Es gibt nur wenige europäische Vereine, die mehr Wunderkinder hervorbringen als Stade Rennes. In den letzten Jahren haben Spieler wie Eduardo Camavinga, Ousmane Dembélé und Mathys Tel schon als Teenager in der Profimannschaft der Bretonen für Furore gesorgt, bevor sie für viel Geld zu einem Top-Klub wechselten.
Dieser Trend könnte sich nun fortsetzen, denn wieder hat Rennes einen jungen Spieler in seinen Reihen, der die Interessenten verrückt macht: Désiré Doué. Der 19-Jährige, der schon in der NXGN-2024-Liste von GOAL auftauchte, machte mit seinen Auftritten in der Ligue 1 in der vergangenen Saison viele Spitzenvereine auf sich aufmerksam.
Und es ist kein loses Interesse, das es an Doué gibt, sondern die Klubs machen langsam beim Teenager ernst: Tottenham ist angeblich schon lange hinter Doué her. Und auch Manchester United, Chelsea und Paris Saint-Germain sollen heiße Kandidaten im Rennen um den Flügelspieler sein.
Erst am Freitag vermeldete die französische Zeitung Le Parisien, dass der FC Bayern, der aus Rennes schon Mathys Tel in die Bundesliga lotste, sehr konkret im Werben um Doué geworden ist: Ein erstes Angebot in Höhe von 35 Millionen Euro soll Rennes locker abgelehnt haben - denn der Ligue-1-Klub wolle 60 Millionen auf dem Verhandlungstisch sehen. Doué selbst könne sich einen Wechsel nach München durchaus vorstellen.
Da es in Doués Vertrag, der bis 2026 läuft, wohl keine Ausstiegsklausel gibt, hat Rennes keine schlechten Karten mit der erst einmal utopisch anmutenden Forderung. Die Voraussetzungen für einen langwierigen Bieterkrieg in den kommenden Wochen sind gegeben. Aber was genau macht den vielseitigen Franzosen für so viele Top-Vereine so interessant?
Die ersten Schritte von Désiré Doué
Doué ist in Angers in einer Fußball-Familie aufgewachsen. Seine Cousins Yann Ghobo und Marc-Olivier Doué stehen derzeit bei Toulouse und beim spanischen Klub CD Eldense unter Vertrag, während sein Bruder Guéla ebenfalls für Rennes spielt.
Zusammen mit seinem älteren Bruder wurde Désiré entdeckt: Im Probetraining in Rennes fiel das Duo den Scouts positiv auf, sodass Stade beide haben wollte.
"Mit dem Großen war schon alles erledigt, aber dann mussten wir uns mit dem Kleineren unterhalten. Die Eltern haben uns dann mitgeteilt, dass er drei Jahre jünger ist. Das war kein Problem, sobald er seinen Spielerpass hatte, konnte er mitmachen. Und das tat er und kam zu uns", erinnerte sich Rennes Jugendtrainer Matthieu Le Scornet bei Football Talent Scout an den damals Sechsjährigen.
Désiré war so talentiert, dass Rennes sogar die eigene Klub-Politik ignorierte, um ihn zu verpflichten. Normalerweise holte der Verein keinen Spieler unter neun Jahren, aber den jüngeren der beiden Doué-Brüder wollten sich die Rot-Schwarzen nicht entgehen lassen.
"Er hatte immer einen Ball am Fuß und war von den Bewegungen her schon sehr weit. Man erkennt schnell, wenn ein Kleiner solch eine tolle Ballkontrolle hat, das fällt auf", gab Florent Bourcier, ein anderer Jugendtrainer, zu.
Europameister mit Frankreichs U17
Nach einem vielversprechenden Start durchlief Doué schnell die Jugendabteilung von Rennes und trainierte schon im Januar 2022 bei der A-Mannschaft mit. Damit fiel er in Rennes auf - aber viel größere Aufmerksamkeit erlangte er bei der U-17-Europameisterschaft im Sommer 2022.
Doué holte mit Frankreich den Titel und erzielte gegen Polen vom Elfmeterpunkt aus das erste Tor des Turniers. Nur wenige Minuten später schnürte er mit einem präzisen Freistoß auf dem Weg zum 6:1-Sieg den Doppelpack.
Zusammen mit Spielern wie Tel und Warren Zaïre-Emery (PSG) stand Doué mit einer Ausnahme in allen folgenden Spielen in der Startelf und siegte mit seinem Team im Finale gegen die Niederlande mit 2:1.
Nach Spielende sagte Doué: "Den Schlusspfiff zu hören und zu wissen, dass wir jetzt Europameister sind, ist unglaublich. Der ganze Druck ist auf einmal weg und es ist einfach nur pure Freude. Ein perfekter Moment."
Auch U17-Trainer José Alcocer lobte ihn in den höchsten Tönen. "Désiré liest das Spiel gut, er ist ruhig und gelassen auf dem Platz. Er hat eine starke Persönlichkeit, aber er fragt trotzdem oft nach Tipps, um sich zu verbessern. Er hat jetzt schon eine professionelle Einstellung."
Désiré Doué hat bei Stade Rennes einen Stammplatz
Da die EM ihn deutlich bekannter gemacht hatte, nahm ihn Rennes-Trainer Bruno Genesio anschließend fest in den Kader der Ersten auf. Gleich im ersten Spiel der Ligue-1-Saison 2022/23 wurde Doué mit 17 Jahren 17 Minuten vor Schluss erstmals eingewechselt.
Auch auf seinen ersten Startelf-Einsatz in der Liga musste er nicht lange warten. Dieser kam bei der 1:2-Niederlage gegen Lens, in der darauffolgenden Woche erzielte er beim Sieg gegen Brest sein erstes Profi-Tor. Es war einer von vier Treffern, die er in seiner ersten Saison erzielte. Doué kam in der Debüt-Spielzeit auf insgesamt 34 Einsätze für Rennes - und das auf nicht weniger als sieben verschiedenen Positionen.
Die gerade abgelaufene Saison lief für ihn sogar noch besser. Nach einer Reihe von Kurzeinsätzen zu Beginn erkämpfte sich Doué einen Stammplatz auf dem linken Flügel, obwohl er bei Bedarf auch auf anderen Positionen eingesetzt wurde. Bis zum Ende der Saison verzeichnete er mehr als 40 Einsätze in allen Wettbewerben. Dabei erzielte er vier Tore und lieferte sechs Vorlagen.
Désiré Doué übertrifft Kylian Mbappé gleich mehrfach
In der vergangenen Saison hat Doué das wiederholt gezeigt, was ihn besonders auszeichnet: An den körperlich stärkeren Verteidigern der Ligue 1 ist er oft mit einer Leichtigkeit vorbeigezogen, als wären sie überhaupt nicht da. Selbst im Tempo behält er den Ball am Fuß und mit seinem schnellen Roulette-Trick kommt er regelmäßig an den Gegenspielern vorbei. Doué hat in der vergangenen Saison in der Ligue 1 im Schnitt 3,54 erfolgreiche Eins-gegen-Eins-Aktionen pro 90 Minuten gehabt - damit liegt er vor Kylian Mbappé!
Dank seiner Fähigkeit, unter Druck den Ball zu halten, kann er im letzten Drittel für viel Unruhe sorgen. In der vergangenen Saison kam er im Schnitt auf 4,87 Torschussvorbereitungen pro 90 Minuten und übertraf damit auch in dieser Kategorie den Wert Mbappés. Das ist auch mehr als Phil Foden, Eberechi Eze und Rafael Leão geschafft haben.
Ein großer Teil seines Offensivspiels beruht auf seinen Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins, doch er versteht es auch, seine Mitspieler mit präzisen Zuspielen zu finden. Gegen den Ball arbeitet er energisch mit - so wie es ein moderner Offensivspieler machen muss.
Der Abschluss ist noch keine große Stärke
Doué ist mit seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende, deswegen ist es vielleicht etwas vorschnell, Schwächen herauszustellen oder etwas zu kritisieren: Seine Torausbeute ist bislang noch ausbaufähig. In der vergangenen Saison machte er in der Ligue 1 nur vier Treffer, was sicherlich auch daran liegt, dass er nicht viele Torschüsse abgibt.
Er feuerte im Durchschnitt weniger als zweimal pro 90 Minuten auf das gegnerische Tor. Man hat das Gefühl, dass er vor dem Kasten noch etwas selbstbewusster werden muss. Er hat zwar einen guten Schuss und war aus der Distanz auch schon mit beiden Füßen erfolgreich, aber bei den Abschlüssen muss von ihm aktuell noch mehr kommen.
Körperlich gesehen hat Doué ein paar kleinere Schwächen. Vor allem ist er nicht mit einem Top-Tempo über längere Strecken gesegnet, was er jedoch durch seine Körperbeherrschung im Dribbling oft wieder wettmacht.
Désiré Doué erinnert in seiner Eleganz an Zinédine Zidane
Mit Zinédine Zidane verglichen zu werden, ist das ultimative Kompliment - besonders wenn man Franzose ist. Und obwohl Doué in seiner Karriere noch einen extrem langen Weg vor sich hat, bevor er in einem Atemzug mit dem größten Mittelfeldspieler Frankreichs aller Zeiten genannt werden kann, sprechen die Ähnlichkeiten zwischen den beiden für den Youngster.
Zidane spielte mit einer unheimlichen Eleganz - genau wie Doué. Die Beidfüßigkeit des Rennes-Talents erinnert ebenfalls an Zizou in seinen besten Zeiten.
Wenn der Spieler zum Vergleich nicht aus Frankreich kommen muss, haben einige bei Doué auch schon an den jungen Wayne Rooney gedacht. Auch an diesem Vergleich ist etwas dran. Doués Ideenreichtum, seine Robustheit im Zweikampf und sein Mut erinnern stark an Rooney. Allerdings ist er vor dem gegnerischen Kasten noch lange nicht so torgefährlich wie der Engländer.
Nicht nur der FC Bayern: Spitzenklubs stehen bei Désiré Doué Schlange
Es wird bei der Anzahl der Interessenten immer schwieriger, sich vorzustellen, dass Doué auch in der nächsten Saison noch für Rennes aufläuft. Dieser Sommer könnte für seine Karriere ein entscheidender sein, denn der 19-Jährige muss sich überlegen, was er will. Welcher der Top-Klubs passt am besten zu ihm?
Sowohl Bayern München als auch Manchester United bieten einen großen Namen, während von Chelsea und PSG vor allem die finanziellen Rahmendaten verlockend sein dürften. Tottenham könnte als Zwischenschritt auf dem Weg nach ganz oben ebenfalls eine interessante Option für ihn sein.
Der FC Bayern und Neu-Trainer Vincent Kompany könnten mit Doués Landsmann Kingsley Coman werben, der auch früh in seiner Karriere nach München gekommen ist und sich dort hervorragend entwickelte. Und auch mit Mathys Tel, den Doué noch vor seinem Wechsel 2022 aus Rennes kennt. Der Flügelspieler hat ebenfalls herausragende Anlagen, auch wenn er zuletzt nicht immer so viel Spielzeit erhalten hat, wie er es selbst gerne wollte.
Unabhängig davon, wo es für Doué am Ende hingeht, darf man als Fußball-Fan hoffen, dass er bei seinem neuen Klub viel Spielzeit bekommt. Denn der 19-Jährige ist einer der Spieler, für die Zuschauer gerne ihr Eintrittsgeld zahlen. Und solch einen Spieler sollte man nicht auf der Bank versauern lassen.
FC Bayern München: Der Sommerfahrplan des FCB im Überblick
Datum | Duell | Partie |
24. Juli | FC Rottach-Egern vs. FC Bayern München | Testspiel |
28. Juli | 1. FC Düren vs. FC Bayern München | Testspiel |
3. August | FC Bayern München vs. Tottenham Hotspur | Testspiel |
10. August | Tottenham Hotspur vs. FC Bayern München | Testspiel |
16. August | SSV Ulm vs. FC Bayern München | 1. Runde DFB-Pokal |
24./25. August | VfL Wolfsburg - FC Bayern München | 1. Spieltag Bundesliga |