Willkommen in der Hölle

Brad Wanamaker und Daniel Theis steht ein harter Fight bevor
© imago
Cookie-Einstellungen

Gruppe D

Brose Baskets Bamberg

"Überleben" - das Ziel von Bambergs Coach Andrea Trinchieri mutet etwas martialisch an, doch es ist keinesfalls vermessen. "Wir haben eine Höllengruppe", so der Italiener im SPOX-Interview, "aber das Einzige, was man in der Hölle machen kann, ist Laufen."

Nach einem Jahr Abstinenz ist Freak City zurück auf der großen Bühne und seit dem letzten Auftritt in der Königsklasse hat sich einiges verändert. Einzig Karsten Tadda stand schon für Bamberg in der Euroleague auf dem Parkett.

Daniel Theis im Interview: "Nicht hundert Prozent richtig gelaufen"

Mit Brad Wannamaker, Darius Miller, Daniel Theis und Elias Harris konnte der Kern des Meisterteams gehalten werden, dazu kommt Point Guard Nikos Zisis. Der Grieche besticht mit unglaublicher Erfahrung und hat in seinen Jahren sowohl viele Titel gewonnen als auch so ziemlich alles erlebt.

In Lucca Staiger hat Coach Trinchieri ein offensives Gegenstück zu Tadda, Janis Strelnieks überzeugte bei der EM und rundet den vielseitigen Backcourt ab. Yassin Idbihi und Gabe Olaseni streiten sich um die Backup-Minuten auf der Fünf.

Player to watch: Nicolo Melli. Der Italiener spielt bereits seine fünfte Euroleage-Saison, doch in Mailand agierte in anderer Rolle von der Bank. Nun muss er sich als Starter beweisen und gleich die große Lücke füllen, die Trevor Mbakwe hinterlässt.

ZSKA Moskau

Moskau streitet sich mit Real Madrid um den besten Backcourt der Euroleague. Milos Teodosic ist weltweit ein Name, Nando de Colo drehte nicht erst bei der EuroBasket für Frankreich richtig auf.

Andrey Vorontsevich muss nach dem Wechsel von Sasha Kaun zu den Cleveland Cavaliers unter den Körben mehr arbeiten, unterstützen soll ihn Neuzugang Joel Freeland - eigentlich. Der ehemalige NBA-Akteur leidet unter einer Wadenverletzung und fällt für den Siasonstart aus.

Als Lückenfüller holte ZSKA den Ukrainer Viacheslav Kravtsov, ebenfalls früher in kleiner Rolle in den USA unterwegs. Der Weggang von Sonny Weems zu den Phoenix Suns tut weh. Mit den Kulagin-Brüdern Dmitry und Mikhail sind zwei Rückkehrer gefragt, die Schmerzen zu lindern.

Player to watch: Cory Higgins. Als Teilzeit-Arbeiter schaffte er vor einigen Jahren bei den Charlotte Bobcats nicht den Durchbruch, über kleine Klubs in der Türkei und Russland erarbeitete er sich den Vertrag in Moskau. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich Higgins in der Euroleague schlägt.

Darussafaka Dogus

Eine neue Macht erhebt sich im Osten. Nein, damit ist nicht die Wirtschaftsnation China gemeint, sondern Darussafaka aus der Türkei. Mit einer Wildcard ausgestattet, tritt der Klub aus Istanbul zum ersten Mal in der Euroleague an.

Jamon Gordon ist der einzige, der seinen Spind in der Umkleide beim Trainingscamp nicht zum ersten Mal bezog - alle anderen elf Spieler sind neu im Kader. Nach vier Jahren bei Galatasaray trägt Ender Arslan nun zum ersten Mal das Trikot von Darussafaka, Emir Preldzic und Oguz Savas sind von Fener übergelaufen.

Der Umbruch spülte zudem Marcus Slaughter von Real Madrid, Veteran Semih Erden und Ex-NBA-Backup Luke Harangody an den Bosporus. Kaum ein Team bringt so viel Abgezocktheit mit wie Darussafaka: Insgesamt 75 Saisons Euroleague-Erfahrung teilen sich die Spieler.

Player to watch: Reggie Redding. Nach vier Jahren in Deutschland - je zwei in Tübingen und Berlin - sucht der Allrounder in der Türkei eine neue Herausforderung. Dort muss der 27-Jährige beweisen, dass die Auszeichnungen in der BBL (Allstar Game MVP und All BBL First Team) keine Eintagsfliege waren. Vom Potenzial her kann Redding auch in Istanbul eine tragende Säule der Mannschaft von Oktay Mahmuti sein.

Dinamo Sassari

Zum zweiten Mal in Folge können die Fans des italienischen Basketballs Dimano Sassari in der Euroleague bestaunen, doch ähnlich wie bei Darussafaka werden sie dabei kaum bekannte Gesichter wiedersehen.

Neben zwei Rollenspielern ist David Logan als einziger Leistungsträger geblieben, in der Starting Five findet sich kein Italiener mehr. Die Neuen bringen dafür ordentlich Erfahrung mit. Christian Eyenga (30. Pick 2006) tourt seit seiner Zeit bei den Cavs um die Welt, Denis Marconato blickt mit 40 Lenzen auf eine lange Karriere in Italien zurück.

Während mit Rok Stipcevic ein Kroate die Fäden zieht, agiert unter dem Korb Jarvis Varnado, der nach einer eindrucksvollen College-Karriere in der NBA keinen Fuß an Land gebracht hat. Dennoch darf er sich Champion nennen, da er 2013 im Kader der Miami Heat stand. Seine Spannweite von 2,30 Meter wird ihm in der Euroleague sicher von Nutzen nein.

Player to watch: Brent Petway. "Alley-Oop von Stipcevic zu Petway - und rums!" Dieser Satz wird unter Garantie mehr als einmal vom Kommentator der Sassari-Spiele zu hören sein, denn der neue Power Foward ist ein echter Flieger. Dass der Linkshänder ebenfalls hochprozentig von Downtown einnetzt, ist die Kirsche auf der Torte.

Maccabi Tel Aviv

Wenn Bamberg auf den Champion von 2014 trifft, erwartet die Baskets ein Wiedersehen mit Trevor Mbakwe. Der Center reboundet zukünftig für Maccabi und versucht mit seinem neuen Team das letztjährige Viertelfinal-Aus vergessen zu machen. Auch in der Liga lief es zuletzt nicht gerade gut: Nach dem Abschied von David Blatt verpasste Tel Aviv dieses Jahr erstmals seit 22 Jahren die Finals.

Mit Jordan Farmar, Devin Smith, Brian Randle und Taylor Rochestie hat Maccabi eine elektrisierende erste Fünf - und wer Vitor Faverani und Guy Pnini von der Bank bringen kann, steht nicht so schlecht da.

Player to watch: Dragan Bender. Bevor er im November seinen 18. Geburtstag feiert, wird Bender seinen ersten Einsatz in der Euroleague erhalten. Das Top-Talent aus Kroatien wird im zweiten Glied weiter aufgebaut, bevor er kommenden Sommer als einer der ersten fünf Picks beim NBA-Draft über den Ladentisch geht. Schon jetzt zeichnet sich sein Spiel durch besondere Übersicht und Anmut aus, wie er zuletzt beim Testspiel gegen Milano in Chicago auf der großen Bühne unter Beweis stellen konnte.

Unicaja Malaga

Bis 2018 hat Malaga kürzlich mit Coach Joan Plaza verlängert - eine Anerkennung für die gute Arbeit. Nur knapp war man in Liga und Pokal gescheitert, die Marke Malaga hat zuletzt neuen Aufschwung erhalten.

Mit Ex-Eurocup Final MVP Richard Hendrix hat Malaga hinter Starting-Center Fran Vazquez an Tiefe gewonnen, gleich im Doppelpack neu - und stark - besetzt wurde die Eins mit Nemanja Nedovic und Stefan Markovic. Bekannt für ihre Treffsicherheit von außen sind die drei neuen Shooter Edwin Jackson, Jamar Smith und Dani Diez - eine gefährliche Kombination.

Player to watch: Mindaugas Kuzminskas. Bei der EuroBasket war er einer der Garanten für den Einzug ins Endspiel. Er hechtet über den Court, spielt niemals nur 95 Prozent Defense und hilft dem Team mit seiner Vielseitigkeit vom krachenden Dunk bis zum Dreier. Es ist Zeit für Kuzminskas auch in Malaga das Ruder in die Hand zu nehmen - vor allem da die beiden besten Scorer, Ryan Toolson und Jayson Granger, die Biege gemacht haben.

Fazit:

Es ist schon ein komischer Zufall, dass mit Moskau, Tel Aviv und Malaga drei Urgesteine des europäischen Basketballs in einer Gruppe gelandet sind - gleiches geschah nämlich auch schon letzte Saison. Damals war ZSKA nicht zu schlagen, Malaga konnte gegen die Rivalen nicht ein Spiel gewinnen.

In den letzten zehn Jahren verpasste aus dem Trio einzig ZSKA ein einziges Mal das Top 16 (2010/2011). Entsprechend schwer wird es für die Konkurrenz, auch wenn Malaga nicht die große Dominanz ausstrahlt wie Maccabi und Moskau.

Die große Unbekannte ist Darussafaka, dem Platz drei genauso zuzutrauen ist wie Position sechs. Bamberg muss in dieser Gruppe richtig kämpfen. Ohne zwei Siege gegen Sassari kann sich Trinchieri das Top 16 abschminken, es könnte am Ende wirklich auf das Korbverhältnis ankommen.

Seite 1: Gruppe C

Seite 2: Gruppe D

Artikel und Videos zum Thema