"Größtes Wachstum in Deutschland"

Euroleague-CEO Jordi Bertomeu will die Erfolgsgeschichte der Liga weiterschreiben
© getty

Die Turkish Airlines Euroleague feiert 15. Geburtstag und hat einen enormen Wachstum zu verzeichnen. Euroleague-CEO Jordi Bertomeu spricht im SPOX-Interview über die Erfolgsgeschichte, seine schönsten Erinnerungen und seine Vision für 2030. Außerdem: der schwelende Streit mit der FIBA.

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SPOX: Herr Bertomeu, der Höhepunkt der Saison steht mit dem Final Four in Madrid kurz bevor. Es ist der Höhepunkt des nun schon 15. Euroleague-Jahres. Wie blicken Sie auf die 15 Jahre seit der Gründung zurück?

Jordi Bertomeu: Wir sind natürlich sehr stolz auf das, was wir in 15 Jahren Euroleague erreicht haben. Über 6000 Prozent Steigerung bei den Übertragungszeiten, 234 Prozent Steigerung beim Zuschauerschnitt - das sind tolle Zahlen. Aber am wichtigsten ist es zu verstehen, wie wir das schaffen konnten. Es ist der Verdienst der Klubs. Die Ligen und Klubs haben ein unglaubliches Commitment gezeigt und Verantwortung für ihren eigenen Wettbewerb übernommen, als sie sich 2000 für die neu gegründete Euroleague entschieden. Der Wachstum ist die direkte Folge der tollen Zusammenarbeit mit den Klubs. Die Einführung der Euroleague war rückblickend eine großartige Entscheidung für den Basketball.

SPOX: Sie haben die enormen Werte angesprochen, ist da überhaupt noch weiteres Steigerungspotenzial?

Bertomeu: Das hoffen wir. Ich bin überzeugt davon, dass wir gerade global gesehen noch weiter wachsen können und werden. Wir haben beispielsweise in puncto Zuschauerzahlen noch Luft nach oben. Wir sind jetzt bei 8351 im Schnitt, was gut ist, aber wir können noch mehr Fans erreichen und in die neuen modernen Hallen bringen. Wir wissen auch, dass es immer noch Märkte gibt, die eine große Chance für weiteres Wachstum bieten. Deutschland ist da einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Markt. Nicht umsonst haben wir bekanntlich das Ziel, sehr bald mit dem Final Four wieder nach Deutschland zurückzukommen. Wir sind sehr optimistisch, dass wir noch ein großes Potenzial auszuschöpfen haben, aber gleichzeitig ist es natürlich auch eine große Herausforderung.

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SPOX: Die Zuschauerzahlen gehen stetig nach oben. Das spricht in erster Linie ja dafür, dass das Produkt Euroleague über die Jahre einfach viel besser geworden ist.

Bertomeu: Absolut, das Produkt Euroleague ist viel besser geworden. Spektakulärer, dynamischer, dramatischer. Als wir 2011 das System geändert haben, war das meiner Meinung nach eine unserer besten Entscheidungen. Wir wollten den Fans mehr Spiele anbieten - und zwar mehr Spiele der besten Teams. Das war immer unsere Philosophie. Es ging nicht darum, einfach nur die Zahl der Spiele zu erhöhen. Es ging darum, die Zahl der Topspiele zu erhöhen. Deshalb haben wir die Best-of-five-Serien im Viertelfinale eingeführt, deshalb haben wir die Top 16 mit zwei Achtergruppen installiert. Diese Veränderung erklärt auch entscheidend den Wachstum.

SPOX: Heißt das, Sie haben das perfekte Format gefunden? Man könnte ja auch im Viertelfinale Best-of-seven-Serien spielen...

Bertomeu: Eines habe ich in 30 Jahren in diesem Business gelernt: Kein System ist perfekt, das ist mir mit der Zeit sehr klar geworden. (lacht) Ich glaube nicht, dass wir noch einen großen Spielraum haben, aber wir können es sicher noch ein wenig optimieren. Das müssen wir diskutieren. Das große Problem an der Sache ist aber der Kalender. Wir haben die heimischen Ligen der Klubs und wir müssen ja auch Raum lassen für die Nationalmannschaften - das macht es extrem schwierig.

SPOX: Wenn Sie schon den Kalender ansprechen, muss ich gleich einhaken. Der Streit mit der FIBA schwelt nun schon seit einiger Zeit. Sie haben sich sehr aufgeregt und bei SPOX unter anderem erklärt, dass die FIBA sich für die FIFA halten würde. Jetzt haben die Klubs einen offenen Brief geschrieben, in dem sie sich klar gegen den FIBA-Kalender positionieren. Wie ist die Reaktion der FIBA?

Offener Brief: Europäische Ligen lehnen FIBA-Kalender ab

Bertomeu: Es gibt bis jetzt keine. Die Position der FIBA ist klar. Unsere Position ist ebenso eindeutig. Die Ligen und Klubs haben mit dem Brief klar zum Ausdruck gebracht, dass ihnen das Konzept des FIBA-Kalenders nicht gefällt und dass es einen Dialog geben muss. Es kann während des Klub-Kalenders keine Spiele der Nationalmannschaften geben. Der Punkt ist: Auf anderen Kontinenten ist die FIBA auf die dortigen Bedürfnisse eingegangen, hat Anpassungen vorgenommmen und so Lösungen gefunden. Im Endeffekt verlangen wir nur mehr oder weniger das gleiche. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir einen Kompromiss finden werden, mit dem beide Seiten gut leben können. Wir wissen, wie wichtig die Nationalmannschaften sind, deshalb unterstützen wir die FIBA sehr. Auf der anderen Seite muss aber auch die FIBA wissen: Die Klubs sind der Schlüssel für alles, ohne Klubs kein Basketball.

SPOX: Bei diversen Regeländerungen, die in der Euroleague vorgenommen wurden und die sicher auch eine große Wirkung hatten, hat die Zusammenarbeit mit der FIBA besser geklappt. Was könnte für die Zukunft ein nächster Wachstums-Katalysator sein?

Bertomeu: Wir müssen zum einen definitiv verstehen, was für Möglichkeiten die Digitalisierung der Welt uns bietet. Wir müssen uns auf all die neuen Plattformen und all die neuen Devices bestmöglich einstellen, die Zukunft geht ja auch klar in Richtung Streaming. Das wird uns nicht nur helfen, wirtschaftlich weiter zu wachsen, sondern vor allem noch mehr Fans über diese Tools zu erreichen. Ich bin sicher, dass wir so noch viel mehr junge Fans ansprechen können, das ist unser Ziel. Zum anderen müssen wir die Fan-Experience bei den Spielen noch verbessern. Wir haben tolle Hallen, wir haben viele tolle Partien, aber wir müssen es noch zu einem größeren Erlebnis machen. Da geht es um Bereiche wie Hospitality oder Catering.

SPOX: Wie sieht es mit der Entdeckung neuer Märkte aus?

Bertomeu: In Europa sind die Märkte ja etwas abgegrast. Wir haben für uns definiert, dass unser Fokus dort in den nächsten Jahren auf Deutschland und Frankreich liegen wird. Eines Tages kommt hoffentlich auch Großbritannien dazu. Außerhalb von Europa können wir feststellen, dass wir in China sehr erfolgreich sind seit ein paar Jahren. China ist generell ein riesengroßer Markt, den natürlich jeder zu erobern versucht und der für unsere Sponsoren wichtig ist. Wir sehen hier klare Verbesserungen, so wird das Final Four in diesem Jahr auch im chinesischen TV übertragen. Wir haben inzwischen 73 TV-Partner, zum Start waren es gerade mal 15, das sagt auch einiges aus.

Seite 1: Bertomeu über das Potenzial in Deutschland und den FIBA-Streit

Seite 2: Bertomeu über Sabonis, Ginobili und die Euroleague in 15 Jahren

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