BVB - Julien Duranville bei Borussia Dortmund: Der Geheimtipp für Fußball-Manager

Als der 16-jährige Julien Duranville im vergangenen Januar vom RSC Anderlecht zu Borussia Dortmund wechselte, immerhin für kolportierte 8,5 Millionen Euro, war er bereits einmal mit dem BVB auf dem Platz gestanden - über acht Jahre zuvor. Duranville teilte sich damals das Geläuf mit Sebastian Kehl, der heutige Sportdirektor der Borussia stand nur wenige Meter von ihm entfernt.

Das war im Oktober 2014. Der BVB spielte in der Champions League bei Anderlecht, musste auf den verletzten Marco Reus verzichten und gewann mit Mittelfeld-Boss Kehl in der Startelf souverän mit 3:0. Duranville hatte seinen Auftritt jedoch schon vor Anpfiff: als Einlaufkind an der Hand von RSC-Angreifer Frank Acheampong.

Es ist leider nicht überliefert, ob Kehl dieser Fakt bewusst war, bevor er erstmals mit Duranville und seiner Familie zusammensaß. Was dagegen klar ist: Der BVB war in Person von Kehl mal wieder sehr frühzeitig an einem der Top-Talente Europas dran. Laut der belgischen Tageszeitung Het Nieuwsblad sogar so früh, dass man bereit gewesen war, fünf Millionen Euro für ihn zu bezahlen, noch bevor Duranville im Mai 2022 sein erstes Profispiel absolviert hatte. Dies zusammen mit der Tatsache, dass Dortmund einen ausgezeichneten Ruf bei der Rekrutierung und Ausbildung solcher Spieler besitzt, ließ andere am Belgier interessierte Vereine wie Real Madrid oder Bayern München in die Röhre schauen.

In diesen Tagen bezeichnete Kehl die Winter-Transfers von Julian Ryerson und Duranville als "Vorgriffe für diesen Sommer". Während Ryerson bereits auf Anhieb zum Stammspieler wurde, musste sich Duranville erst noch reichlich gedulden. Das lag aber weniger an sportlichen Gründen, sondern vielmehr an einem im RSC-Trainingslager auf Kreta erlittenen Muskelteilabriss im Oberschenkel. Erst Anfang März konnte der mittlerweile 17-Jährige die Belastung steigern.

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BVB: Julien Duranville wird drittjüngster Dortmund-Debütant

In dieser Zeit funktionierte die Mannschaft des BVB hervorragend und eilte von Sieg zu Sieg. Duranville musste sich daher auch deshalb noch mehr gedulden, ehe er ein erstes Mal wirklich für die Borussia auf dem Feld stand. Juju, wie er genannt wird, rückte beim Sieg in Augsburg am 33. Spieltag erstmals in den Profi-Kader. Wie groß die Wertschätzung schon jetzt für ihn ist, zeigte sich dann sechs Tage später.

Beim verhunzten Matchball-Spiel gegen Mainz warf Trainer Edin Terzic den belgischen U19-Nationalspieler recht überraschend nach 62 Minuten ins kalte Wasser. Bei einem 0:2-Rückstand sollte Duranville in den wichtigsten Minuten der Saison mithelfen, das Desaster zu verhindern. Lediglich Youssoufa Moukoko und Nuri Sahin waren jünger, als sie erstmals für den BVB aufliefen.

Am Ende fehlte den Westfalen ein Tor für die Meisterschaft. Wenn es an diesem Tag überhaupt eine gute Nachricht für die Dortmunder geben konnte, dann war es Duranvilles Auftritt. Der Flügelspieler zeigte auf der rechten Seite aus dem Stand mehrere gute Szenen und seine beiden größten Waffen: das hohe Tempo und die starken Dribblings.

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BVB: Julien Duranville bemerkenswert unbekümmert

Duranville agierte in diesen etwas mehr als 30 Minuten zudem bemerkenswert unbekümmert, die enorme Drucksituation schien ihn nicht zu tangieren. Am Ende standen mehr als ordentliche 24 Ballaktionen, eine Passquote von 78 Prozent und 80 Prozent gewonnene Zweikämpfe.

Mit seine Einwechslung ließen die Dortmunder Verantwortlichen letztlich ihren Worten nur Taten folgen. Denn bereits rund um Duranvilles Verpflichtung äußerten sie sich durchaus zuversichtlich, dass ihnen da ein guter Fang gelungen ist. "Er ist ein hochtalentierter Flügelspieler, der sich sehr wohlfühlt auf der rechten Seite, super stark ist in den Eins-gegen-eins-Situationen, eine sehr gute Kreativität hat und viel Torgefahr ausstrahlen kann", sagte Terzic. Kehl merkte an, das Hauptaugenmerk läge darauf, "Julien so schnell wie möglich in unseren Profikader und das neue Umfeld zu integrieren und Schritt für Schritt an das Niveau der Bundesliga heranzuführen".

Es ist freilich noch sehr früh für eine Beurteilung, doch die bisherigen Eindrücke vermitteln das Gefühl, als würde dies den Verantwortlichen gelingen. Duranvilles Physis ist zwar naturgemäß noch ausbaufähig und es wird noch etwas Zeit benötigen, bis er zu ausreichend Wettkampfhärte kommt. Doch seine Beweglichkeit sieht bereits enorm vielversprechend aus, die enge Ballführung und -kontrolle sowie sein bei einer Größe von 1,70 Metern tiefer Körperschwerpunkt ermöglichen ihm flinke Drehungen und Wendungen.

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BVB: Romelu Lukaku für Julien Duranville das Vorbild

Beim ersten Testspiel der Saison, einem 7:0-Sieg gegen Westfalia Rhynern, legte Duranville nach einem schönen Tiefenlauf das 5:0 vor und belohnte sich fünf Minuten später fast selbst, nachdem er drei Abwehrspieler austanzte und sein Abschluss noch abgefälscht wurde. "Der ist extrem schnell, macht extrem eklige Bewegungen, hat eine gute Technik dazu - das gibt es nicht so oft. Ich glaube, der wird noch Spaß machen im schwarz-gelben Trikot", sagte sein Gegenspieler Patrick Franke dem Westfälischen Anzeiger nach der Partie.

Auch privat hat Duranville die schwierigste Phase hinter sich. Anfangs wohnte er noch mit seiner Mutter in einem Hotelzimmer, da sich der Vater in Brüssel um die zwei jüngeren und noch schulpflichtigen Geschwister kümmerte. Der Integrationsprozess an die neue Umgebung ist nach nun einem guten halben Jahr weit vorangeschritten, seine Familie jetzt vollständig in Dortmund.

Und sollte es doch einmal noch Schwierigkeiten geben, kann Duranville zum Hörer greifen und sein Vorbild nach Ratschlägen fragen. Landsmann Romelu Lukaku, der wie Duranville aus Anderlechts Akademie stammt, "ist wie ein großer Bruder für mich", sagte er dem BVB-Mitgliedermagazin. "Ich kann ihn jederzeit anrufen und er hat immer ein offenes Ohr für mich."

All dies riecht momentan ein wenig danach, als könnte Duranville schneller als vielleicht weithin angenommen im BVB-Kader überraschen. Die Anlagen von "L'Éclair", dem Blitz, wie ihn Anderlechts Geschäftsführer Peter Verbeke einst taufte, sind jedenfalls ausgezeichnet. Denjenigen, die sich in der kommenden Bundesligasaison für eines der zahlreichen Fußball-Managerspiele anmelden, sei gesagt: Mit Geheimtipp Duranville lässt sich womöglich ein Schnäppchen machen!

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BVB: Julien Duranville von Borussia Dortmund im Steckbrief