Wie das Red-Bull-Imperium für den Sabitzer-Transfer eine Ausstiegsklausel austrickste

Marcel Sabitzer spielte in der Saison 2014/15 per Leihe von RB Leipzig bei RB Salzburg.
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Marcel Sabitzers Transfer von RB Leipzig zum FC Bayern löste altbekannte Diskussionen über die Münchner Konkurrenz-Schwächung aus. Im Leben des 27-jährigen Mittelfeldspielers war es aber nicht der erste kontroverse Wechsel. Ein Rückblick auf Sabitzers Weg von Rapid über Salzburg nach Leipzig.

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Gellende Pfiffe hallten am Samstagabend durch die Leipziger Arena, als Marcel Sabitzer Mitte der zweiten Halbzeit im Trikot des FC Bayern München den Platz seines Ex-Klubs betrat. "Das ging mir schon ein bisschen nahe", gestand er nach dem 4:1-Sieg seines neuen über seinen alten Arbeitgeber.

Überraschend kam die Wut der Fans selbstredend nicht. Der Leipziger Kapitän war erst kurz vor Ende der Transferphase für 15 Millionen Euro Abwehrchef Dayot Upamecano und Trainer Julian Nagelsmann nach München gefolgt. Sabitzer, der dritte prominente Überläufer vom Vizemeister zum Serienmeister in nur einem Sommer. Grund genug für kollektive Empörung.

Es war aber nicht der erste kontroverse Wechsel des 27-jährigen Mittelfeldspielers. Wie Sabitzer nun die traditionelle Konkurrenz-Schwächung des FC Bayern symbolisiert, symbolisierte er mit seinem Wechsel vom SK Rapid Wien zu RB Salzburg 2014 den vermeintlichen Wettbewerbsvorteil des Red-Bull-Fußball-Imperiums.

Marcel Sabitzers umstrittener Wechsel von Rapid zu Salzburg

Sabitzer galt in Österreich seit Kindestagen als großes Talent. Im Alter von 14 Jahren absolvierte er sogar ein Probetraining beim FC Bayern, ab der U16 kam er für alle U-Nationalmannschaften zum Einsatz. Im Januar 2013 wechselte Sabitzer schließlich für 350.000 Euro vom Wiener Vorort-Klub Admira Wacker Mödling zur großen Rapid. Schnell wurde er dort Stammspieler und weckte mit seinen starken Leistungen Interesse - unter anderem aus Salzburg.

Theoretisch befand sich Rapid in einer komfortablen Situation, um den Avancen des finanziell in anderen Sphären operierenden Rivalen standzuhalten. Sabitzer besaß zwar eine Ausstiegsklausel in Höhe von zwei Millionen Euro, diese galt allerdings nur für ausländische Klubs. Wohl in erster Linie, um einen möglichen Transfer nach Salzburg zu verhindern.

Nach eineinhalb Jahren aber wechselte Sabitzer 2014 doch zum direkten Rivalen - und Rapid musste machtlos zusehen. Hauptverantwortlich dafür war Ralf Rangnick, damals Sportdirektor von Salzburg und Leipzig, das sich passenderweise im Ausland befindet. Leipzig also zahlte die zwei Millionen Euro für den damals 20-Jährigen, stattete ihn mit einem Vierjahresvertrag aus und verlieh ihn tags darauf nach Salzburg.

Nach ersten Profierfahrungen bei Admira Wacker Mödling startete Marcel Sabitzer zwischen Januar 2013 und Sommer 2014 beim SK Rapid Wien durch.
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Nach ersten Profierfahrungen bei Admira Wacker Mödling startete Marcel Sabitzer zwischen Januar 2013 und Sommer 2014 beim SK Rapid Wien durch.

Rapid-Sportdirektor Andreas Müller klagte über "G'schmäckle"

Die Wiener Fans tobten, der ebenfalls deutsche Sportdirektor Andreas Müller klagte im österreichischen Kurier über ein "G'schmäckle": "So sagen wir Schwaben zu Deals, die nach Tricksereien aussehen." Wobei sich G'schmäckle für diesen Transfer eigentlich deutlich zu niedlich anhört. Wenn man so will, hatte er eher einen ausgewachsenen Geschmack.

Wenige Wochen später sah das übrigens auch Rangnick ein. "Das war in der Tat etwas unglücklich, das würden wir heute nicht mehr so machen", verkündete er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Sabitzer selbst erzählte später dem Spiegel: "Wohlgefühlt habe ich mich damit nicht. Ich habe damals echt kurz überlegt, das Ganze abzubrechen, weil ich wusste, dass viel Gegenwind kommen kann. Aber sportlich gesehen hat es sich letztlich ausgezahlt."

Den Gegenwind hatte er richtig antizipiert. Er kam schon am ersten Spieltag der neuen Saison herangeblasen, als Rapid in Salzburg gastierte. Das Pfeifkonzert bei Sabitzers Einwechslung war gellend, vielleicht sogar noch gellender als das vom vergangenen Samstag.

Marcel Sabitzer wollte eine "Rückkehr" nach Leipzig verhindern

In Salzburg verbrachte Sabitzer anschließend übrigens nur ein Jahr, ehe er nach Leipzig "zurückkehrte". Mit sagenhaften 47 Scorerpunkten in 39 Spielen hatte er Salzburg zum nationalen Double gehievt, außerdem Erfahrungen im Europapokal gesammelt. Damals kam er noch hauptsächlich als Stürmer zum Einsatz. Wegen dieses beeindruckenden Leistungsnachweises sah Doppel-Sportdirektor Rangnick Sabitzer tauglich für den Schritt zum damaligen deutschen Noch-Zweitligisten. Sabitzer selbst aber sah das ganz anders.

"Ich werde dorthin gehen, wo ich mich am besten weiterentwickeln kann", sagte er Ende Mai 2015. "Wenn ich ehrlich bin, ist Leipzig für die Weiterentwicklung nicht in meinem Kopf drinnen." Durchaus gewagte Aussagen für einen Spieler mit laufendem Vertrag bei eben diesem Klub. Etwa zeitgleich verkündete Rangnick: "Unser Standpunkt ist vollkommen klar: Marcel Sabitzer hat einen Vertrag bei RB Leipzig und wird in der nächsten Saison in Leipzig spielen." Davon werde man "keinen Millimeter abrücken".

Wie Leipzig Salzburg bei der Sabitzer-"Rückkehr" düpierte

Kurz darauf gab Rangnick seinen Doppel-Sportdirektoren-Posten auf, um erstmals das Traineramt in Leipzig zu übernehmen. Sein Nachfolger in Salzburg wurde der bis heute amtierende Christoph Freund. Am 27. Juni kündigte er eine Entscheidung über Sabitzers Zukunft nach dessen Urlaubs-Rückkehr am 2. Juli an. "Dann werden wir uns an einen Tisch setzen, über seine Zukunft sprechen und entscheiden, was für ihn und alle Beteiligten das Beste ist", sagte Freund.

Nur einen Tag später, am 28. Juni, aber vermeldete Leipzig auf seiner Homepage eigenmächtig Sabitzers "Rückkehr". Eine Machtdemonstration, wer im damals eng verwobenen Red-Bull-Kosmos das letzte Wort hat. Leipzig düpierte Salzburg.

Wenig später mussten sich die beiden Klubs übrigens offiziell voneinander lösen, um beide im Europapokal antreten zu dürfen - der Transfer-Flut von Salzburg nach Leipzig tat das bis heute aber bekanntlich keinen Abbruch.

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