SPOX: Herr Mertesacker, was macht Ihre Verletzung an der Ferse?
Per Mertesacker: Mir geht es so weit ganz gut. Ich habe jetzt eine lange Pause hinter mir, die ich ganz bewusst gewählt habe. Ich habe letzte Saison gemerkt, dass ich so nicht mehr weiterspielen kann, auf Grund der Schmerzen in der linken Ferse. Ich kann den Fuß jetzt langsam wieder belasten.
SPOX: Wann werden Sie wieder auf dem Trainingsplatz stehen?
Mertesacker: Da muss man jetzt erst abwarten. Erst wenn ich mein linkes Bein wieder voll belasten kann, wird das möglich sein. Alles andere bringt nichts. Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich mich noch weiter verbessern kann und gerne noch einen Schritt nach vorne machen möchte - und dazu muss ich topfit sein.
SPOX: Bei Werder Bremen gibt es mit Zugang Andreas Wolf derzeit nur einen gesunden Innenverteidiger im Profikader. Muss der Verein jetzt schnell handeln?
Mertesacker: Natürlich ist das nicht einfach. Es ist eine sehr, sehr prekäre Situation. Wir müssen schleunigst alle wieder fit werden oder der Verein muss eben schnell nachbessern.
SPOX: Ist so ein Rückstand für einen Innenverteidiger bis zum Saisonstart aufzuholen?
Mertesacker: Nur schwer. Vor allem, wenn man seit Jahren über die Saison hinaus spielt und dadurch nur wenig Urlaub und eine sehr kurze Vorbereitung hat. Das mache ich schon sehr lange und jetzt kam auch noch die Verletzung dazu. Ich muss einfach sehen, dass ich schnell gesund werde und mir die nötige Fitness dann über die Spiele hole. Anders geht es leider nicht.
SPOX: Werder scheint mit Mehmet Ekici wieder auf ein System mit einem klaren Spielmacher zurückzukehren. Der richtige Schritt nach einem Jahr mit einigen Umstellungen?
Mertesacker: Wir hatten im letzten Jahr natürlich viele Probleme. Wir mussten oft das Spielsystem wechseln, weil uns oft nicht genügend Spieler zur Verfügung standen. Das droht uns diese Saison leider schon wieder. Aber ob nun mit oder ohne klassischen Spielmacher - wir brauchen wieder Spieler, die Werder Bremen prägen! Das hat uns immer ausgezeichnet und ich denke, mit den bisherigen Verpflichtungen können wir sehr zufrieden sein.
SPOX: Also Spieler wie Micoud, Diego, Özil um bei der Zehner-Position zu bleiben. Ekici bringt viele Anlagen mit. Die Erwartungen in ihn dürften aber auf Grund seiner prominenten Vorgänger enorm hoch sein. Wollen Sie an Fans und Berichterstatter vielleicht einen kleinen Appell richten?
Mertesacker: Ich glaube, dass Mehmet das so möchte. Den Druck macht man sich ja in erster Linie selbst. Mehmet ist gewechselt, um sich bei Werder noch mehr in den Fokus zu spielen, als das in München vielleicht möglich gewesen wäre. Für mich war Werder Bremen entwicklungstechnisch sehr gut. Wenn du in einer starken Mannschaft häufig zum Einsatz kommst, entwickelst du dich viel schneller weiter. Das hat Mehmet zuletzt ja in Nürnberg angedeutet. Natürlich kommt er jetzt zu uns in einer Umbruchphase, aber dann liegt es an den erfahrenen Spielern, die jungen zu integrieren. Fußballerisch wird er uns in jedem Fall weiterhelfen.
SPOX: Auch finanziell ist die Situation gerade schwierig bei Werder Bremen. Tim Wiese liebäugelt angeblich mit einem Wechsel nach Wolfsburg. Mit diesem Geld könnten neue Spieler geholt werden. Vor einem Jahr hat das bei Werder noch ganz anders ausgesehen. Ist die Situation jetzt besonders gefährlich im Hinblick auf die mittelfristige Zukunft des Klubs?
Mertesacker: Wir haben auf Grund der fehlenden Erfolge in der letzten Saison einfach nicht so viele Möglichkeiten. Das ist jetzt erst mal die Ausgangslage. Tim und ich sind schon sehr lange bei Werder Bremen und hängen natürlich an diesem Verein. Wir wollen in erster Linie helfen, bessere Möglichkeiten zu erschaffen.
SPOX: Auch durch einen Wechsel vor Vertragsende, um für Werder Transfergewinne zu erzielen? Die Situation ist bei Ihnen ja nicht anders, ihr Vertrag läuft nach der Saison aus.
Mertesacker: Tim und ich haben diesem Verein sehr viel zu verdanken. Daher ist für mich der erste Blick darauf gerichtet, wieder dort hinzukommen, wo ich schon einmal war. Vor allem jetzt mit meiner Verletzung habe ich nicht all zu viele Argumente auf meiner Seite. Ich muss einfach zusehen, schnellstmöglich wieder fit zu werden, um interessant zu sein - in erster Linie für Werder, aber auch für andere Vereine.
SPOX: Hat Ihnen die Verletzung einen Wechsel ins Ausland versperrt?
Mertesacker: Ein verletzter Spieler hat natürlich keine guten Karten. Aber ich nutze diese Zeit jetzt ganz bewusst, um einfach mal abzuschalten. Diesen Druck - immer fit sein zu müssen, immer besser werden zu müssen - macht man sich ohnehin schon sein ganzes Fußballerleben. Von daher werde ich jetzt keinen Gedanken daran verschwenden, mir hinsichtlich eines verpatzten Auslandswechsels auch noch Druck zu machen.
SPOX: Sie sagten vor kurzem in einem Interview, ein Wechsel ins Ausland würde einen sportlich wie menschlich enorm weiterbringen. Inwiefern?
Mertesacker: Das kann ich nicht belegen. Aber ich habe das von anderen Spielern gehört.
SPOX: Also haben Sie sich schon Rat von Spielern geholt, die den Schritt ins Ausland gewagt haben?
Mertesacker: Ja, beispielsweise von Christoph Metzelder. Auch wenn der nicht viel gespielt hat bei Real Madrid, hat er allein schon durch die neue Kultur oder die neue Sprache, die er kennengelernt hat, persönlich enorm profitiert. Mit einem Auslandswechsel kommen viele Dinge auf einen zu, die man bewältigen muss. Das ist eine große Herausforderung, an der man wachsen kann.
SPOX: Wie müsste der Klub dann aufgestellt sein, wie dessen Spielidee sein? Der Name FC Arsenal fällt immer wieder.
Mertesacker: Seit der B-Jugend spiele ich in der Viererkette, von daher dürfte der Verein nicht mit Libero spielen (lacht).
SPOX: Also scheidet ein Wechsel zu einem Klub von Otto Rehhagel aus?
Mertesacker: Ja (lacht).
SPOX: Ernsthaft: Wäre Arsenal ein Verein, der Ihnen zusagt? Wie müsste der neue Klub sportlich aufgestellt sein?
Mertesacker: Der Verein müsste einfach viel im taktischen Bereich arbeiten. Das zeichnet den modernen Fußball aus und das ist auch die Voraussetzung Nummer eins, um wirklich erfolgreich zu sein. Aber das ist bei Werder Bremen genauso der Fall wie bei Arsenal. Ich bin momentan bei Bremen, dazu noch verletzt. Alles was jetzt zählt ist, mich wieder auf einen guten Stand zu bringen, um gute Leistung zu bringen. Alles andere blende ich aus, denn das bringt einen nur davon ab, sich nicht auf das Wesentliche zu konzentrieren.
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