"Es ist kein Rumgeeiere bei Veh"

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© getty

Heribert Bruchhagen ist nun seit zehn Jahren bei Eintracht Frankfurt. Der Vorstandsvorsitzende spricht im Interview über die Zeit nach seinem Ausscheiden bei der SGE, die überzogene Erwartungshaltung an die deutsche Nationalmannschaft und die Zukunft von Trainer Armin Veh.

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SPOX: Herr Bruchhagen, 2016 sind Sie 67 Jahre alt und werden nicht mehr Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt sein. Und dann?

Heribert Bruchhagen: Ich werde ganz sicher nicht mehr bei der Eintracht im Tagesgeschäft involviert sein. Was darüber hinaus passiert, davon habe ich aktuell überhaupt keine Ahnung. Es wäre allerdings ungewöhnlich, wenn ich dann nicht mehr einen Fußballplatz betreten würde. Das Spektrum ist weit gefasst. Vielleicht werde ich C-Jugend-Trainer der TSG Harsewinkel oder Funktionär.

SPOX: Freuen Sie sich schon auf diese Zeit?

Bruchhagen: Nein, überhaupt nicht. Ich muss wie jeder andere auch erst einmal lernen, mit der dann nicht mehr täglichen Pflicht, von 9 bis 18 Uhr bei der Arbeit zu sein, umzugehen.

SPOX: Denken Sie, das kriegen Sie ohne Schwierigkeiten hin?

Bruchhagen: Das weiß ich nicht. Sind wir ehrlich: Wer weiß das schon? Sie auch nicht.

SPOX: Nein. Man wird in kleinen Schritten anfangen müssen.

Bruchhagen: Ich habe aber keine Briefmarkensammlung und spiele auch nur mittelmäßig Schach.

SPOX: Nach mehr als 40 Jahren in dieser Branche werden Sie aber eine gewisse Vorstellung des Lebens danach haben, oder nicht?

Bruchhagen: Ich werde nicht in die Leere tapsen, auch wenn meine Frau und die Kinder in Hamburg leben. Ich weiß auch noch überhaupt nicht, ob ich in Frankfurt bleiben werde. Es gibt diesbezüglich noch ganz viele Fragezeichen. Ich beschäftige mich ehrlich gesagt auch nicht besonders intensiv damit, es dauert ja auch noch zweieinhalb Jahre. Nach einem langen Berufsleben habe ich auch durch die Wirtschaftlichkeit des Bundesligajobs alle Freiheiten. Die werde ich schon irgendwie sinnvoll nutzen.

SPOX: Was sagt denn Ihre Frau zu der Aussicht, Sie bald häufiger sehen zu können?

Bruchhagen: Sie hat das gleiche Problem. Sie muss sich erst einmal wieder an mich gewöhnen, auch wenn wir seit 40 Jahren miteinander verheiratet sind. Diese Fragen stellen wir uns natürlich auch, aber wir lachen beide drüber. Wir sind es nicht gewohnt, den gesamten Tag miteinander zu verbringen, weil jeder sein eigenes Berufsleben hat. Aber wir gehen das Thema sozusagen mit einem Augenzwinkern an.

SPOX: Hinter Ihnen liegt mal wieder ein intensives Jahr mit vielen Reisen und Terminen. Wie sehr leidet da die persönliche Regeneration?

Bruchhagen: Ich habe null Verschleißerscheinungen. Mir tut die Hüfte weh, aber ansonsten habe ich nichts. Das Wort Stress lehne ich ab. Das gibt es nicht, wenn man im Fußball tätig ist. Ich laufe zweimal in der Woche zehn Kilometer. Inzwischen brauche ich dafür 70 Minuten. Es gab mal Zeiten, da habe ich nur 50 Minuten gebraucht und nun muss ich alle zwei Jahre eine Minute drauf rechnen. Ich spiele auch hin und wieder in der Altligamannschaft mit. Wenn es 3:0 für uns steht, dann wechseln Bernd Hölzenbein und ich uns ein und haben Spaß.

SPOX: Man wird also nicht zumindest einmal teilweise müde von diesem Beruf?

Bruchhagen: Nein, ich jedenfalls nicht. Ich freue mich auf jede Reise und jedes Spiel. Seit meinem fünften Lebensjahr habe ich mit meinem Bruder von morgens bis abends Fußball gespielt. Das ging natürlich irgendwann nicht mehr, aber wenn ich am Main entlang zur Arbeit fahre, dann freue ich mich. Verlieren wir in der 90. Minute mit 0:1, dann freue ich mich nicht. Dennoch habe ich mein alleiniges Hobby zum Beruf machen können - etwas Schöneres gibt es nicht.

SPOX: Wenn Sie zurückblicken auf Ihre Anfänge als Manager: Wie schwer fiel es Ihnen damals, demokratisch zu sein?

Bruchhagen: Das Hauptproblem meines Berufes ist, dass man nie sagen darf: Das kann oder das weiß ich nicht. Man muss sich nach außen immer als Herrscher aller Reußen darstellen. Egal, ob das eine Entscheidung für einen Trainer, einen Spieler, gegenüber Vorstandsmitgliedern oder Mitarbeitern betrifft: Von einem Fußball-Manager wird erwartet, entscheidungsfreudig und klar strukturiert zu sein. Das sieht das Rollenspiel einfach vor.

SPOX: Und wie sieht es in einem selbst aus?

Bruchhagen: Die Realität ist natürlich eine andere. Man ist oft unentschlossen und von Zweifeln geplagt, hat aber nicht die Möglichkeit, das zu legitimieren.

SPOX: Was war der schlimmste Fehler, den Sie je begangen haben?

Bruchhagen: Der Wechsel von "adidas" zu "uhlsport" während meiner Zeit beim Hamburger SV war zwar aus Sicht des Vereins wirtschaftlich sinnvoll, hat mir jedoch politisch so sehr geschadet, dass ich unter dem Strich trotz eines guten Tabellenplatzes meinen Posten räumen musste.

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