"Das war sehr ernüchternd für uns", fasst Weigl das blamable 1:1 in der Champions League gegen APOEL zusammen. "Nach dem Ausgleich wurde es immer schwieriger und das Publikum unruhiger."
Dortmund hat aus den letzten sechs Pflichtspielen nur einen Sieg geholt, die Euphorie nach dem starken Saisonstart ist Verunsicherung gewichen, wie auch Weigl bestätigt: "Wir wirkten verunsichert, im Moment will es einfach nicht sein. Wir haben in dieser Durstrecke in den letzten Wochen viel zu viele Tore kassiert und vorne will der Ball nicht rein. Das ist gerade ein schlechtes Gefühl für uns. Wir können nicht so befreit aufspielen wie am Anfang, als wir alles weggefegt haben. Das fühlt sich alles gerade schwerer an."
Weigl: Zwischen Bank und Startelf
Das gilt auch für Weigl selbst, der nach viermonatiger Verletzungspause zwar sein Comeback feierte, aktuell unter Trainer Peter Bosz aber zwischen Bank und Startelf pendelt. Weigl dazu: "Meine Position als Sechser ist die größte Umstellung im System. Ich stehe viel höher, vor allem gegen den Ball. Ich komme damit auch dem Tor viel näher und pro Spiel zu ein, zwei Abschlüssen. Das Gegenpressing ist für mich entscheidend."
Das ist es in Boszs System für alle Spieler auf dem Feld, Weigls Rolle hat sich nach seinem Aufstieg zum Nationalspieler unter Ex-Coach Thomas Tuchel daher verändert: "Ich bin nicht mehr derjenige, der die anderen nur absichert, wie es letztes Jahr war. Ich muss jetzt auch mit attackieren und rausschieben. Mit dem Ball stehe ich jetzt oft zwischen den Ketten, was für mich anfangs sehr ungewohnt war, weil ich eher ein Spieler bin, der das Spiel vor sich hat. Jetzt muss ich aber auch mit dem Rücken zum Tor Lösungen finden. Die Automatismen kommen von Woche zu Woche", so der 22-Jährige.
Für Weigl hat sich seit seinem Wechsel zum BVB vieles verändert, was auch mit einer anderen Wahrnehmung einhergeht, seit er im DFB-Team debütierte. "Das Wichtigste für einen Spieler ist es, einen Trainer zu haben, der einem Vertrauen schenkt. Das war von Anfang an so, als ich hierherkam. Letztes Jahr habe ich in Sachen Persönlichkeit auch noch mal einen wichtigen Schritt gemacht. Denn plötzlich wurde nicht mehr jeder meiner Pässe, die ankamen, abgefeiert. Irgendwann ging es auch darum, Gegner auszuspielen und entscheidendere Pässe zu spielen. Das war auch ein Lernprozess, den ich letztes Jahr durchlaufen und bei dem ich mit Mühe meine Entwicklung gemacht habe. Die hohen Erwartungen waren schwierig für mich. Von einem Nationalspieler wird noch mal mehr erwartet. Ich bin aber gefestigter aus dem letzten Jahr herausgegangen."
Weigl: "Im Moment bin ich nicht gesetzt"
Weigl muss zulegen und sich mit seiner neuen Rolle anfreunden, um auf ausreichend Einsatzzeit zu kommen und den Traum von der WM 2018 nicht aus den Augen zu verlieren. Für ihn gehe es daher im Moment darum, wieder kontinuierlich zu spielen, "denn im Moment bin ich nicht gesetzt im Mittelfeld." Der gebürtige Bayer sehe nur dann eine Chance auf die WM, "wenn ich regelmäßig spiele und auf mein Top-Niveau komme. Ich will zudem körperlich noch zulegen, genauso wie in defensiven Zweikämpfen. Wenn ich da noch mehr Kraft aufbaue, kann ich vielleicht noch ein oder zwei Prozent drauflegen."
Die nächste Aufgabe, die vor Weigl und dem BVB liegt, ist das Spitzenspiel am kommenden Samstag gegen den FC Bayern. In dieses Duell geht die formschwache Borussia als Außenseiter. "Natürlich werden nicht alle viel von uns erwarten. Wir dürfen nicht mit gesenkten Köpfen auflaufen, sondern müssen mit breiter Brust auftreten und Spaß haben und so die Fans auf unsere Seite holen. Wir haben bewiesen, dass wir gegen Bayern Punkte holen können", gibt sich Weigl kämpferisch.