1. Leclerc fehlt die Reife für den Titel
Es scheint sich wie ein roter Faden durch die Saison von Charles Leclerc zu ziehen: Beim Großen Preis von Frankreich schied der Monegasse zum wiederholten Mal in diesem Jahr in Führung liegend aus. Ähnlich wie schon in Imola im April machte ein individueller Fehler des Ferrari-Stars einen Strich durch die Rechnung.
Wenn der Scuderia-Kommandostand schon keine Böcke mit fragwürdigen Strategie-Entscheidungen schießt oder am F1-75 des 24-Jährigen wieder irgendetwas klemmt, dann muss Leclerc halt selbst nachhelfen, möchte man meinen. Denn was zunächst nach einem technischen Defekt aussah und auch via Funk so klang, entpuppte sich später als individueller Fauxpas des Monegassen.
"Nein, es war kein technisches Problem. Es war einfach ein Fehler", sagte ein geknickter Leclerc bei Sky. Bei der Einfahrt in Kurve elf sei er schlicht zu schnell gewesen und hätte auf dem dreckigen Asphalt letztlich das Heck verloren. "Die Balance war schon das gesamte Wochenende über schwierig", sagte der Ferrari-Pilot. "Ich habe gerne Übersteuern, aber in einer solchen Hitze ist es dann schwierig, konstant zu sein. Ich war nicht konstant und habe den Preis für einen großen Fehler im Rennen bezahlt."
Erneut macht Leclerc den Eindruck, für die ganz große Bühne noch nicht bereit zu sein. Während-WM-Rivale Max Verstappen durch die geerbten 25 WM-Punkte nun ein Polster von 63 Zählern in der Fahrer-Wertung aufweist, muss sich der Monegasse an die eigene Nase fassen.
Verstappen hat Lehren aus Hamilton-Zweikampf gezogen
Im Gegensatz zum Scuderia-Fahrer scheint Verstappen aus dem Vorjahresduell mit Lewis Hamilton wertvolle Lehren gezogen zu haben. Das zahlt sich nun aus. Dem Niederländer unterlaufen kaum noch individuelle Fehler - wenn er patzt, dann meist aufgrund von Unzulänglichkeiten an seinem Red Bull. Verstappen wirkt insgesamt reifer, abgeklärter und weniger ungestüm als Leclerc. Beim Monegassen erspäht man hingegen Züge, die an einen jüngeren Verstappen erinnern. Einen, der um jeden Preis mit dem Kopf durch die Wand wollte.
Wie bitter solche Aussetzer sein können, weiß Leclerc jedoch selbst. "Ich habe das Gefühl, dass ich seit Saisonbeginn auf meinem höchsten Niveau fahre, aber das hat alles keinen Sinn, wenn ich solche Fehler mache", suchte er die Schuld bei sich. "Am Ende des Jahres werden wir zusammenrechnen, und wenn mir dann 32 Punkte fehlen, dann weiß ich, dass die von mir selbst kommen und ich die Meisterschaft nicht verdiene."
Aufgeben will er aber noch keineswegs. Dafür gebe es noch viel zu viele WM-Zähler zu vergeben. "Ich werde bis zum Ende daran glauben und erst dann zählen. Aber aktuell sieht es nicht gut aus."