Krüger folgt auf Behnert: Die Scouting-Maschine
Auf die Sensation folgte am Hans-Wagner-Weg eine kurze, aber intensive Zeit des Umbruchs: Aufstiegs-Trainer Behnert wurde gemeinsam mit Co-Trainer Mohammad zur ersten Seniorenmannschaft beordert. Kapital aus dem herausragenden Nachwuchs schlagen, lautet die langfristige Devise in Klosterhardt. Sein Nachfolger Krüger ist jedoch trotz seiner 28 Jahre bei weitem kein unbeschriebenes Blatt.
Schon mit 19 Jahren trainierte er als Co die U19 von Rot-Weiß Essen, interimsweise sogar als Chef und wechselte später als Inhaber der A-Lizenz in den Betreuerstab der Regionalliga-Mannschaft. Allerdings gab es laut Krüger "unterschiedliche Vorstellungen" zwischen beiden Seiten. So richtig im Unguten sei es damals nicht auseinander gegangen, jedoch war für Krüger klar, "dass ich im Nachwuchsbereich entweder B- oder A-Junioren Bundesliga trainieren will. Aber das hat mir Rot-Weiß Essen nicht zugetraut."
Dass die Verantwortlichen von der Hafenstraße mit dieser Einschätzung nicht unbedingt einen goldenen Riecher hatten, zeigt Krüger mittlerweile eindrucksvoll mit Klosterhardt. Die DJK kommt erstaunlich gut in der Bundesliga zurecht, und das liegt in erster Linie an Krügers zeitaufwändiger Arbeit in der Sommerpause. Tagsüber der Job in der Grundschule, dazu noch das Fernstudium und den Rest des Tages auf Fußballplätzen oder in Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen, die gut und gerne auch mal zwei bis drei Stunden gehen konnten.
"Das waren schon lange Tage", verriet Krüger gegenüber SPOX: "Aber so ein Kader muss eben zusammenpassen." Auch aufgrund des eigenen Anspruchs schob er sein Studium für die Phase der Kaderzusammenstellung erstmal auf die lange Bank, schließlich lagen zwischen dem Aufstieg und dem geplanten Trainingsstart lediglich drei Wochen: "Damals hab ich mir gedacht: Lernen kann ich auch noch, wenn die Saison läuft."
Im Scouting-Fokus standen besonders die Spieler, die zwar großes fußballerisches Talent besitzen, allerdings in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten nicht berücksichtig wurden. Einige dieser Spieler wurden gar aus Eigeninitiative beim neuen Bundesligisten vorstellig. Dadurch stellte Krüger eine erstligataugliche Truppe zusammen.
Klatsche gegen 1. FC Köln ein Weckruf
Das spiegelt sich mittlerweile auch in den Liga-Ergebnissen wider. Die Ansage von Krüger vor Beginn der Saison, man wolle für jeden Gegner eklig sein, trug zwar erst in den vergangenen Wochen punktemäßig Früchte, doch knapp war es mit Ausnahme der Partie gegen den 1. FC Köln und den FC Schalke 04 immer. Im Rückblick kann der Übungsleiter der 0:9-Klatsche aber auch etwas Gutes abgewinnen: "Da waren wir noch weit weg von Bundesliga-Niveau. Nicht unbedingt körperlich, aber mental." Von da an hätten seine Jungs aber stets weniger herausbekommen, als verdient gewesen wäre. Der historische erste Bundesliga-Dreier sollte erst gegen Rot-Weiß Oberhausen fallen. Ausgerechnet im Derby gegen den großen Stadtrivalen.
"Das war sicherlich neben dem Köln-Spiel einer der Wendepunkte. Da haben sich die Jungs endlich belohnt", analysiert Krüger den bisherigen Saisonverlauf. Aktuell steht Klosterhardt sogar über dem Strich. Ein weiteres Jahr in der Bundesliga scheint daher zu diesem Zeitpunkt kein absolutes Ding der Unmöglichkeit.
A-Junioren Bundesliga: Schattenseiten eines Traums
Allerdings hat der Abstecher des Amateurvereins in die Bundesliga auch seine negativen Begleiterscheinungen. In vielen lokalen Zeitungsartikeln war im Vorfeld des Aufstiegs zu lesen, wie lukrativ das Label "Bundesliga" für Klosterhardt doch sein könne. Jetzt, wo die DJK dort angekommen ist, fehlt Krüger für diese Sichtweise jegliches Verständnis: "Es stimmt einfach nicht, dass Vereine wie wir daran verdienen. Wir müssen uns trotz DFB-Förderung - ohne, dass ich die Bilanzen jetzt genau kenne - ganz schön strecken."
Ganz so falsch kann Krüger damit allerdings nicht liegen: Vom DFB bekommt Klosterhardt ca. 12.000 Euro, um die Mehrkosten zu decken. "Das hört sich erstmal nach viel an und Einige denken: 'Ja dann holt für das Geld zumindest einen vernünftigen Spieler und dann habt ihr am Ende immer noch 5000 Euro, die reinvestiert werden können'", bedauert Krüger die falschen Vorstellungen vom angeblichen Geldsegen der A-Junioren Bundesliga.
Dass aber jeder Bundesliga-Verein bereits vor der Saison eine Schiedsrichter-Pauschale im "ordentlichen vierstelligen Bereich" entrichten und für jedes Heimspiel einen Sanitätsdienst organisieren muss, gerät bei dem Wort "Bundesliga" schnell in Vergessenheit: "Rechne das mal 13 und dazu noch die weiten Auswärtsfahrten mit dem Bus. Wenn wir Plus Minus Null rausgehen, ist das trotz Sponsoren- und DFB-Unterstützung schon gut."
Eine andere Schattenseite ist für Klosterhardt die Auflage des DFB, dass ein Rasenplatz für den Bundesliga-Spielbetrieb notwendig ist. Den hat die Arminia allerdings nicht. Daher ist jedes Heimspiel für die DJK auf der benachbarten Anlage des BV Osterfeldt eigentlich auch ein Stück weit Auswärtsspiel. Zwar liegt der Platz gleich nebenan und "nur ein kleiner Hügel und ein Zaun trennen beide Vereine", allerdings sei das "trotzdem nochmal was anderes, auf der eigenen Anlage zu spielen", meint Krüger.
Der heimische Kunstrasenplatz ist aber immerhin als Zweitspielort gemeldet und Krüger hofft, dass es irgendwie doch noch zu einem echten Heimspiel kommt: "Ich drücke die Daumen, dass das Wetter irgendwann mal so schlecht ist, dass wir ein Spiel auf dem eigenen Platz haben. Das wäre für alle nochmal etwas Schönes."