Hans-Joachim Watzke: Thomas Tuchel als Trainer des FC Bayern "war für mich klar"

Von SID / Stefan Petri
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Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (64) vom Vizemeister Borussia Dortmund sieht die Schere zwischen dem BVB und Rekordmeister Bayern München "immer größer" werden. Außerdem sprach Watzke über die Transfer-Offensive aus Saudi-Arabien, die Probleme der DFB-Elf und das Engagement von Thomas Tuchel beim FC Bayern.

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"Es war für mich klar, dass er irgendwann zu Bayern gehen würde. Ich habe damals schon zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund gespürt, dass das sein innerster Herzenswunsch ist", sagte Watzke in der Sport Bild über den ehemaligen BVB-Trainer Thomas Tuchel.

Er "hatte schon eine Wohnung in München, er kommt aus Bayern, da gehörte nicht viel Fantasie dazu", erklärte Watzke. Ob Tuchel in München Erfolg haben werde, könne er jedoch "nicht wirklich beurteilen, weil ich sechs Jahre nicht mehr direkt mit Thomas zu tun hatte und wir uns beide mit Sicherheit verändert und weiterentwickelt haben".

Die Schere zwischen dem BVB und Rekordmeister Bayern München sieht Watzke derweil "immer größer" werden. "2012 haben wir uns beim Gehaltsbudget um 40 Millionen Euro unterschieden, jetzt trennen uns vielleicht 150 oder 200 Millionen. Und das, obwohl wir uns wirtschaftlich extrem gut entwickelt haben", sagte Watzke: "40 Millionen Gehaltsunterschied kannst du noch zukleistern, mit zwei, drei richtig guten Kader-Entscheidungen, aber nicht 150 bis 200."

Auch in der neuen Saison sei der FC Bayern erster Titelkandidat. "Bayern ist immer in der Pole-Position, wir müssten sie überholen", sagte Watzke: "2019 waren wir relativ nah dran, in diesem Jahr hat das Torverhältnis entschieden. Wir sind offenbar stabiler geworden."

Mit Blick auf den internationalen Transfermarkt glaubt Watzke derweil nicht an ein zeitnahes Ende der millionenschweren Offensive aus Saudi-Arabien. "Diese Transfer-Exzesse werden weitergehen", sagte Watzke, der von der Entwicklung nicht überrascht ist: "Das ist offensichtlich die Art von Fußball, die viele Menschen inzwischen möchten. Wo anders sagen sie, 50+1 sei rückständig und falsch. Bei diesem Denkansatz muss man damit rechnen, dass so etwas kommt. Dass die Saudis über unendliches Geld verfügen, ist bekannt."

Weitere Aussagen von Watzke über Álvarez, Sabitzer, Nmecha und Bellingham gibt es hier.

Watzke fordert "klare Struktur" in der Nationalmannschaft

Watzke glaubt trotz der jüngsten Misserfolge der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an eine erfolgreiche Heim-EM. "Wir haben immer noch die Möglichkeit, eine gute Europameisterschaft zu spielen", sagte Watzke.

Der 64 Jahre alte Geschäftsführer von Vizemeister Borussia Dortmund forderte dafür aber ein verändertes Auftreten der Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick. "Wir müssen nun allerdings endlich mal anfangen, uns anders zu präsentieren. Jeder weiß, dass die Zeit des Experimentierens beendet ist", sagte Watzke, der eine "klare Struktur" in der Mannschaft forderte. Zudem müsse man "auch wieder versuchen müssen, uns auf unsere Tugenden zu besinnen. Auch wenn das ein bisschen platt klingt."

Als Beispiel nannte Watzke die Abwehrspieler, die sich "zuallererst darüber definieren, Zweikämpfe zu gewinnen, und dass wir nicht den ganzen Tag darüber diskutieren, wie die Spieleröffnung des Innenverteidigers aussieht", so Watzke: "Wir müssen bei den Gegnern das Gefühl erzeugen: Verdammt noch mal, wenn du gegen Deutschland spielst, dann bist du auch in der 93. Minute noch nicht sicher."

Bundestrainer Flick gab Watzke Rückendeckung. Man müsse Flick "die Möglichkeit geben, diesen Weg weiterzugehen", sagte Watzke.

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