Reindl will am Samstag Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) werden. Doch wann er überhaupt in die Mitgliederversammlung in Frankfurt/Main darf, weiß der Ex-Nationalspieler noch gar nicht.
Denn die Veranstaltung findet hinter verschlossenen Türen statt, nicht nur die Medien sind ausgesperrt - auch der Kandidat.
"Ich war 23 Jahre Generalsekretär beim DEB, bin aktuell Generalsekretär der WM 2017, langjähriger Nationalspieler und Bronzemedaillengewinner", sagte Reindl dem "SID", "ich denke schon, dass man mich teilnehmen lässt." Weil der 59-Jährige kein Verbandsmitglied ist, darf er eigentlich nicht mit Versammlungsbeginn um 10.00 Uhr in den Saal.
Das Präsidium um den umstrittenen Amtsinhaber Uwe Harnos ließ im Vorfeld mitteilen, dass die Versammlung inklusive der Wahlen "nicht öffentlich" sei. Somit dürfte Reindl erst zur Kandidatenvorstellung voraussichtlich am Nachmittag dazukommen.
Ausschließung der Öffentlichkeit neu
Dass die Öffentlichkeit komplett ausgeschlossen wird, ist neu. Möglicherweise liegt es an einigen heiklen Themen, die schon vor der Präsidentenwahl Brisanz versprechen. So fragt beispielsweise der EV Landshut, ob Harnos den DEB in seiner Funktion als Rechtsanwalt juristisch vertreten oder beraten habe, und fordert die Offenlegung etwaiger Zahlungen.
Der REV Bremerhaven möchte Auskunft über die Liquidität des Verbandes, bislang nicht bekannte Verbindlichkeiten und Mittelkürzungen wegen der verpassten Olympia-Qualifikation. Harnos wollte sich auf "SID"-Anfrage vor der Versammlung nicht äußern.
Die Finanzlage des DEB ist nach den dem "SID" vorliegenden Zahlen besorgniserregend. Nach einem Überschuss 2010 - wegen der Heim-WM - in Höhe von 1,283 Millionen Euro verbuchte der Verband in den drei Folgejahren deutliche Fehlbeträge: 2011 659.000, 2012 169.000 und 2013 552.000 Euro.
Der WM-Gewinn, der eigentlich bis zur nächsten Heim-Weltmeisterschaft 2017 reichen sollte, ist längst aufgebraucht. Zudem soll der Rechnungsprüfer nach "SID"-Informationen festgestellt haben, dass der Landesverband NRW Forderungen "in sechsstelliger Höhe" gegenüber dem DEB habe.
Reindl: Alle an einen Tisch holen
Reindl will, wenn er gewählt wird, zunächst "die Finanzen von unabhängiger Stelle durchforsten lassen". Dann will der langjährige DEB-Sportdirektor, der 2011 von Harnos entmachtet worden war, in einem "Dialogtag" alle im Eishockey an einen Tisch holen. "Wir haben 20 Jahre lang gestritten, das ist vorbei", sagte der Olympiadritte von 1976, "wir müssen jetzt einen Konsenz herstellen."
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat Reindl schon mit in sein Boot geholt, denn Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim und DEL-Aufsichtsrat, soll Vizepräsident werden. Mit vereinten Kräften will Reindl vor allem die Nationalmannschaft als "höchstes Gut" wieder flottmachen. "Ich will irgendwann mal um Medaillen spielen können und nicht immer nur gegen den Abstieg", sagte er: "Wenn die Nationalmannschaft gut ist, ist auch die Liga gut, dann gibt es mehr Fans, mehr Öffentlichkeit, mehr politische Unterstützung und mehr Förderung."
Zuletzt war die DEB-Auswahl, 2010 noch sensationell Halbfinalist, bei der WM in Minsk auf den 14. Platz abgerutscht. Zuvor hatte sie erstmals auf sportlichem Weg die Olympischen Spiele in Sotschi verpasst. "Es fehlt der Plan, die Vision", meinte Reindl, "wir haben jetzt eine historische Chance nach 20 Jahren Streit."