Nach Wirtz, Bellingham und Co.: Das sind die Bundesliga-Talente, über die (noch) keiner spricht

Von Justin Kraft
Talente, über die noch keiner spricht.
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Raul König (Borussia Dortmund)

  • Alter: 16 Jahre
  • Position: Stürmer
  • Profi-Pflichtspiele: 0

Den richtigen Namen für einen Stürmer von Format bringt Raul König wohl schon mal mit. Ob er den Sprung in den Profibereich schaffen wird, hängt sicher von vielen Faktoren ab. Beim BVB waren sie aber 2020 schon so überzeugt von dem damals 14-Jährigen, dass man eine kolportierte kleine sechsstelligen Summe nach Mainz überwies für ihn.

Der Angreifer hat sogar schon einen Vertrag mit Ausrüster Nike. Gerade bei jungen Spielern kann schneller Ruhm zu Problemen führen. Bei König gibt es dafür noch keine Anzeichen. Für die U17 des BVB brilliert er mit starken Leistungen. In 19 Partien war er an 15 Treffern direkt beteiligt. Einerseits ist er ein wendiger, schneller und technisch starker, torgefährlicher Spieler. Das macht ihn zu einer guten hängenden Spitze hinter einem Zielspieler im Sturm. Andererseits kann er das aber auch selbst anbieten, weil er trotz nur 1,78 Meter Körpergröße sehr robust agiert.

Deshalb zählt er in Dortmund auch zu den Favoriten unter den Talenten, die irgendwann den Sprung in die Bundesliga schaffen könnten. Statur und Spielweise erinnern etwas an Wayne Rooney. Ein Problem könnte auf diesem Weg lediglich seine Verletzungsanfälligkeit werden. In der Vergangenheit fiel er häufiger mal aus.

Sein Vertrag in Dortmund läuft nur noch bis 2023. Mit nun 16 Jahren kommt er langsam in die Planungsphase für eine mögliche Profikarriere. Durchaus möglich, dass es bis zum Debüt in der Bundesliga nicht mehr lange dauern wird - und wenn es zunächst nur eine Verhandlungstaktik des BVB wäre.

Linus Gechter (Hertha BSC)

  • Alter: 18 Jahre
  • Position: Innenverteidiger
  • Profi-Pflichtspiele: 14 (ein Tor)

Gechter debütierte in dieser Saison bei Hertha BSC und entwickelte sich fortan zunehmend zur echten Alternative im Profikader. In der Bundesliga absolvierte der 18-Jährige schon fünf Partien über die volle Distanz. Auch unter seinem neuen Trainer Felix Magath kommt der Innenverteidiger regelmäßig zu Chancen - zuletzt sogar mal als Linksverteidiger und als Sechser.

Im März gab es den Lohn für seine guten Leistungen in 14 Pflichtspielen: Gechter unterschrieb einen Vertrag bis 2025.

"Linus hat sein großes Potenzial nicht nur in den Trainingseinheiten bei den Profis angedeutet, sondern auch trotz seiner jungen Jahre schon in einigen Bundesliga-Partien unter Beweis gestellt", wird Geschäftsführer Fredi Bobic in der Vereinsmitteilung dazu zitiert: "Linus ist ein weiteres Beispiel für unsere durchlässige Nachwuchsarbeit und damit auch ein Vorbild für die vielen Talente unserer Akademie."

2015 wechselte er im Alter von elf Jahren in die Jugendabteilung von Hertha BSC. Im Februar dieses Jahres gelang ihm beim 1:2 in Fürth sogar das erste Tor. Seine großen Stärken hat er aber im Verteidigen. Der 1,90 Meter große Defensivmann glänzt durch ein solides Zweikampfverhalten und Robustheit. In einer für Hertha schwierigen Saison mit vielen Gegentoren war Gechter oft ein Lichtblick.

Allerdings ist es für junge Spieler auch nicht einfach, sich in einem solchen Umfeld weiterzuentwickeln. Immerhin bringt er aber alles mit, was es auf Bundesliga-Niveau braucht, um sich langfristig durchzusetzen. Dazu zählt neben dem Zweikampfverhalten auch der Mut, sich im Aufbauspiel etwas zuzutrauen. Seine Diagonalbälle sind auf jeden Fall schon jetzt ein großer Gewinn für eine Hertha in der Selbstfindungsphase. Wohin Gechter in Zukunft finden wird, muss sich indes noch zeigen.

Für Linus Gechter lief es sportlich bei Hertha BSC nicht gerade überragend – das lag aber weniger an ihm.
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Für Linus Gechter lief es sportlich bei Hertha BSC nicht gerade überragend – das lag aber weniger an ihm.

Sidney Raebiger (RB Leipzig)

  • Alter: 17 Jahre
  • Position: Zentrales Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 2

Raebiger spielt bereits seit 2015 für RB Leipzig. Mit erst 15 Jahren absolvierte der Mittelfeldspieler seine ersten Trainingseinheiten mit den Profis. Der damalige Trainer Julian Nagelsmann erklärte diesen Schritt unter anderem mit der Corona-Pandemie, die den kompletten Spielbetrieb der Jugendteams lahmgelegt hatte.

Der heutige Bayern-Trainer bescheinigte Raebiger "eine große Gabe", zu dem er "nur Top-Kritiken" von denen bekommen habe, "die das beurteilen können." Rund zwei Jahre später steht das Top-Talent bei zwei Kurzeinsätzen für Leipzig - drei Minuten in der Bundesliga beim 4:1 gegen Mainz 05 und zwölf Minuten in der ersten Pokalrunde beim SV Sandhausen (4:0).

Weitere Bewährungschancen gab es noch nicht für den heute 17-Jährigen. Zuletzt häuften sich die Gerüchte, dass er die Sachsen auf Leihbasis verlassen könnte. Sein jetziger Coach Domenico Tedesco äußerte sich verhalten. Er halte große Stücke auf Raebiger, erwarte von einem derart jungen Spieler aber auch "keine Wunderdinge".

Bei RB Leipzig wartet Sidney Raebiger noch auf den großen Durchbruch.
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Bei RB Leipzig wartet Sidney Raebiger noch auf den großen Durchbruch.

Dass es unter Nagelsmann nicht schon zum Debüt für die Profis reichte, hatte vor allem körperliche Gründe. Einerseits warfen ihn kleinere Verletzungen immer mal wieder zurück, auf der anderen Seite fehlt es ihm bis heute wohl an Durchsetzungskraft. Denn auch Tedesco deutete an, dass Raebiger seine Jugend rein körperlich nicht verbergen könne. "Aber fußballerisch ist er einfach ein guter Kicker, er will immer den Ball haben", sagte der 36-Jährige nach dem Bundesliga-Debüt seines Schützlings.

Raebiger kommt vor allem über seine technischen Fähigkeiten und bringt eine hohe Spielintelligenz mit. Er bietet sich oft in den richtigen Räumen frei und weiß seine körperlichen Nachteile durch Laufwege und eine schnelle Ballverarbeitung zu verstecken. Es dürfte bei seinem Talent nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er in der Bundesliga häufiger zum Einsatz kommt - wenn auch erstmal eine Leihe der sinnvolle Weg zu sein scheint.

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