Ex-BVB-Kapitän Christian Wörns im Interview über Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen

Christian Wörns hat bei Borussia Dortmund gespielt
© getty

Christian Wörns absolvierte in seiner Karriere für Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen insgesamt fast 500 Bundesligaspiele. Nachdem der heute 45-Jährige 2008 seine Karriere beendete, landete er als Trainer über die Zwischenstationen Bochum, Schalke 04 und der SpVgg Unterhaching bei der zweiten Mannschaft des FC Augsburg. Ein Gespräch über die Rivalität zwischen dem BVB und S04, ein missglücktes Auslandsabenteuer und das Duo Lattek/Sammer.

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SPOX: Herr Wörns, nach Ihrem Karriereende 2008 beim BVB haben Sie noch bis Mitte 2014 in Dortmund gewohnt und dort Ihre Trainerlaufbahn begonnen. Wieso hat es Sie mittlerweile nach München verschlagen?

Christian Wörns: Die Berufswahl Trainer war bewusst, also muss ich flexibel sein. (lacht) Wir hatten schon immer eine Affinität zu München. Unser großer Sohn war zu dieser Zeit fast mit seinem Abitur fertig. Deshalb war es ein guter Zeitpunkt, um umzuziehen. Ich habe dann dank meiner Kontakte kurz nach dem Umzug eine Stelle als Trainer bei der U16 der SpVgg Unterhaching angetreten.

SPOX: Los ging es für Sie als Trainer 2009, als Sie die C-Jugend des Hombrucher SV in Dortmund übernahmen. Anschließend ging es Anfang 2012 zur U15 des VfL Bochum und ab der Saison 2013/2014 trainierten Sie die U17 des FC Schalke 04. Wie kam das alles zustande?

Wörns: Mein Sohn hat damals in der C-Jugend in Hombruch gespielt, deshalb hat es sich gut angeboten, seine Mannschaft als Trainer zu übernehmen. Ich habe nie einen Karriereplan verfolgt, meine verschiedenen Trainerstationen haben sich aus unterschiedlichen Situationen ergeben.

SPOX: Als langjähriger Dortmunder plötzlich auf Schalke - wie fühlte sich das an?

Wörns: Wenn man sich selbst normal verhält, gibt es keine Probleme. Ich wurde von den Mitarbeitern sehr freundlich aufgenommen. Auch mit den eingefleischten Fans habe ich mich gut verstanden. Das hätten wohl selbst die Schalker nicht gedacht. (lacht)

SPOX: In Unterhaching waren Sie nicht nur Co-Trainer von Christian Ziege, sondern auch Chefcoach der U16. Nach einer Saison ging es Anfang 2016 dann zum FC Augsburg. Dort trainieren Sie mit der U23 Ihre erste Seniorenmannschaft. Wie unterscheidet sich denn mittlerweile der Trainer Wörns vom ehemaligen Spieler Wörns?

Wörns: Das Leben als Spieler ist einfacher. Als Trainer trägt man über alle Spieler Verantwortung, der Umgangston kann auch mal etwas rauer sein. Man eckt häufiger an, will aber natürlich nur die Spieler voranbringen. Ich bin sehr froh, dass ich im U-Bereich angefangen habe.

SPOX: Obwohl Sie als Spieler über 500 Profipflichtspiele absolviert und zahlreiche Titel gewonnen haben, fliegen Sie als Trainer noch etwas unter dem Radar. Ist Ihnen das ganz recht so?

Wörns: Mein Image ist mir egal, darauf habe ich nie geachtet. Als Spieler habe ich gelernt, dass man sich keinen konkreten Karriereplan zurechtlegen sollte. Ansonsten wird man zu verbissen. Ich habe den Einstieg im Jugendbereich bewusst gewählt, um Erfahrungen als Cheftrainer zu sammeln. Ich würde mich nie selbst in den Vordergrund spielen, fest steht jedoch, dass ich weiter als Trainer arbeiten möchte.

SPOX: In Augsburg war Manuel Baum, der aktuelle Chefcoach der Profis, als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Ihr Chef. Stand es zur Debatte, dass Sie sein Co-Trainer werden?

Wörns: Nein. Es war immer klar, dass Alexander Frankenberger als Co-Trainer fungieren wird. Ich bin mir grundsätzlich nicht zu fein für eine Arbeit als Co-Trainer, aktuell gefällt mir die Rolle als Cheftrainer der U23 aber sehr.

SPOX: Sie haben 1989 beim SV Waldhof Mannheim im Alter von 17 Jahren Ihr erstes Profispiel absolviert. Was würden Sie sich heute aus dieser Zeit zurückwünschen?

Wörns: Bei der Jugend würde ich gerne die Uhr zurückdrehen. Wir hatten früher deutlich mehr Freizeit. Natürlich sind die heutigen Jugendspieler im fußballerischen Umgang sehr reif. Sie sollten aber eigene Erfahrungen sammeln und vielleicht auch mal für einen Fehler geradestehen. Die Belastung mit Training, Punktspielen, Auswahlmannschaften und Hallenturnieren ist schon enorm - und nebenbei sollen sie noch die Schule hinbekommen.

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SPOX: 1991 wechselten Sie aus Mannheim zu Bayer Leverkusen und erlebten dort unter anderem mit Dragoslav Stepanovic und Christoph Daum zwei besondere Trainer. Wie anders war Stepanovic?

Wörns: Reiner Calmund hat einmal gesagt: "Mit Stepi kommt der Zirkusmief in den Verein." Das ist ihm mit seinen Sprüchen und unkonventionelle Maßnahmen gelungen. Im Winter hat er einmal über den gesamten Ascheplatz ein riesiges Zelt spannen lassen. Es gab damals keine Rasenheizung und dann haben wir halt im Zelt trainiert. So war es wenigstens warm.

SPOX: Wie haben Sie Daum erlebt?

Wörns: In taktischer Hinsicht war er seiner Zeit voraus. Er hatte komplett neue Ansätze und sich gegen das damalige Motto "Masse macht Klasse" entschieden. Daum konnte die Spieler unheimlich motivieren. Mir persönlich waren echte Inhalte immer wichtiger als abgedrehter Hokuspokus. Ich wurde einmal gefragt, was ich tun würde, sollten Einbrecher meine Frau bedrohen und dies dann auf den Fußball projizieren - das war mir immer suspekt. Grundsätzlich fand ich es schade, dass Daum aufgrund seiner Geschichte keine größere Chance mehr in Deutschland erhalten hat.