So bleibt die Dreierkette eine taktische Variation, angepasst an das ballbesitzorientierte Spiel der letzten Jahre. Das Beispiel der Niederlande, die sich mit einer sehr defensiven Fünferkette den dritten Platz sicherten, darf nicht vergessen machen, dass mit Argentinien und Deutschland zwei Teams das Finale austrugen, die auf eine situative Dreierkette setzten.
Dies wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. "Das geht mir seit längerer Zeit im Kopf herum. Diese Variante hat durchaus Vorteile", machte Löw nach dem EM-Quali-Sieg über Schottland offen, schob aber gleich nach: "Aber bei unseren Spielern ist das nicht einfach hinzukriegen."
Der Bundestrainer mutmaßt, dass seine Außenbahnspieler ihre Qualitäten in der Offensive einbüßen würden.
"Dadurch würden wir an Qualität verlieren"
Denn weder Andre Schürrle, noch Marco Reus oder Julian Draxler sind Spieler, die sich als Winger - also als laufstarke Flügelspieler wie Dani Alves oder Kwadwo Asamoah - anbieten. "Die Gefahr einer Dreierkette wäre, dass sie zu stark nach hinten gebunden sein könnten. Dadurch würden wir wahrscheinlich an Qualität, Kraft und Dynamik verlieren", schließt Löw.
Die DFB-Elf wird also weiterhin an einer Viererkette festhalten. Anders dagegen der FC Bayern unter Pep Guardiola, der den Weg, mit einer Dreierkette das Spiel zu machen, schon vor Jahren beim FC Barcelona in Grundzügen begann. Allerdings hat der Spanier in München dafür mit David Alaba, Philipp Lahm, Jerome Boateng und Holger Badstuber die perfekten Voraussetzungen und mit Juan Bernat sowie Mehdi Benatia noch einmal entscheidend nachgebessert.
Ob Dreierkette oder nicht bleibt weiterhin Frage des Trainers und ganz besonders eine Frage des Spielermaterials. Denn auch wenn viele bereits die Revolution ausriefen, handelt es sich doch eher um eine langsame Evolution, auf die ebenso wieder eine Reaktion folgen wird. Spätestens bei der WM 2018 wird es neue Erkenntnisse geben, dann wohl, wie man effektiv gegen eine Fünferkette Chancen herausspielt.
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