Außerdem sprach Neuhaus mit SPOX und Goal über seine Zeit bei 1860 München und Fortuna Düsseldorf, seine Eigenschaft, eine "coole Sau" zu sein, ein mysteriöses Ailton-Trikot und den Traum, einmal Champions League gegen sein Vorbild Toni Kroos und Kevin De Bruyne zu spielen.
Herr Neuhaus, 1:7-Tore, ein Punkt aus drei Spielen, zuletzt 0:3 zu Hause gegen den VfL Wolfsburg. Und Sie stellen sich hin und sagen: "Der FC Bayern kommt genau zum richtigen Zeitpunkt." Das müssen Sie erklären.
Florian Neuhaus: Genau genommen habe ich gesagt, dass der FC Bayern immer zum richtigen Zeitpunkt kommt, weil Bayern genau der richtige Gegner ist, um eine Reaktion zu zeigen. Diese Chance haben wir am Samstag und können was gut machen. Dazu ist es einfach ein Highlight-Spiel, auf das sich jeder freut. Jeder wird besonders motiviert sein, das Stadion ist ausverkauft, die Fans werden super Stimmung machen. Auf solche Spiele freut man sich als Spieler einfach.
Gegen Bayern kann es aber auch schlecht laufen.
Neuhaus: Das schon. Aber wir haben schon im Hinspiel gezeigt, dass wir sie schlagen können. Es kommt uns einen Tick entgegen, dass wir nicht zu 100 Prozent das Spiel machen müssen, wie zum Beispiel gegen Berlin oder gegen Wolfsburg. Es wird aber dennoch eine ausgeglichene Partie werden, da gehe ich fest von aus.
Man hört bei Ihnen durchaus eine gewisse "Keine Angst vor den Bayern"-Mentalität heraus. Liegt das am eigenen Selbstbewusstsein, oder daran, dass die Bayern in dieser Saison schon mehrfach gestrauchelt sind?
Neuhaus: Beides spielt eine Rolle. Wir spielen eine gute Saison und brauchen uns in der Bundesliga vor keiner Mannschaft verstecken. Aber klar: Wir wissen, dass Bayern schon Schwächen gezeigt hat - gerade auswärts. Wir trauen uns auf jeden Fall zu, die Bayern am Samstag zu schlagen. Die letzten Jahre lief das ja auch erfahrungsgemäß ganz gut, nach dem, was die Jungs mir so erzählt haben.
Neuhaus: Krise in Gladbach? "Eher eine Ergebnisdelle"
Trotz der starken Hinrunde und dem guten Start ins neue Jahr, macht hier in Mönchengladbach nach den Ergebnissen aus den vergangenen Wochen allmählich das Wort "Krise" die Runde. Würden Sie das ungeliebte K-Wort selbst zur Beschreibung der momentanen Situation bemühen?
Neuhaus: Ich würde es eher als "Ergebnisdelle" beschreiben. Von der Leistung hat das ja eigentlich alles gepasst. In Frankfurt haben wir beispielsweise gegen einen Mitkonkurrenten ein gutes Auswärtsspiel gemacht, auch gegen Wolfsburg haben wir ein gutes Spiel gezeigt. Aber sowas hatte jede Mannschaft in Deutschland schon in dieser Saison. Bayern ist durch eine solche Phase gegangen, Dortmund auch. Das zeigt einfach wieder mal, wie ausgeglichen die Bundesliga ist und dass du in jedem Spiel an deine eigenen 100 Prozent kommen musst, um erfolgreich zu sein.
Nimmt man diese drei sieglosen Spiele mit zwei 0:3-Heimniederlagen auch deshalb nicht als Krise wahr, weil Platz drei nach 23 Spieltagen und den eigentlich gedämpften Erwartungen vor der Saison eben eine so positive Überraschung ist?
Neuhaus: Uns war von Anfang an bewusst, dass es nicht nur steil nach oben gehen wird. Das schaffen nur ganz wenige Mannschaften auf der Welt. Wir lassen uns dadurch aber nicht von unserem Weg abbringen, weil wir überzeugt davon sind, dass es der Richtige ist.
Und auch ein neuer Weg. Max Eberl und Dieter Hecking haben sich im Sommer intensiv beraten, wie ein Neuanfang gestartet und dieses Gefühl der Stagnation nach der Ära unter Lucien Favre beseitigt werden kann.
Neuhaus: Für mich war hier von Anfang an eine totale Aufbruchstimmung spürbar. Man wollte hier beweisen, dass man besser ist, als die beiden neunten Plätze aus den Vorjahren. Darauf haben wir uns als ganzer Verein fokussiert, haben was Neues gewagt mit einem neuen Spielsystem, das von Anfang an gepasst hat.
Ein Glücksfall nicht nur für die Borussia, sondern auch für Sie. Ausgerechnet in dem Sommer, in dem Sie von Fortuna Düsseldorf als Aufsteiger zurückkehrten, wird ein Neustart gewagt, das etablierte und etwas in die Jahre gekommene Gladbacher 4-4-2 musste weichen.
Neuhaus: Für mich persönlich war das natürlich super, dass wir sofort im 4-3-3 gespielt haben. Die Achterposition ist genau mein Ding. Da fühle ich mich einfach am wohlsten und ich bin froh, dass wir so umgestellt haben.
Obwohl das neue System Ihnen quasi wie auf den Leib geschneidert ist, haben die meisten nicht schlecht gestaunt, als Sie am ersten Spieltag der Saison in der Startelf standen und nicht etwa Denis Zakaria oder Christoph Kramer. Waren Sie selbst überrascht?
Neuhaus: Es hat sich ja eigentlich schon ein bisschen angebahnt, auch weil ich in der Woche davor schon im Pokal gespielt habe. Ich war persönlich sehr zufrieden mit meiner Vorbereitung und habe von Anfang gemerkt, dass man mir hier vertraut. Ich habe viele Gespräche mit Max Eberl und Dieter Hecking geführt und auch schon Kontakt mit dem ein oder anderen Spieler gehabt, während ich noch in Düsseldorf gespielt habe. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich ein totaler Neuzugang bin. Dieter Hecking hat dann vor seiner Entscheidung auch gar nicht mehr groß mit mir geredet, sondern einfach meinen Namen bei der Startaufstellung gesagt.
Florian Neuhaus: Statsitiken und Leistungsdaten
Verein | Spiele | Tore | Torvorlagen |
Borussia Mönchengladbach | 25 | 3 | 7 |
Fortuna Düsseldorf | 29 | 6 | 3 |
1860 München | 15 | 1 | - |
Neuhaus steckt sich große Ziele: Nationalmannschaft und Titel
Mittlerweile ist niemand mehr überrascht, wenn Sie bei der Borussia von Beginn an spielen. Auch nicht, wenn irgendwas im gegnerischen Sechzehner passiert. An zehn Toren waren Sie in dieser Saison schon direkt beteiligt und nicht wenige sagen, dass Sie auch in den Notizblock von Bundestrainer Joachim Löw gehören.
Neuhaus: Das ist für mich noch ein Stück weit weg. Ich konzentriere mich auf Borussia Mönchengladbach und die U21-EM im Sommer. Darauf liegt mein Fokus, und alles andere kommt dann von alleine, wenn die Leistung stimmt.
Kleine Schritte machen Sie aber selten. Vor gut zweieinhalb Jahren waren Sie mit der zweiten Mannschaft von 1860 München in der Regionalliga Bayern unterwegs, heute sind Sie Stammspieler bei einem Champions-League-Kandidaten. Als "surreal" haben Sie Ihre eigene Entwicklung mal bezeichnet. Würden Sie das immer noch so sehen?
Neuhaus: Wenn ich mit meinen Freunden zu Hause bin und wir darüber reden, dann bemerke ich immer noch, wie verrückt das eigentlich ist, es in die Bundesliga zu schaffen. Das ging alles sehr schnell und es macht mich stolz, das erreicht zu haben. Aber man will sich immer weiterentwickeln. Wenn man das Eine geschafft hat, steht das nächste Ziel an.
Und das wäre bei Ihnen ...?
Neuhaus: Zum Beispiel beim Thema Nationalmannschaft: Ich habe zwar gesagt, dass das für mich noch ein Stück weit weg ist, aber natürlich ist das auch ein Traum von mir. Ich sage auch, dass ich irgendwann um Titel spielen will. Bei mir ist es so, dass ich immer höher hinaus will. Aber für den Moment bin ich wahnsinnig glücklich in Gladbach und habe hier noch einiges vor.