So spielen die Bayern unter Heynckes

Von Thomas Gaber
Bayern-Trainer Jupp Heynckes (r.) hat den FC Bayern spieltaktisch nach vorne gebracht
© spox

18 Tore in sechs Bundesligaspielen. Acht Siege in Folge. Seit 748 Pflichtspielminuten ohne Gegentor. Der FC Bayern München hat eine beeindruckende Serie in der Saison 2011/12 hingelegt. Was macht die Bayern unter Trainer Jupp Heynckes in der ersten Phase der Saison so stark? Zahlen und Daten liefern Antworten.

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Höhere Verteidigung

Unter Heynckes stehen die Bayern auch bei Ballbesitz des Gegners höher als in der letzten Saison. Die Innenverteidiger positionieren sich meist etwa zehn Meter hinter der Mittellinie. Die Abstände zu den Doppelsechs-Positionen wurden so deutlich verringert und die Gefahr, nach Ballverlust einen Konter durch die Mitte zu kassieren, minimiert.

In der Saison 2010/11 ließen die Bayern zum gleichen Zeitpunkt der Saison in der Bundesliga acht Torschüsse nach Kontern zu, in dieser Saison erst zwei.

"Es muss unser Ziel sein, dass es für den Gegner wieder schwerer wird, gegen Bayern München Tore zu erzielen. Das geht nur, wenn die einzelnen Mannschaftsteile enger zusammenstehen und nach Ballverlusten keine Lücken entstehen", sagte Heynckes in der Saisonvorbereitung.

Dadurch, dass die Abwehr in dieser Saison höher steht, führen die Defensivspieler mehr Zweikämpfe (547) als letzte Saison (503). Auch die Quote ist mit 62 Prozent gewonnener Duelle klar besser als 2010/11 (56 Prozent).

Obwohl die Abwehrspieler intensiver verteidigen, leisten sie sich kaum Fouls. Beim Champions-League-Auftakt waren es deren sechs, Rafinha, Philipp Lahm und Daniel van Buyten kamen gar ohne Foulspiel aus - ein ungewöhnlicher Wert bei gleichzeitig gestiegener Aggressivität.

Die Innenverteidigung: Aktivposten Badstuber

In der letzten Saison war van Gaals "Liebling" häufiger verletzt und kam so nie an seine körperliche Leistungsfähigkeit. Unter Heynckes blüht Badstuber richtig auf. Seine Erfolgsquote bei den angekommenen Pässen ist enorm: In Villarreal spielte Badstuber keinen einzigen Fehlpass und gewann in der ersten Halbzeit alle sechs Zweikämpfe am Boden.

Auf Schalke kamen von 47 Kurzpässen 45 an. Badstuber geht im Passspiel mehr Risiko als Nebenmann Jerome Boateng. Er spielt den Ball häufiger zu einem der Mittelfeldspieler. Auf Schalke waren es 22 Anspiele, Boateng kam auf zwölf.

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Das gute Passspiel ist ein Faustpfand der ganzen Abwehr. In Villarreal war Rafinha mit einer Erfolgsquote von 84 Prozent der "schlechteste" (Badstuber und van Buyten 100 Prozent, Lahm 96 Prozent, Boateng 89 Prozent).

Aggressives Spiel gegen den Ball und schnelles Umschalten

Die beeindruckende Serie des FC Bayern hatte ihren Ursprung am 2. Spieltag in Wolfsburg kurz vor Schluss. Luiz Gustavo erzielte in der 90. Minute den Siegtreffer.

Der Brasilianer fiel in diesem Spiel aber nicht nur wegen seines Tores auf. Alleine in der ersten Halbzeit eroberte Gustavo in der gefährlichen zentralen Zone, knapp 30 Meter vor dem Bayern-Tor, fünf Bälle.

Gustavo steht stellvertretend für die hohe Aggresivität des FC Bayern unter Jupp Heynckes. Der ballführende Gegenspieler wird mit höherem Tempo attackiert und durch gutes Verschieben häufig gedoppelt (siehe Video). Das Pressing beginnt bereits im Sturmzentrum bei Mario Gomez, der regelmäßig die gegnerischen Innenverteidiger beschäftigt.

"Mario hat in punkto Defensivarbeit enorm dazugelernt. Er stört beim Aufbauspiel und läuft die Abwehrspieler sehr gut ab", sagt Bastian Schweinsteiger. Auch Franck Ribery hat offenbar Spaß am Pressing gefunden. In den ersten neun Pflichtspielen hat er mehr Bälle erobert als in der gesamten Saison 2010/11.

"Wir haben wieder ein Konzept, wie wir verteidigen und gegen den Ball arbeiten sollen", sagte Kapitän Philipp Lahm nach dem 7:0 gegen Freiburg. "Jeder Spieler beteiligt sich an der Defensivarbeit. In der letzten Saison haben drei, vier Spieler attackiert, jetzt macht es die ganze Mannschaft. Das ist der wesentliche Unterschied", erklärte Mario Gomez bei SPOX.

Als besonders zweikampfstark entpuppt sich dabei Schweinsteiger. In Villarreal gewann er im Zentrum alle fünf Duelle gegen Bruno, auf Schalke ließ er in zwölf Zweikämpfen Julian Draxler, Jefferson Farfan und Kyrgiakos Papadopoulos nicht ein einziges Mal den Vortritt.

Nach der Balleroberung wird schnell umgeschaltet. In der letzten Saison schossen die Bayern nach Kontern in den ersten sechs Spielen sieben Mal aufs gegenerische Tor, in dieser Saison sind es bereits 13 Torschüsse. Nach einem in der gegnerischen Hälfte provozierten Balllverlust schossen die Bayern bereits drei Tore, 2010/11 nur eins.

Toni Kroos kommt als Zehner eine Schlüsselrolle zu, die er mit Bravour ausführt. Kroos hält seine Passquote konstant bei knapp 90 Prozent und war in der Bundesliga schon an 28 Torschüssen beteiligt.

Seite 2: Vertikales Offensivspiel und Linkslastigkeit

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