Julian Nagelsmann machte einen sehr entspannten Eindruck, und warum auch nicht? Fast alle Spieler stehen dem Trainer von Bayern München nach den schweren Corona-Wochen wieder zur Verfügung, und dass der souveräne Bundesliga-Tabellenführer unter der Woche nicht mehr im DFB-Pokal beschäftigt war, hat "mich auch nicht mehr emotional getroffen". Denn dafür sei jetzt endlich mal anständiges Training möglich gewesen. Also: "Ich genieße diese Phase einfach."
Zum Wohlbefinden trägt bei, dass der Vorsprung auf den ersten Verfolger Borussia Dortmund solide sechs Punkte beträgt, dass Nagelsmann keines seiner zwölf Spiele beim kommenden Gegner Hertha BSC (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN) verloren hat, und vor allem: Dass bis auf die nach wie vor verletzten Leon Goretzka und Josip Stanisic, den erkrankten Alphonso Davies (leichte Herzmuskelentzündung) sowie die zwei Afrika-Cup-Teilnehmer Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr keine Personalsorgen die Laune trüben.
Die Entspannung kommt vor allem einem sehr gelegen: Joshua Kimmich. Weil die nunmehr von Corona genesenen Dayot Upamecano und Lucas Hernandez nach einer Phase der Schonung sowie dem folgenden Aufbautraining wieder in die Mannschaft rücken dürften, könnte Benjamin Pavard den Posten rechts hinten übernehmen. Kimmich wäre dann frei für seine Mittelfeld-Chefstelle vor der Abwehr.
Nagelsmann über Kimmichs Rolle: "Noch nicht sicher"
Nagelsmann wollte Kimmich allerdings keine Garantie für dessen erklärte Lieblingsposition geben. "Es ist noch nicht sicher", sagte er, allerdings: Sollten Upamecano und Hernandez beim oder nach dem Training am Samstag nun "nichts mehr signalisieren, wird Benji wieder nach rechts rücken. Aber das müssen wir abwarten". Davon abgesehen - "Ich sehe Josh auf beiden Positionen gerne", und deshalb sei da auch "nichts in Stein gemeißelt".
Seit dem 19. November oder umgerechnet in zehn Pflichtspielen musste Nagelsmann die Sechs anderweitig besetzten - erst fehlte Kimmich zweimal wegen Quarantäne, dann wegen einer Lungeninfiltration als Folge seiner Corona-Erkrankung. In den beiden Spielen der Rückrunde half er dann wegen des Personalmangels als Rechtsverteidiger aus - und "hat es sehr gut gemacht", sagte Nagelsmann. Und überhaupt: "Er hat von überall einen großen Einfluss."
Damit das so bleibt, kommen Nagelsmann auch die beiden kommenden spielfreien Wochen gerade recht. Das seien für ihn "schöne Wochen", betonte er. "Wir müssen trainieren", ergänzte er, denn das Training werde ja ohnehin "immer weniger" angesichts des straffen Terminplans. Und nein, das vorzeitige Aus im Pokal sei kein Grund gewesen, "da mit einem weinenden Auge draufzuschauen, sonst wäre ich ein Fall für unseren Psychologen".
Nur das Thema Corona verfolgt ihn weiterhin. Das sei "ein tragender Punkt" für den weiteren Saisonverlauf, es werde viel davon abhängen, wie die Mannschaften angesichts von Omikron "durch die nächsten Wochen kommen", immer wieder könne sich jemand infizieren. Wer also etwa "in diesem Jahr sehr weit kommen will in der Champions League, muss Glück haben, was das Thema Corona angeht".
FC Bayern: Pressekonferenz mit Nagelsmann im Liveticker zum Nachlesen
Das war es aus München.
Nagelsmann über das erste halbe Jahr und Verbesserungsbedarf: "Ich bin zufrieden, wir haben aber noch extrem viel Potenzial. Die Abläufe funktionieren noch nicht konstant über mehrere Wochen. Ich und die Spieler schauen kritisch hin. Es ist so, dass das Corona-Thema die Saison beeinflussen wird - wie die Teams durchkommen. Es gibt nicht mehr die extremen Quarantäne-Regeln. Corona ist ein Schlüssel, den du nicht so gut beeinflussen kannst. Wer in der Champions League weit kommen will, muss auch ein wenig Glück haben mit Corona-Quarantänen."
Nagelsmann über die aktuelle Phase: "Es ist die erste Phase als Bayern-Trainer, in der wir mal richtig trainieren können. Das wird immer weniger. Eine ganz ruhige Phase hast du nie. Am Ende musst du immer liefern, Dortmund spielt auch eine richtig gute Saison mit vielen Punkten."
Nagelsmann über die Entwicklung von Roca: "Er ist ein verlässlicher Spieler, der seine Schwächen hat, aber auch seine großen Stärken. Bei richtiger Positionierung kann er die Schwächen kompensieren. Er arbeitet daran und ist sehr fleißig. Nach schwächerer erster Halbzeit gegen Gladbach ist er ausgewechselt worden, gegen Köln war er wieder stabiler."
Nagelsmann über die Rolle von Vidovic: "Er ist immer noch verletzt, hatte nach einer härteren Rehaeinheit wieder Probleme an der Achillessehne. Er hat einiges aufzuholen, muss körperlich fitter werden, um seine überragenden Qualitäten auf den Platz zu bringen. Das dauert noch ein bisschen."
Nagelsmann: Hertha? "Verteidigen aktiver und aggressiver"
Nagelsmann über den kommenden Gegner: "Sie haben die meiste Zeit dieselbe Ordnung in der Bundesliga gespielt, jetzt aber im Pokal variiert. Sie spielen deutlich mehr Fußball als vorher, mehr flache Bälle, aber immer noch viele Chipbälle auf Belfodil, der einer der unterschätztesten Stürmer der Liga ist. Er arbeitet gut mit seinem Körper, ist unglaublich schwer zu verteidigen. Mit Richter und Serdar gibt es gute Fußballer außenrum. Es ist mehr der fußballerische, mutige Ansatz, den Korkut auch einfordert. Die Restverteidigung wird sehr wichtig sein für uns. Am Ende hat man auch gegen Wolfsburg gesehen, dass es viele Räume gibt, über die man angreifen kann. Sie verteidigen aber auch deutlich aktiver und aggressiver."
Nagelsmann über die Pause im DFB-Pokal: "Das hat mich emotional nicht mehr getroffen, irgendwann muss man das abhaken. Es waren skurrile Spiele und gibt jetzt eine große Chance für die verbleibenden Bundesligisten, das Ding zu gewinnen. Ich habe mich darüber gefreut, trainieren zu können. Man muss nach vorne schauen."
Nagelsmann über Zakaria: "Ich finde viele Spieler gut. Es ist auch die Pflicht, immer über Spieler zu diskutieren, die ablösefrei sind."
Nagelsmann über Neuers Einfluss auf Nübels Zukunft: "Solange er auf diesem Niveau spielt, ist es für jeden Spieler schwer, an ihm vorbei zu kommen. Manuel ist nach wie vor der beste Torwart, weil er sehr konstant jede Sparte des Torwartspiels abruft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es abrupt mit 36 aufhört. Die Analyse der Situation können wir dann machen, wenn es so weit ist. Derzeit spielen beide und sind zufrieden."
Nagelsmann über Playoffs in der Bundesliga: "Das ist kein Angriff auf den FC Bayern. Ich gehe davon aus, dass wir da auch dabei wären und uns durchsetzen könnten. Man muss aufpassen, dass man den Sport nicht inflationär häufig im Fernsehen sieht. Ansonsten wird es uninteressant. Der Sport lebt von den Fans. Wenn es zu viele Spiele sind, wird die Belastung der Spieler zu hoch und das Niveau wird schlechter. Darunter leidet das gesamte Konstrukt. Ich bin immer offen und bereit, Diskussionen zu führen. Veränderungen gehen nicht ganz so schnell vonstatten."
Nagelsmann über eine Neuer-Verlängerung: "Ich weiß nicht, ob da gerade vertragliche Themen besprochen werden. Ich weiß, dass er noch Vertrag hat und ein herausragender Torwart ist. Man hat gleich gesehen, dass er gegen Köln aus der Kalten ein überragendes Spiel gemacht hat nach einer Einheit. Diese Qualität wird er noch ein paar Jahre halten."
Nagelsmann über das Fehlen von Davies: "Lucas kann in der Viererkette links verteidigen, nach vorne hat er andere Stärken, vor allem im Passspiel. Wir haben das aber auch zuletzt mit anderem Personal gelöst und haben mehrere Optionen. Wir können das auch klassisch spielen mit Defensivspielern oder mit einer Hybridvariante. Unsere Idee hängt nicht von einem Spieler ab, das wäre ein Armutszeugnis."
Kimmichs Rolle gegen Berlin: "Wird eher Richtung sechs gehen"
Nagelsmann über Kimmichs Rolle: "Ich sehe ihn auf beiden Positionen gerne. Es ist für seine Qualität egal. Wenn alles normal läuft, wird es eher Richtung sechs gehen. Es ist aber noch nicht sicher. Wenn Luci und Upa morgen nichts mehr signalisieren, wird Benji wieder nach rechts rücken."
Nagelsmann über die Personalsituation: "Die Lage bei Goretzka ist bekannt. Stanisic macht gute Fortschritte und soll nächste Woche ins Training einsteigen. Zwei Spieler sind beim Afrika Cup. Wir haben Belastungssteuerung betrieben. Tolisso haben wir gestern rausgenommen, Neuer heute. Leroy hat ein bisschen Probleme. Das entscheiden wir morgen. Aber ich sehe keine Gefahr.
Nagelsmann über seine gute Bilanz gegen Berlin: "Das ist eher Zufall. Wir haben nicht immer herausragend gut gespielt in Berlin. Niklas Süle hat mal einen Ball aus 40 Metern reingehauen. Wenn man eine positive Bilanz hat, sollte man dafür sorgen, dass es so bleibt."
Coach Nagelsmann ist da. Ohne Pressesprecher Dieter Nickles, der positiv auf Corona getestet wurde und sich in Quarantäne befindet, geht es los.
Vor Beginn: Mit Robert Lewandowski kann Nagelsmann weiterhin auf einen Weltfußballer zurückgreifen. Der Pole verteidigte seinen Titel unter der Woche erfolgreich und setzte sich knapp vor Lionel Messi durch.
Vor Beginn: In den vergangenen Tagen hat sich die Personalsituation in München weiter entspannt. Unter anderem ist Lucas Hernandez nach überstandener Corona-Erkrankung ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Ist er schon eine Option gegen die Hertha und wie steht es um die anderen Coronafälle?
Vor Beginn: Julian Nagelsmann schreitet planmäßig um 13.30 Uhr zum Podest, um sich den Fragen der Journalisten zu stellen.
Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zum Liveticker zur Pressekonferenz des FC Bayern München vor dem Bundesligaspiel gegen Hertha BSC.
Hertha BSC vs. FC Bayern: Voraussichtliche Aufstellungen
- Hertha BSC: Schwolow - Klünter, Stark, Boyata, Mittelstädt - Ascacibar, Darida - M. Richter, S. Serdar - Belfodil, Maolida
- FC Bayern: Neuer - Pavard, Upamecano, Süle, Hernandez - Kimmich, Tolisso - Gnabry, T. Müller, L. Sane - Lewandowski
FC Bayern: Die kommenden Partien
Termin | Wettbewerb | Gegner |
Sonntag, 23.01., 17.30 Uhr | Bundesliga | Hertha BSC (Auswärts) |
Samstag, 05.02., 18.30 Uhr | Bundesliga | RB Leipzig (Heim) |
Samstag, 12.02., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfL Bochum (Auswärts) |
Mittwoch, 16.02., 21 Uhr | Champions League | RB Salzburg (Auswärts) |
Sonntag, 20.02., 15.30 Uhr | Bundesliga | SpVgg Greuther Fürth (Heim) |