Not. Wichtiger ist: Er ist hinten sozusagen der Erste, der das Spiel eröffnet und die anderen dirigiert. Das ist die Zukunft im Fußball."

Viele Komponenten entscheidend für Titel

Daneben spielten, so Löw weiter, viele Komponenten eine Rolle: "Zum Beispiel: Deutschland und Argentinien haben die allerwenigsten Fouls begangen. Gleichzeitig haben Argentinien und wir die meisten Tore erzielt nach Ballgewinnen und schnellem Umschalten. Die Defensive war also jeweils bereits Initiator der ersten Offensivaktion. Und wir haben vermieden, durch Standards Gegentore zu kassieren."

Allerdings zollen die Nationalspieler derzeit auch dem langen Turnier Tribut. Unter anderem Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Mats Hummels sind derzeit angeschlagen, auch Mesut Özil hatte beim FC Arsenal einen holprigen Start in die Saison.

"Es war ja schon nach den Turnieren 2006 und 2010 meine Erfahrung, dass wir danach viele angeschlagene und müde Spieler hatten, die auch emotional zu kämpfen hatten in den Monaten nach einer WM. Deshalb ist es für mich völlig klar: Die Monate bis zum Jahresende werden unglaublich schwer für uns", erklärte der 54-Jährige. Eine Ausrede für die EM-Quali sei das aber nicht: "Unser Anspruch ist trotzdem, die Gruppe zu gewinnen."

Löw: Klubs profitieren von der WM

Dennoch versteht Löw gleichzeitig auch die Kritik der Vereine - Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hatte jüngst erklärt, dass die Klubs die Zeche für die erfolgreiche WM zahlen. "Dieses Argument ist nicht völlig unberechtigt, ich habe absolut Verständnis für die Perspektive der Vereine. Darauf werde ich nach Möglichkeit auch immer wieder Rücksicht nehmen", betonte der Bundestrainer.

Andererseits profitieren die Vereine "und gerade der FC Bayern auch wirtschaftlich von der WM. Denn die Weltmeister haben noch einmal einen ganz anderen Marktwert durch den Titelgewinn bekommen. Und sie kehren natürlich mit breiter Brust zurück."

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