Lob ist nie ein schlechtes Zeichen. Schon gar nicht, wenn es spontan kommt. Als Julian Nagelsmann bei seiner Antrittspressekonferenz am Mittwoch gefragt wurde, ob durch die Abgänge von David Alaba und Jerome Boateng nicht zu viel Qualität verloren gehe, verneinte der neue Chefcoach des FC Bayern und zählte die ihm zur Verfügung stehenden Innenverteidiger auf.
Beim Namen Tanguy Nianzou geriet er ins Schwärmen. Keine sonderlich große Überraschung, Nagelsmann hätte den 19-jährigen Franzosen schließlich schon gerne bei RB Leipzig trainiert. "Tanguy", sagte der Nachfolger von Hansi Flick, "kenne ich schon lange, er bringt alle Fähigkeiten mit, um ein herausragender Spieler zu werden."
Boateng über Nianzou: "Der Junge hat ein Riesenpotenzial"
Ähnlich hatte sich auch Flick im April geäußert. "Ein Genuss" sei es, Nianzou bei der Arbeit zuzusehen. Und für Boateng befindet sich der im Sommer 2020 ablösefrei von Paris Saint-Germain verpflichtete Teenager ohnehin schon auf dem besten Wege, zum Boateng der Zukunft zu werden. "Er ist auch schnell und zweikampfstark, er erkennt Situationen. Er ist sogar kopfballstärker als ich es in seinem Alter war. Der Junge hat ein Riesenpotenzial, ein Top-Verteidiger zu werden", wird der langjährige Abwehrchef im FCB-Magazin 51 zitiert.
Sein "Riesenpotenzial" konnte Nianzou in München bislang jedoch noch nur minimal unter Beweis stellen, zwei schwere Oberschenkelverletzungen verdammten ihn in seiner Debüt-Saison insgesamt 34 Pflichtspiele lang zum Zusehen. Unter Nagelsmann kann es eigentlich nur besser werden. Doch um nichts dem Zufall zu überlassen, hat Nianzou bereits die Sommerpause genutzt, um sich in seiner Heimatstadt Paris intensiv auf das vorzubereiten, was kommt.
FC Bayern: Nianzou geht vorbereitet in die Vorbereitung
So arbeitete das Abwehr-Talent nach Informationen von SPOX und Goal fast einen Monat lang knapp 80 Stunden auf dem Platz und im Kraftraum. Das selbsterklärte Ziel: Er will sich unter Nagelsmann so schnell wie möglich schwer verzichtbar machen.
Die momentane Gemengelage in der Defensive des FCB dürfte ihm bei diesem Plan durchaus in die Karten spielen. Als Innenverteidiger stehen Nagelsmann bislang neben Nianzou nur Dayot Upamecano und Chris Richards zur Verfügung. Lucas Hernandez wird aufgrund einer Meniskusverletzung die komplette Vorbereitung verpassen, während Niklas Süle und Benjamin Pavard bis Ende des Monats noch im EM-Urlaub weilen.
Nagelsmann ließ Nianzou deshalb schon im ersten Training am Mittwoch an der Seite von Neuzugang Upamecano in der Innenverteidigung ran - wohl wissend, dass der 1,87 Meter große Rechtsfuß zu Pariser Zeiten auch häufig im defensiven Mittelfeld agiert hatte. Deshalb setzte er Nianzou in einer Spielform am Ende der Einheit auch auf der Position des Sechsers sein. Nicht selten verlor Bayerns neuer Coach dabei die Worte "Sehr gut, Tanguy". Die Chance, zum ersten großen Gewinner unter Nagelsmann zu werden, ist da.
Tanguy Nianzou: Seine Leistungsdaten im Profibereich
Saison | Klub | Pflichtspiele | Minuten |
2019/20 | Paris Saint-Germain | 13 | 905 |
2020/21 | FC Bayern München | 6 | 113 |