Endlich macht Jogi den Ribbeck!

Von Max-Jacob Ost
Sir Erich Ribbeck schrieb einige der sonnigsten Kapitel der DFB-Geschichte
© Getty
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Werder: Hugo und Claudio - in Liebe vereint

Was verbindet Ihr mit Werder Bremen? Geruchsstarke Meeresprodukte? Das Oberlippendickicht von Thomas Schaaf? Die einzige Trainerstation, an der Felix Magath zwar "Chuck" war, aber nicht Norris, sondern Levine aus der - nennen wir es Komödie - "Chuck und Larry"? Alles für sich irgendwie richtig. Für mich ist Werder aber etwas anderes: Eine Pommesgabel. Hinten dran der Lange und vorne zwei Spitzen. Gott sei dank gab es das "Wunder von Gelsenkirchen". Sonst hätte ich diesen unqualifiziert schiefen Vergleich nie bringen dürfen. Hat sich eigentlich schon jemand die Rechte an der südländischen Farmerboys-Schnulzenserie "Hugo und Claudio" gesichert? Könnte man mal machen.

"Es war nichts weniger als das Wunder von Gelsenkirchen. Zwei Spieltage vor Schluss, vielleicht als Lehre aus der zweiten Halbzeit gegen Köln, ist Thomas Schaaf zur Raute mit zwei echten Spitzen zurückgekehrt. Wegen der zwei Spitzen auf dem Papier eine offensivere Aufstellung, allerdings mit drei eher defensiven Spielern besetzt (Frings, Bargfrede, Borowski). Und das funktionierte zunächst gut. Schalke verzichtete wie so oft zu Hause auf Pressing, und damit auch darauf, Werders Sechser, über den in der Schaafschen Raute jeder Angriff eingeleitet wird, unter Druck zu setzen. So konnte Frings immer wieder viel versprechende Bälle in die Spitze spielen."
Das Werder-Fußball-Blog:
1958 vs 2004

 

Leverkusen - Eine Mariah Carey für Arme

Echt mal, Bayer Leverkusen, unter uns: Anfangs fanden wir das ja auch noch lustig. Von wegen in der Hinrunde Lamborghini und in der Rückrunde Dreirad. Schon witzig, irgendwie. Vizekusen, höhö. Der ewige Buzz Aldrin, die Rückrunden-Tasmania (ja auch diesen Titel habt Ihr Euch in einem harten Duell gegen Hertha gesichert!). Aber langsam wirkt das unrealistisch. So wie Arnold Schwarzenegger als kalifornischer Gouverneur, ein Steak aus Sojabohnen oder PUR. Sogar die Fans merken das langsam, wie "Catenaccio" feststellt. Ein Rat also unter uns, ihr Lieben: Lasst das mal lieber bleiben nächste Saison. Steigt stilvoll ab und nervt die zweite Liga mit Stimmungsschwankungen, gegen die Mariah Carey eine introvertierte Persönlichkeit ist.

"Unter der Woche mokierte sich Louis van Gaal über das Operettenpublikum in seiner heimischen Allianz-Arena. Nach dem gestrigen Spiel wurde ich mal wieder schmerzhaft daran erinnert, dass das in Leverkusen nun gar nicht anders aussieht. So wie die Mannschaft mehr und mehr an Substanz verliert, ging auch den Zuschauern im letzten Heimspiel der Saison die Luft aus. Es gab minutenlanges Schweigen in der BayArena und verzweifelt drehte ich am Lautstärkeknopf meiner Stereoanlage, um dann nur irgendwann wieder ein "Scheiss Bayer 04" im Wohnzimmer zu hören. Das nur als Randnotiz - schließlich lieferte das Heimteam keinerlei Anregung zum Feiern, Bejubeln oder Was-auch-immer. Irgendwann reichte es dann immerhin für Pfiffe."
Catenaccio:
Hertha BSC Berlin, Teil 4

 

Gomez: Noch einmal der Ivica sein...

Wäre Mario Gomez nicht so riesig und muskulös, würde ich ihn gerne mal in den Arm nehmen. Alles nicht so schlimm, Marie! (So dürfen ihn seine Freunde nennen) Denn abends nach dem Training sitzt er bestimmt traurig allein in seinem Palast, blickt auf die aufgespießten Aluminiumstangen an den Wänden des Kaminzimmers (ein echter Torjäger eben!) und denkt mit einem Tränchen im Äuglein an die herrlichen Zeiten beim VfB. Denn dort war er der Olic. Der Arme...

"Als halbwegs objektiver Beobachter kann man sich über die Reaktion vieler Bayernfans, wenn eine Einwechslung des 24Jährigen ansteht, nur wundern. Da wird gemurrt, spöttisch abgewunken oder auch unverhohlen "Oh nein!" gebrüllt - oder der Topstürmer wird gleich ins Schwabenland zurückgeflucht. Das war schon zu Beginn der Rückrunde so, als Gomez noch bester Torschütze beim seinerzeit noch nicht hunderprozentig überzeugenden Fast-Meister war. Wenn Olic eine Chance vergibt - nicht so schlimm, beim nächsten Mal klappts, Ivo! Wenn Gomez eine liegen lässt - Gezeter und Gefluche! Weg mit dem dummen Spätzlefresser! Da darf man sich durchaus die Frage erlauben, warum es die Anhänger offenbar derart verärgert, einen der besten deutschen Angreifer in ihrem Kader zu wissen."
Mread:
Mario Gomez - eine Sozialstudie

 

Wie bitter! Klassenerhalt nur gegen den Effzeh...

Mir tut Freiburg leid. Erstens: In der Stadt herrscht auch nach dem Klassenerhalt die gleiche Begeisterung wie damals, als das Aufkleberdesign für die graue Tonne geändert wurde. Zweitens: Irgendwie hatte man den Eindruck, Freiburg bleibt erstklassig und keiner merkts. Drittens und das ist der Hammer: Zweimal in Folge gewonnen, davon einmal gegen den amtierenden Deutschen Meister. Und gegen wen sichert man sich den Klassenerhalt? Den 1. FC Köln. Der Liga-Alltag kann grausam sein. Selbst Blogger "Joos" kann es irgendwie noch gar nicht fassen:

"Wir in Freiburg sehen die Erste und Zweite Liga ja ohnehin als großes Ganzes, wie es Trainer Robin Dutt jüngst in der Zeit einmalmehr beschrieb. Bei meinen Gastvorträgen im Psychologischen Seminar der Universität nenne ich das dann belustigt verkehrend immer das vereinsgelebte Borderline-Syndrom. "Wir sind dann mal oben" und " Wir bleiben dann mal drin"! Vielleicht folgt ja nächstes Jahr ein "Krass, immer noch!"-Shirt. Aber spätestens dann würde man sich als Liga-Grenzgänger schon fragen, was da schief gelaufen ist."
Joos:
Wir bleiben dann mal drin

 

Der perfekte Trainerposten für Bruno L.

Ich höre es ja schon rumoren in den Kommentaren. "Hat er etwa gegen den 1. FC Glorreich gestänkert?" Ja, hab ich. Und um das Ganze rund zu machen, folgt hier das obligatorische HSV-Bashing: Lieber HSV, du bist so schlecht, Labbadia war der perfekte Trainer für dich! In Ordnung, ich geb's zu: Das war zuviel des Guten.

"Jetzt ist das Spiel schon zwei Tage her, und im Forum des Supporters Club entbrennt eine Besserfan-Diskussion! Was soll das? Was bringt das? Ganz ehrlich: Es bringt uns nichts, außer dass die anderen Vereine über uns lachen. Sie lachen über uns, weil wir mal wieder uns mit einer Kampagne sehr weit aus dem Fenster gelehnt haben. Weil wir nichts von all dem gehalten haben, was wir noch am 5. Spieltag herausgebrüllt haben. Und weil wir nach der verpatzten Saison uns wieder mal schön gegenseitig zerfleischen. Und ganz ehrlich Leute, das macht mich traurig. Es tut echt weh, wenn man sich das alles anschauen muss."
Rautensicht: Und es tut immer noch weh!

 

Eilmeldung: Henry drückt Fürth die Daumen!

Fulham hat Hugh Grant, Fürth Henry Kissinger. Das an sich ist ja schon Aussage genug, oder?

"Und jetzt sollten die Hardliner unter den Fürth-Fans lieber nicht weiterlesen. Kissinger hat nämlich einen Satz gesagt, den sie gar nicht gern hören werden: Er wünscht dem Club den Klassenerhalt in Liga eins. Naja, er ist und bleibt halt ein Diplomat, wie er es als Außenminister sein musste, und da hat er ja für Aussöhnung ganz anderer verfeindeter Parteien als zwischen SpVgg und Club gesorgt."
Die Greuther-Weiber:
Ich bin ein Färdder

 

Nike vs. Adidas

Hier hinten liest es ja eh keiner mehr: Ich würde auch gerne Knight heißen. Günter Knight. Eigentlich ein schöner Nickname. Wer sich als erstes damit bei SPOX registriert, darf mein Freund werden.

"Im Jahre 1964 verfasste ein US-Student namens Phil Knight seine Abschlussarbeit über das Thema, wie denn die Dominanz der zwei führenden Sportartikelhersteller Adidas und Puma zu brechen sein könnte. Darin plädierte er für qualitativ hochwertige, aber kostengünstige Produkte und vor allem für eine spezielle Marketingstrategie, nämlich: Sportstars unter Vertrag nehmen, sie als Idole für die Jugend aufbauen und damit den Verkauf ankurbeln. Knight war von seiner These derart überzeugt, dass er darauf basierend später seine eigene Firma Nike ins Leben rief."
Eshkeeya:
Swoosh vs. Streifen

 

Gratulation an Bayern

War noch was? Achso, die Bayern sind Meister geworden. Wahnsinn. Wie lahm die Meisterschaft am Ende war, zeigen letztlich auch die Glückwünsche der Schalker. Wo ist er bloß hingekommen, der Kitt jeder durchschnittlichen Mittelschichten-Patchworkfamilie? Guter, gesunder Hass. Gibt's wohl nicht mehr. Früher war alles besser.

"An dieser Stelle also die aufrichtige Gratulation an den verdienten Deutschen Meister Bayern München. Wie in jedem Jahr habt ihr den besten Kader. Diesmal habt ihr das in entsprechende Ergebnisse umsetzen können, trotz der Belastung durch die Champions League. Louis van Gaal wusste sich beeindruckend durchzusetzen, und die knappen Spiele entschied der überragende Ajren Robben. Ein Spieler, den zu bezahlen ihr durch 45 Jahre solide Arbeit im Stande seid. Ihr seid Bayern München. Wir sind Schalke 04 und wir wollen nicht tauschen. Es war ein grandioses Jahr, eine Saison voller Höhepunkte und mit zig Kleinigkeiten, über die man sich freuen konnte. Eine Mannschaft auf die man stolz sein kann, die aus ihren Möglichkeiten wirklich das beste herausgeholt und jegliche Erwartungen übertroffen hat. Mit Felix Magath hat Schalke wieder einen Skipper mit klarer Richtung, mit Ehrgeiz und Eloquenz. Mag sein, dass Schalke nie wie selbstverständlich nach ganz oben "gehört", aber es wird wieder für Glücksgefühle gearbeitet und es macht wieder einen Heidenspaß."
Königsblog: Gratulation an Bayern: Stolz auf Schalke

"Was dann aber folgte, wird einen festen Platz in allen Jahresrückblicken haben. Anstatt enttäuscht zu sein, besann sich das Publikum noch in der Sekunde der feststehenden Niederlage auf die großartige Saison und feierte die Mannschaft. Eine halbe Stunde Dauersupport für ein Team, das mit 0:2 hinten liegt und im laufenden Spiel nicht mehr viel zu zeigen hatte - das gibt es so vielleicht nur auf Schalke. Als sich dann Trainager und Mannschaft nach der Ehrenrunde in die Kabine verabschiedeten, gab es viele - mich eingeschlossen - die sich eine kleine Träne verdrücken mussten. Nicht weil die Meisterschaft verpasst wurde, sondern weil man einfach nur unendlich stolz darauf ist, ein Teil des geilsten Clubs der Welt zu sein."
Schalkefan: Irgendwie jammerschade

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Eine Nachbetrachtung der NFL-Drafts (Master_of_Disasters Blog), eine Nationalmannschaft, bei der Misimovic nur auf der Bank sitzt (Realmadrios Blog) und eine der wunderschönsten Infografiken der Neuzeit (Spielbeobachter). Und dann waren da noch die kleinen Nachmacher Österreichs (Ballverliebt) und die wunderbare Erzählung eines Zweikampfs der Generationen (Die Hand Gottes).

 

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Die nächste Blogschau gibt es am Mittwoch, den 5. Mai. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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