Youssoufa Moukoko hat in der Vergangenheit schon häufiger mit teils kryptischen, teils weniger uneindeutigen Beiträgen auf seinem Instagram-Kanal aufhorchen lassen - wenn man das so nennen mag. "Wenn sie denken, sie wüssten mehr über deine Zukunft als du selbst", lautete zum Monatsanfang ein Post in seiner Story. Darunter waren gleich sieben Tränen lachende Emojis zu sehen, das Bild zeigte Moukoko mit ausgebreiteten Armen und dem Rücken zur Kamera.
Worum es dem Stürmer von Borussia Dortmund dabei ging, das geht - ob bewusst beabsichtigt oder nicht - leider nicht gänzlich aus seinem Statement hervor. Wenige Tage zuvor war ein Bericht in den Ruhr Nachrichten erschienen. Den Informationen der Zeitung nach plane Moukoko unter dem neuen BVB-Trainer Nuri Sahin einen Neuanfang und sei sehr motiviert, mit der Borussia in die kommende Saison zu starten.
War Moukokos Posting also eine Replik auf diesen Artikel, der in der Medienwelt natürlich dutzendfach reproduziert wurde, und demnach ein Dementi seiner angeblichen Bestrebungen? Für den Moment bleibt das unbeantwortet.
Felsenfest sicher ist dafür: Moukoko hat eine schwierige und enttäuschende Vorsaison hinter sich, bald aber mit Serhou Guirassy einen neuen Konkurrenten im Angriff vor sich. Aber eben auch einen neuen Coach, den bereits vierten in Dortmund während seiner noch kurzen Karriere als Profi.
BVB: Youssoufa Moukoko spielt im Schnitt nur 32 Minuten
Das Standing des 19-Jährigen war jedoch bei den drei Übungsleitern zuvor stets ähnlich. Weder in der kurzen Zeit unter Lucien Favre, noch bei Marco Rose oder Edin Terzic hat sich Moukokos Status großartig verändert. Er war und blieb der talentierte Youngster mit viel Potential, der hinter dem gesetzten Stürmer rangiert, meist auf der Bank sitzt und sich über Kurzeinsätze empfehlen soll.
Allerdings plagten Moukoko in seinen nun drei vollständigen Spielzeiten als BVB-Profi öfter auch Verletzungen, was in diesem Alter und unter seinen speziellen Voraussetzungen in Dortmund natürlich alles andere als ideal war. So kommt der WM-Fahrer von 2022 auf durchschnittlich knapp 32 Einsatzminuten in seinen bislang 99 Pflichtspielen für die Westfalen.
Das ist eine ziemliche maue Bilanz für einen Spieler, der gerade jetzt in diesem Abschnitt seiner Karriere nur eines machen sollte: spielen, spielen, spielen. Und zwar mit einem Lächeln im Gesicht, wie es Terzic bei Moukoko vonnöten hielt. Ob ihm Sahin die Perspektive aufzeigt, damit er wieder grinst beim Kicken, ist mindestens fraglich.
BVB: Youssoufa Moukoko und das Alexander-Isak-Syndrom
Der Idealfall wäre für Moukoko und den BVB angesichts der Konkurrenz mit Guirassy und Niclas Füllkrug natürlich eine Leihe, am besten gleich über zwei Jahre. Bei einem Verein, der ihn als Stürmer Nummer eins verpflichtet, keine englischen Wochen spielt, dafür aber Moukoko regelmäßige Einsätze garantiert.
Es braucht nicht viel Fantasie, um bei seinem Talent und bis dato 26 Torbeteiligungen im Profigeschäft (18 Treffer, acht Vorlagen) zu prognostizieren, dass Moukoko sich als treffsicher erweisen würde. So bekäme Moukoko womöglich sein Alexander-Isak-Syndrom gelöst, der einst in Dortmund unter vier Trainern kaum spielte, anschließend aber durch permanente Einsätze zu einem der gefährlichsten Angreifer Europas avancierte.
Dem Idealfall steht aber ein Problem entgegen: Der BVB braucht mehr als nur zwei Stürmer wie Guirassy und Füllkrug, die noch dazu relativ ähnliche Spielertypen verkörpern. Dortmunds Angreifer Nummer drei sollte dazu kein Greenhorn mit wenig Erfahrung sein, weil es im Saisonverlauf immer Notfälle geben kann und bei der Soforthilfe von der Bank dann eine höhere Qualität notwendig wäre.
BVB: Youssoufa Moukoko will Rolle unter Nuri Sahin neu definieren
Die Borussia benötigt auf diesem Kaderplatz einen Spieler, der sich trotz der klaren Hierarchie irgendwie genau damit zufrieden gibt, den man aber auch mit steten Kurzeinsätzen bei Laune halten sollte. Adrian Ramos war vor Jahren ein gutes Beispiel dafür. Der Kolumbianer reihte sich in seinen drei Spielzeiten meist hinter Pierre-Emerick Aubameyang ein, meckerte nicht und zeigte ordentliche Leistungen, wenn er gebraucht wurde.
Freilich ist es aller Ehren wert, sollte Moukoko dem BVB die Treue halten und unter Sahin seine Rolle neu definieren wollen. Auch, weil er ein anderer Stürmertyp als Guirassy und Füllkrug ist. Doch man muss kein Prophet sein, am Ende wird er aus dem Dreikampf maximal als zweiter Sieger entspringen.
"Das Vertrauen von seiner Seite ist groß und das Vertrauen von unserer Seite ist riesig", hatte Terzic vergangenen Sommer über Moukoko gesagt und ihm dann lediglich 758 Einsatzminuten lang über ein gesamtes Jahr hinweg vertraut. Kein Wunder also, dass Moukoko bei seinen seltenen Auftritten Spielrhythmus und Wettkampfhärte fehlten.
BVB: Ein Bankplatz ist Gift für Youssoufa Moukoko
Zwar trainiert er beim BVB auf individuell wie mannschaftlich hohem Niveau, doch es ist schlichtweg Gift in Moukokos Alter und für seine Entwicklung, meist nur draußen zu sitzen. Andererseits besitzt er in Dortmund einen ausgezeichnet dotierten Vertrag mit einem kolportierten Jahresgehalt von rund sechs Millionen Euro. Eine etwaige Offerte für beispielsweise ein Leihgeschäft muss also nicht nur sportlich Sinn ergeben, sondern sollte wohl auch wirtschaftlich zumindest nicht völlig außerhalb der Norm liegen.
Um aus der festgefahrenen Einbahnstraße zu kommen, hat sich Moukoko im Ibiza-Urlaub mit Fitnesscoach Arne Greskowiak, der auch die Kölner Haie oder Basketballspieler Dennis Schröder trainiert, verstärkt. Das klingt schon einmal vielversprechend. Schließlich starten unter Sahin alle Akteure bei Null, auch Moukoko - und im Fußball kann es bekanntermaßen schnell gehen. So schnell, dass selbst Moukoko bald noch Dinge über sich erfahren könnte, die er heute noch nicht zu erahnen vermag.
BVB: Youssoufa Moukoko und seine Statistiken als Profi von Borussia Dortmund
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Spielminuten |
Bundesliga | 76 | 17 | 6 | 2369 |
DFB-Pokal | 8 | 1 | 1 | 359 |
Champions League | 12 | - | 1 | 310 |
Europa League | 2 | - | - | 66 |
3. Liga | 2 | 1 | - | 124 |
DFL Supercup | 1 | - | - | 58 |