Alle(s) gegen Mad Max

Von Dominik Geißler
Max Verstappen ist der jüngste Formel-1-Fahrer aller Zeiten
© getty

Für Max Verstappen verlief das Wochenenende rund um den Großen Preis der USA mehr als frustrierend. Im Rennen sorgte der Red-Bull-Pilot für einen peinlichen Fauxpas, dann schied er auch noch mit einem technischen Defekt aus. Bereits zuvorbereiteten ihm seine Fahrerkollegen abseits der Rennstrecke Ärger - es folgte eine Niederlage am grünen Tisch.

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Es ist die kurioseste Szene des Wochenendes. Max Verstappen steuert in Runde 28 die Box an, um sich neue Reifen abzuholen. Als der junge Niederländer seinen Stellplatz erreicht, fehlen jedoch die zwei entscheidendsten Komponenten eines Boxenstopps: seine Mechaniker und die frischen Pneus.

Was wie ein Deja-Vu-Erlebnis vom Monaco-GP im Mai wirkt, als Red Bull den in Führung liegenden Daniel Ricciardo unendlich lange Sekunden auf seine Reifen warten ließ und ihm so den Sieg gegen Lewis Hamilton entriss, war diesmal allerdings kein Teamversagen.

Verstappen selbst war der Auslöser des Fauxpas. "Max hat beschlossen, einen Boxenstopp einzulegen. Ungefähr zehn oder fünfzehn Sekunden vorher hat er gefunkt: 'Ich komme jetzt an die Box.' Einfach von selber!", erklärte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko den Überraschungsbesuch seines Schützlings.

Hintergrund des Malheurs: Verstappen interpretierte einen Funkspruch seiner Ingenieure falsch. "Ich schonte gerade meine Reifen, als sie sagten, ich solle pushen. Das hab ich als Hinweis aufgefasst, an die Box zu kommen", erklärte Verstappen und räumte ein: "Das war mein Fehler, nicht sehr clever."

Ein Ausfall mit Folgen

Noch am Team-Radio entschuldigte sich der 19-Jährige bei seinem Team. Ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, dass der Lapsus am Ende sowieso keine Rolle mehr spielen sollte. Denn: Nur zwei Runden später rollte Verstappen aus. Technikversagen.

"Bei ihm ist es leider überhaupt nicht gut gelaufen", klagte Marko: "Sein Start war nicht gut, dann hat er seine Reifen zu schnell abgefahren. Und dann kam noch mehr Unheil, denn im Getriebe ist etwas kaputtgegangen."

Zu allem Überfluss stellte Verstappen seinen Boliden auf Teamanweisung so ab, dass die Rennleitung das Virtual Safety Car aktivierte. Weil Ricciardo erst kurz zuvor an der Box war, nutzten sowohl der spätere Rennsieger Lewis Hamilton als auch Nico Rosberg die Schleichfahrt des Konkurrenten, um ihren letzten Stopp zeitsparend zu absolvieren. Der Deutsche schob sich so am Australier vorbei auf Platz zwei.

Alle gegen Verstappen

Für Verstappen war der Ausfall, der ihn auf Platz sechs der WM-Wertung zurückwarf, der bittere Höhepunkt eines ohnehin schon verkorksten Wochenendes. Am Samstag musste er sich mit über zwei Zehnteln Rückstand - durchaus deutlich - seinem Teamkollegen geschlagen geben, am Freitag sah er gleich ein ganzes Paket an Fahrerkollegen gegen sich gestellt.

Wie auto motor und sport berichtet, musste sich Verstappen in der Fahrerbesprechung massive Kritik von Hamilton, Romain Grosjean, Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen gefallen lassen. Der sonst so schweigsame Ferrari-Finne redete offenbar geschlagene drei Minuten auf den Angeklagten ein.

Auslöser: Verstappen riskantes Abwehrmanöver gegen Hamilton beim Großen Preis von Japan. Der Oranje-Fahrer wechselte während der Bremsphase auf die Kampflinie und zwang den Weltmeister zu einem Ausweichmanöver, das in der Auslaufzone endete.

FIA beschließt "Anti-Verstappen-Regel"

Eine Verteidigungstaktik, die Verstappen in der Vergangenheit schon des Öfteren anwendete. Und die ihm immer wieder Ärger einbrachte. "Das war schmutzig und gefährlich, nichts wofür man Beifall klatschen sollte", polterte etwa Eddie Irvine bei motorsport-total.com. Kritik, die Verstappen kalt ließ: "Ich wurde nicht bestraft, also habe ich nichts falsch gemacht."

Genau hier sahen Alonso, Vettel und Co. die Problematik. Wenn solche Manöver nicht geahndet würden, ende das früher oder später in einem Crash. Sie forderten ein härteres Durchgreifen der Rennkommissare - und bekamen Recht.

"Jeder Richtungswechsel während des Bremsvorgangs, der andere Fahrer zu Ausweichmanövern zwingt, wird als potenziell gefährlich eingestuft und daher den Stewards gemeldet", stellte Rennleiter Charie Whiting klar.

"Ich werde weiter meine Rennen fahren"

Niederlage Verstappen also. In Zukunft muss sich "Mad Max" etwas anderes einfallen lassen, um seine Position zu verteidigen. "Ich werde weiter meine Rennen fahren und dann schauen, wie ich im Ernstfall reagiere", zeigte er sich von der Regelverschärfung jedoch unbeeindruckt: "Ich zweifle, ob in der Hitze des Gefechts jeder an die Regel denkt."

Fakt ist: Das umstrittene Supertalent wird in den nächsten Rennen noch genauer als ohnehin schon beäugt werden. Ob sich Verstappen dann an den neuen Passus hält, kann sich bereits am kommenden Wochenende in Mexiko (alle Sessions im LIVETICKER) zeigen.

Und selbst wenn er dann bestraft wird: Viel frustrierender als das Wochenende in Austin kann es für den jüngsten Formel-1-Fahrer aller Zeiten eigentlich ohnehin kaum laufen.

Max Verstappen im Steckbrief

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