SPOX: Und dann kam Dieter Hecking, den Sie schon aus Aachen kennen und holte Sie nach Hannover?
Schlaudraff: Ich hatte auch während meiner Zeit bei den Bayern immer Kontakt zu Dieter Hecking. Er hat meine Entwicklung verfolgt, ich habe die Entwicklung in Hannover verfolgt. Als für mich dann klar war, dass ich in München keine Perspektive mehr sehe, haben wir uns zusammengesetzt und haben uns recht schnell geeinigt.
SPOX: Wie hat er Sie überzeugt?
Schlaudraff: Der Hauptgrund war, dass ich den Eindruck hatte, dass sich in Hannover etwas bewegt - und ich meinen Teil dazu beitragen kann.
SPOX: Tatsächlich galt Hannover vor der Saison als eines der spannendsten Projekte. Nun stehen unterm Strich drei Niederlagen in fünf Spielen, Platz 14 und das Aus im DFB-Pokal. Was ist passiert? Zu hohe Erwartungen?
Schlaudraff: Im Moment haben wir sicher eine schwierige Phase, aber so etwas gehört zu jeder Entwicklung nun mal dazu. Zwei Jahre lang ging es zuletzt in Hannover ständig bergauf. Und im Moment stecken wir in einer Talsohle. Sicher hängt das auch mit der neuen Situation zusammen, die der Verein durch die Neuzugänge geschaffen hat. So entsteht natürlich Druck - von außen aber auch von innen.
Der Kader von Hannover 96
SPOX: Nach dem Leverkusen-Spiel haben Sie diesen Druck besonders gespürt, als Robert Enke Sie öffentlich kritisierte.
Schlaudraff: Damit hat er ja auch völlig Recht. Das war ein Ballverlust, der mir nie und nimmer passieren darf. Zwar hatte Leverkusen genug Chancen, um uns zweistellig nach Hause zu schicken, aber das erste Tor ging nun mal ganz klar auf meine Kappe. Insofern war die Kritik schon berechtigt.
SPOX: Sie reagieren erstaunlich gelassen...
Schlaudraff: Es nützt ja nichts, da weiter nachzukarten. Er hat seinem Ärger Luft gemacht, das war okay. Ich denke, dass ich damit ganz gut umgehen kann. Ich habe hinterher auch mit ihm darüber gesprochen. Er hat mich herausgepickt, weil es das erste Tor war - und insofern der Anfang vom Ende.
SPOX: Für Sie persönlich steigt dadurch der Druck also nicht noch weiter?
Schlaudraff: Überhaupt nicht. Fakt ist, dass wir gegen Leverkusen völlig chancenlos waren. Und so darf man sich nicht präsentieren. Aber wir haben einfach zu viel Qualität, um unsere jetzige Situation an Einzelnen aufzuhängen. Natürlich erfreut auch mich die sportliche Situation nicht gerade, aber ich spüre sehr wohl die Rückendeckung vom gesamten Verein, merke, dass die Leute hinter mir stehen. Das macht alles natürlich einfacher.
SPOX: Im Gegensatz zur derzeitigen Personalsituation: Hannover hat Schwierigkeiten überhaupt elf gesunde Feldspieler aufzustellen.
Schlaudraff:Das ist schon richtig. Aber nur alles auf die Personalsituation zu schieben wäre auch zu einfach. Es ist schon auch so, dass sich die Neuen noch nicht so einbringen konnten, wie wir uns das selber wünschen. Und die Alten sind noch nicht wieder auf dem Niveau der letzten Saison.So bleibt aus meiner Sicht vor allem das Fußballerische auf der Strecke. Und deshalb stehen wir nicht da, wo wir stehen wollen - und wo wir auch hingehören. Das müssen wir nun schnell wieder gerade biegen.
SPOX: Keine leichte Aufgabe am Samstag - ausgerechnet gegen die Bayern...
Schlaudraff: Einfach wird es bestimmt nicht. Immerhin haben die Bayern nach der 2:5-Klatsche gegen Werder viel gutzumachen. Das macht es nicht einfacher für uns. Und dass sie von den Einzelspielern her die beste Mannschaft haben, darüber muss man nicht groß reden.
SPOX: Wagen Sie dennoch einen optimistischen Tipp?
Schlaudraff: Ich hoffe, wir gewinnen 2:1.