Vertikales Offensivspiel
In der Saison 2010/11 hatten die Bayern in der Bundesliga einen durchschnittlichen Ballbesitzwert von 64 Prozent. Louis van Gaal setzte auf eine dominante Spielweise nach dem Vorbild des FC Barcelona.
Allerdings fehlte es dem Offensivspiel in der letzten Saison häufig an Tempo und Risiko. Bereits in der Abwehr zogen die Bayern das Spiel in die Breite.
2010/11 hatten die Verteidiger einen Ballbesitzanteil von 44 Prozent, die Mittelfeldspieler von 47 Prozent. In dieser Saison wird das Spiel nach vorne verlagert. Die Mittelfeldspieler sind 50 Prozent am Ball, die Abwehrspieler 41 Prozent.
Bis zum 6. Spieltag der Saison 2010/11 spielten die Münchner 103 längere Diagonalbälle und 82 Steilpässe. 2011/12 ist das Angriffsspiel vertikaler: 66 längeren Diagonalbällen stehen 103 Steilpässe gegenüber.
Die Ballkontaktzeiten sind verkürzt, das Risiko wurde erhöht. Die Passquote hat durch das temporeichere Offensivspiel nicht gelitten. Wie in der letzten Saison spielen die Bayern 13 Prozent Fehlpässe.
Dafür erarbeiten sie sich deutlich mehr Großchancen (2011/12: 23, 2010/11: 11). 13 von 18 Bundesligatoren erzielten sie aus dem Spiel heraus.
Bei Ballbesitz wird das 4-2-3-1 mitunter in ein 4-2-4 umgewandelt, indem die offensive Mittelfeldreihe und der zentrale Stürmer nahezu auf einer Linie spielen und dabei rotieren. Verlässt beispielsweise Ribery die linke Seite und zieht in die Mitte, geht Kroos ab und zu auf den Flügel. Als Zehner hat er schon elf Flanken von links geschlagen.
mySPOX-Blog: Die Methode Heynckes
Bayern ohne Robben extrem linkslastig - aber variabel
Während sich Arjen Robben mit einer hartnäckigen Schambeinentzündung herumplagt, präsentiert sich Franck Ribery seit Wochen in bestechender Form.
In der Liga war der Franzose an 33 Torschüssen beteiligt - die meisten aller Bayern-Spieler. Er traf dreimal und bereitete drei weitere Tore vor. Seine Passquote ist besser als letzte Saison (2011/12: 81,8 Prozent, 2010/11: 80,3 Prozent).
In Robbens Abwesenheit ist Ribery der Flügelspieler, über den die meisten Angriffe laufen. Auf Schalke hatte er 85 Ballkontakte und führte 32 Zweikämpfe.
Thomas Müller, Riberys Pendant auf rechts, kam auf "nur" 45 Ballkontakte und ging in 17 direkte Duelle.
Ein weiteres klares Indiz für die Linkslastigkeit des Bayern-Spiels sind die Passdaten aus dem Villarreal-Spiel.
Ribery bekam mit Ausnahme von Rechtsverteidiger Rafinha von allen Spielern mehr Pässe als Müller. Bastian Schweinsteiger spielte Ribery 20 Mal an, Müller nur acht Mal.
Im Gegensatz zu den Van-Gaal-Jahren interpretiert Ribery seine Rolle deutlich variabler. Er profitiert dabei von Heynckes' Maßnahme, die Mannschaft vom starren Positionskorsett seines Vorgängers zu befreien.
BLOGmySPOX-User zum FC Bayern: "Ribery bekommt die Liebe, die er braucht"
Ribery muss unter Heynckes aktiv am Pressing teilnehmen und mehr Defensivarbeit verrichten, hat aber deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Die Positionen müssen auch unter Heynckes besetzt sein, aber nicht zwangsläufig von einem Spieler.
Dieser taktischen Neuerung bedienen sich vor allem Ribery und Linksverteidiger Philipp Lahm. Ribery öffnet für Lahm auffallend häufig die linke Seite, indem er ins Zentrum zieht. Lahm hinterläuft Ribery dann und beteiligt sich am Angriffsspiel.
In der letzten Saison schlug Lahm als Rechtsverteidiger zwar deutlich mehr Flanken (21) als zum gleichen Zeitpunkt 2011 (8), ist aber jetzt deutlich häufiger an Torschüssen beteiligt (2010/11: 5, 2011/12: 11).
Geht es nach Heynckes, soll Ribery aber so schnell wie möglich entlastet werden - durch Robbens Rückkehr in die Mannschaft.
"Ich habe in meiner Laufbahn schon viele Topspieler trainiert, aber Arjen Robben ist ein ganz besonderer Spieler aufgrund seiner Professionalität und seines Könnens. Insofern stellt sich für mich die Frage nicht, ob wir ihn brauchen. Ich hoffe, dass er schon gegen Leverkusen wieder spielen kann", sagte Heynckes nach dem 2:0 auf Schalke bei "Sky".
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Kader, Ergebnisse, Termine: Der FC Bayern 2011/12