Und so überließ Norris eben doch Piastri den Sieg, nach einer ausgiebigen Diskussion über den Funk wurde der Brite so langsam, dass sein Teamkollege in Runde 68 von 70 an ihm vorbeifahren konnte. "Ich möchte nicht derjenige sein, der unfair erscheint, denn Oscar hat mir in vielen Rennen geholfen", sagte Norris: "Er ist ein besseres Rennen gefahren als ich, er hatte einen besseren Start, er hat es verdient und es ist das Richtige, das zu tun."
Ein möglicher Sieg in Budapest hatte Norris in der WM-Wertung noch näher an Titelverteidiger Max Verstappen gebracht, der Niederländer landete in seinem Red Bull nur auf Platz fünf. So geht Norris mit 76 Punkten Rückstand in das nächste Rennen am kommenden Sonntag in Spa - es ist das letzte vor der Sommerpause.
Piastri hatte sich beim Start gegen Polesetter Norris durchgesetzt und lange das Rennen kontrolliert, ehe McLaren aus Sorge vor Rekordweltmeister Lewis Hamilton im Mercedes Norris beim letzten Stopp in der Strategie durch einen so genannten "Undercut" einen Vorteil verschaffte. Damit bekam Norris die Führung dank besserer Reifen quasi auf dem Silbertablett serviert. Über 20 Runden verhandelte daraufhin sein Renningenieur mit ihm, ehe Norris sich der Team-Anweisung fügte und die eigentliche Rangfolge wieder herstellte. Piastri holte so am Ende seinen ersten Sieg in der Formel 1.
"Wenn man als Rennfahrer vorne ist, ist es nie einfach, die Position zu wechseln. So denkt kein Fahrer. Als Team müssen wir helfen und es sagen. Wir racen als McLaren, und das war die richtige Entscheidung", sagte McLaren-Teamchef Andrea Stella bei Sky: "Lando wusste auch, dass es für ihn selbst die richtige Entscheidung war. Wenn er um die WM kämpfen will, muss er das ganze Team, auch Oscar, hinter sich haben. Manchmal braucht man etwas mehr Weisheit, auch wenn das Visier unten ist."