Die Antwort vieler Fragen

Zu David Alabas großen Stärken zählt seine Flexibilität auf dem Spielfeld
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David Alaba ist im System von Josep Guardiola der Wandervogel. Die Rolle des Österreichers hat sich beim FC Bayern München entscheidend verändert und Alaba spielt das, was er schon immer wollte. Nur das Reden macht ihm immer noch keinen Spaß.

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David Alaba sorgt in diesen Tagen in Österreich für etwas Unruhe. An der Aufruhr in der Heimat hat der 22-Jährige eigentlich die geringste Schuld. Der Profifußballer des FC Bayern München wurde von Österreichs Sportjournalisten zum Sportler des Jahres gewählt. Die höchste Auszeichnung im Land - zum zweiten Mal in Folge nach 2013.

Nun. In einem Land, in dem der Fußball im Kampf um die beliebteste Sportart des Landes ernsthafte Konkurrenz hat, ist die erneute Wahl keine Selbstverständlichkeit.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde Alaba, obwohl schon längst erfolgreicher Bundesliga- und Nationalspieler, in Österreich noch nicht einmal von jedem gekannt. "How do you do?", fragte Tirols Ministerpräsident Günther Platter Alaba bei einem Besuch bei der Nationalmannschaft. "Danke gut, Sie können ruhig Deutsch mit mir reden, ich bin Österreicher", antwortete Alaba damals trocken.

Inzwischen ist er so bekannt, dass Alaba zwei Mal in Folge zum besten Vertreter des Sports gewählt wird. Vor Marcel Hirscher zum Beispiel, dem wohl besten Ski-Fahrer der Welt momentan.

"Von mir aus kann Alaba gewinnen"

Für die stolzen Chefs des Ski-Verbandes natürlich ein Skandal, haben doch die eigenen Zöglinge nach eigenem Ermessen viel Größeres geleistet. Eben Hirscher zum Beispiel. Der wurde Gesamtweltcup-Sieger, Slalom-Weltcupsieger und in Sotschi gab's dann noch den zweiten Platz. "Von mir aus kann der Alaba gewinnen", sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. "Aber dass der nicht einmal da ist und per Video gekürt wird, geht nicht."

Aufgrund terminlicher Engpässe konnte Alaba sowohl 2013, als auch in der letzten Woche nicht persönlich in Wien seinen Preis abholen und schickte einen visuellen Gruß. "Da überlege ich mir ernsthaft, ob wir im nächsten Jahr überhaupt zu dieser Gala kommen sollen", schimpfte Schröcksnadel weiter und löste eine Riesendebatte aus.

Und wie reagierte Alaba auf Schröcksnadel? Gar nicht.

Dass er sich per Videobotschaft für den Preis bedankte, war schon Kommunikation genug, denn dieser David Alaba redet öffentlich einfach nicht gerne. Zur eigenen Person schon gar nicht, aber auch zu allgemeinen Themen hält sich der Bayern-Profi liebend gerne zurück. Als ihn der FC Bayern in der letzten Saison zu einer Champions-League-Pressekonferenz bestellte, fühlte sich Alaba im falschen Film und hielt seine Anteilnahme an der Veranstaltung auch im Rahmen.

Lieblingsschüler Guardiolas

Dass er vor dem Champions-League-Spiel gegen den AS Rom erneut vor die Presse trat, gefiel ihm nur bedingt und entsprechend kurz angebunden war er auch.

Wie es denn sei, für den "FC Unschlagbar zu spielen", wurde Alaba gefragt. "Wer ist der FC Unschlagbar?", fragte dieser zurück, obwohl er natürlich wusste, wer gemeint war. Dass er von Österreichs Fußball-Legende Andreas Herzog gelobt wurde und nach dessen Ansicht Alaba nun das Recht habe, Ansprüche zu stellen, ließ den Youngster auch kalt und wehrte die Aussagen ab.

Auch wenn es unfassbar platt klingt, fällt Alaba dann doch lieber auf dem Platz auf. Und das tut er auch. Wenn es so etwas gibt, ist der polyvalente Alleskönner der Lieblingsschüler Josep Guardiolas. Neben Philipp Lahm versteht sich. Alaba ist wie Lahm die Antwort vieler Fragen des Trainers. Für den Schach-Fan Pep ist er der Mann, mit dem er seine Schlüsselzüge machen kann. Gerade in dieser Saison, in der Guardiola taktisch noch variabler spielen lässt als in der Vorsaison.

"David ist ein Spieler, der überall spielen kann. Als Innenverteidiger, linker Verteidiger, im defensiven Mittelfeld. Er hat eine große Mentalität, ist ein großes, großes Geschenk für Bayern München", sagt Pep. Er ist vor allem ein Geschenk für den Trainer selbst.

In der letzten Saison setzte er Alaba zumeist als Linksverteidiger ein. Heuer heißen seine Stationen: Teil der Dreierkette, zentrales Mittelfeld, offensive Außenposition, auch weil er mit Juan Bernat einen Spieler hat, der Alaba adäquat links vertritt.

Mehr am Ball, noch gefährlicher

Betrachtet man die Statistiken, hat Alaba die Reise in offensivere Gefilden gut getan. Alaba ist deutlich öfter an Torschüssen beteiligt als noch in der Vorsaison. Alle 33 Minuten war Alaba 2013/2014 an einem Abschluss involviert, 2014/2015 sind es laut Opta 28 Minuten. Auch ist Alaba nun deutlich öfter am Ball: 101 Ballaktionen hat er heuer, 85 im Schnitt waren es im Vorjahr.

Alaba muss sich - je nach Gegner - immer wieder auf eine neue Rolle einstellen, der Trainer stellt ihn mitunter sogar im Spiel mehrmals um. Als Paradebeispiel gilt das Champions-League-Match gegen Manchester City (1:0), als Pep mit seinem Gegenüber Manuel Pellegrini ein taktisches Spektakel veranstalte und der Österreicher des Trainers strategischer Partner war.

Alaba begann als einer von drei Innenverteidigern, der immer wieder herausrückte, während die anderen beiden hinten absicherten. Da Man City aber tief stand und kein Pressing an vorderster Front ausübte, wanderte Alaba früh ins Mittelfeld. Als der Schiedsrichter die Partie abpfiff, war Alaba längst schon auf der Zehn.

David Alabas Opta-Statistiken

Wieder zurück zur alten Rolle?

Für Alaba ist die Wanderung auf dem Platz kein Problem: "Der Trainer versucht, es so einfach wie möglich zu machen, egal auf welcher Position man spielt. Ich versuche immer mein Bestes zu geben."

Dass er in seiner fünften Saison als Bayern-Spieler endlich die Rolle bekommen hat, die er sich schon immer gewünscht hat, will Alaba nicht thematisieren und er kann sich sogar vorstellen, bald wieder Platz im Mittefeld zu machen: "Basti (Schweinsteiger) kommt bald zurück, Thiago ist noch verletzt, kommt aber auch. Ich mache darüber keine Gedanken, wo ich auflaufe."

Ob als Linksverteidiger, Innenverteidiger, Mittelfeldspieler oder Stürmer. David Alaba liefert ab und wenn er so weiter macht, gibt's 2015 wieder eine Videobotschaft nach Wien.

David Alaba im Steckbrief

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