Beim legendären Monaco-GP, als Ayrton Senna im strömenden Regen den Führenden Alain Prost im McLaren-Porsche jagte und wohl locker überholt hätte, machte auch Bellof auf sich aufmerksam. Zum Zeitpunkt des skandalösen Abbruchs lag Bellof auf Platz 3. Mit Saugmotor. Vom letzten Startplatz aus.
"Bellof war damals auf einem Niveau mit Ayrton Senna", sagte Berger später. In Monaco war er sogar schneller unterwegs als der Brasilianer und durfte realistisch auf den Sieg hoffen.
Doch das Rennen sorgte bei Porsche für Krieg. Jacky Ickx hatte als Rennleiter für den Abbruch in Runde 31 gesorgt, angeblich um seinem Freund Prost und seinem Arbeitgeber Porsche den Sieg zu sichern. Bellofs professionelles Verhältnis zum Star des Stuttgarter Konzerns war hinüber.
"Stefan hatte keine Ehrfurcht vor ihm", erklärte sein bester Freund Horst Langner später die Differenzen: "Er hat ihn aus Spaß 'Jakob' genannt. Das konnte der Ickx nicht leiden. Das Verhältnis zu ihm war: 'Ich bin eh schneller wie du.'"
Dunkle Wolken vor dem Tod
Knapp ein Jahr später trafen beide beim folgenschweren Unfall erneut aufeinander. Spa. Eau Rouge. Bergab, links, rechts, dann bergauf zur Radillon. "Da kann man nicht überholen", sagte Niki Lauda. Bellof versuchte es trotzdem, nachdem er Ickx rundenlang verfolgt und dabei Benzin gespart hatte.
"Er hatte keine Lust. Er hat gesagt: 'Am liebsten würde ich gar nicht fahren", verriet Freund Langner.
"Ich habe geträumt, wir wären spazieren und plötzlich war er nicht mehr da. Und dann kam der Sonntag", sagte seine Lebensgefährtin.
"Wenn du da fährst, dann pass auf. Da könnte was passieren. Steck zurück", hatte ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben.
Bellof setzte sich trotzdem ins Auto. Sein letztes Rennen auf Porsche sollte es werden. "Er wollte Thierry Boutsen helfen, dieses Rennen zu gewinnen", so Bischof: "Es gab keinen Grund, etwas Verrücktes zu machen. Stefan ist das Rennen zum Spaß gefahren und für seinen Freund."
Das Unglück von Spa
Bellof setzte sich mit seinem Kundenauto in Runde 77 bei der Anfahrt links auf der Innenbahn neben Ickx' Werksporsche. Der Belgier schmiss die Tür trotz geschwenkter Blauer Flaggen zu, die damals bedeuteten, dass ein schnelleres Fahrzeug zum Überholen ansetzt. Die Wagen knallten aneinander, Bellof drehte sich viermal, knallte mit 200 km/h frontal in die Leitplanken, die die Wucht nicht absorbieren konnten. Der Porsche rammte auch das dahinter liegende Betonfundament der Zuschauertribüne.
Alle Anwesenden wussten beim ersten Blick, wie schlimm der Unfall war. Nur drei Wochen zuvor war Manfred Winkelhock im gleichen Auto im kanadischen Mosport tödlich verunglückt. Ickx' Partner Jochen Mass rannte sofort von der Box zur Unfallstelle.
"Ich wusste, dass es vorbei ist", sagt der Deutsche Jahre später in einer NDR-Dokumentation: "Das Auto war nach unten weggebogen. Stefan hatte überhaupt keine Chance."
20 Minuten dauerten die Bergungsarbeiten. Bellof erhielt im Wrack sitzend eine Herz-Druck-Massage.
Ohne Erfolg.
Schuldfrage ungeklärt
"Das war glatter Selbstmord", sagte der unverletzte Ickx später. Bis heute machen ihn Bellofs Anhänger für den Unfall alleinverantwortlich. Bis heute ist der Unfall nicht abschließend untersucht, die Schuldfrage ungeklärt.
Mass, selbst Ziehvater seines jungen Landsmanns, weist bis heute eine Schuld des Belgiers zurück, spekuliert, dass Ickx besonders vorsichtig war und vom Gas ging. Sicher ist: Der Le-Mans-Rekordsieger fuhr die normale Linie, beachtete die Blauen Flaggen aber nicht.
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"Dass ich in den Unfall verwickelt war, bei dem er zu Tode kam, war schrecklich für mich", sagt Ickx viele Jahre danach: "Es war ein dummer, völlig unnötiger Unfall. Aber die Folgen für ihn waren grausam. Das sind Dinge, die man niemand vergisst. Niemals. Man kann es nicht rückgängig machen."
Ickx besuchte Angelika Langner nach der Jahrtausendwende. "Wir haben über alles gesprochen. Er hat geweint, wir haben beide geweint. Ich habe ihm nie einen Vorwurf gemacht. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände, eben Schicksal", sagte sie.
Ferrari-Vertrag für Saison 1986
Fest steht: Deutschland verlor seinen begabtesten Fahrer, der schon wenig später im Konzert der Großen mitgemischt hätte. "Enzo Ferrari hat seinen Leuten gesagt: 'Den möchte ich gerne haben.' Der Vertrag für 1986 war fertig", berichtete Vater Georg Bellof später dem NDR.
"Wenn Stefan nicht verunglückt wäre, hätte es meine Karriere vielleicht nie gegeben, weil sich dann im Motorsport alles um Bellof gedreht hätte, weil er der Formel-1-Weltmeister und PS-Superstar geworden wäre", sagte Michael Schumacher noch im Jahr 2010.
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