Boateng vs. Ballack: Zeigt Größe!

Von Max-Jacob Ost
Die Hetzjagd auf Kevin-Prince Boateng ist unsinnig - sagt die Blogschau
© Getty

Die Blogschau ist bekannt für ihre subtilen Zwischentöne und zurückhaltenden Prognosen. Und dieser Mittwoch bildet da keine Ausnahme, verdammt noch mal! Lest das Ding jetzt, aber sofort.

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Da ist das Ding! Die überfällige Ansage

Ich kenne Euch und ich weiß, was Ihr braucht: Eine Ansage in Richtung Mailand, rotziger als die Stimme von Lemmy Kilmister (Motörhead) nach einem zwölfstündigen Whiskey-Vollbad. Und weil schon das Leben kein Wunschkonzert ist (auch wenn einem die ARD jeden Samstagabend etwas anderes erzählen will), kriegt Ihr sie auch, Eure Ansage.

Inter? Herhören, Mädels! Die Bayern werden euch über den Platz jagen wie ein Duracellhase mit Elektroschocker in der Pfote im Kükenstall. Van Gaal zieht seiner kleinen Schwester Mourinho die Ohren so lang, dass er einfach nur dastehen muss, um mit dem Champions-League-Pokal verwechselt zu werden. Ihr Weichspülimitate auf Beinen könnt froh sein, wenn die Roten euch nicht an euren Dolce & Gabbana-Unterhosen an die Fahnenmasten vorm Stadion hängen. Einziger Körperkontakt: Trikottausch.

Der Abend steht unter dem Motto: "Macht bloß mit eurem Job Schluss, vor euch verbeugen wir uns nur mit einer Kopfnuss" (frei nach Prinz Pi). Am Ende wird Robben soviel Wind gemacht haben, dass die Aschewolke mal eben mal lässig Washington lahm legt statt Spanien. Olic schiebt die Erdrotation an - und schon scheint nur noch Sonne über Deutschland. So schaut's aus, Burschen. Wenn der FCB mit euch fertig ist, könnt ihr eure Mama und Bud Spencer nicht mehr auseinanderhalten. Am Ende heult ihr wie die Rasensprenger in Barcelona. Und dann beginnt ja erst die zweite Halbzeit...

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Diese Bayern sind unschlagbar. Die verdammt beste Abwehr, mit dem verdammt besten Sturm, dem verdammt besten Feierbiest und dem verdammt besten Rathausbalkon. Verdammt noch mal, so schaut's aus! Kein Wunder, dass der glorreiche FCB derzeit beliebter ist als Steuerrückzahlungen beim Mittelstand. Da braucht sich Voegi gar nicht wundern. Verdient ist verdient, verdammt noch mal!

Bayern: Was soll die ganze Sympathie?

"Ich drücke es mal vorsichtig aus: Ich bin irritiert! Als eingefleischter Bayern-Fan bin ich es gewöhnt, dass meine Leidenschaft für den selbstbewussten Fußballklub aus München in meinem (rheinischen) Umfeld mit Naserümpfen goutiert wird. Hohn, Unverständnis und unverhohlene Verachtung sind so etwas wie die naturgegebene Reaktionstrias, welche das Bayern-Fan-Dasein in der anders veranlagten Fußballwelt auszulösen pflegt. Umso mehr irritiert es mich nun also, dass in der jüngeren Vergangenheit einige Fußballfreunde, denen der FCB bis dato immer ein quälender Dorn im Auge war, inzwischen eine subtile Sympathie für meinen Herz-und-Magen-Klub empfinden."

Voegi: Ein bisschen wie Bart Simpson

Bayern: Die Checkliste!

Kurz mal die To-Do-Liste durchgehen: Bundesliga dominieren - check. Werder demontieren - check. Zigarre mit Kalle rauchen - check. Bleiben nur noch zwei offene Punkte: Mourinho zum Weinen bringen [ ]. Neuer Haarschnitt für Badstuber [ ]. Im Mai gibt es immer so viel zu tun!

"Für mich - mit dem Erreichen des Finales in der Championsleague - schon jetzt eine der besten Spielzeiten in unserer 110-jährigen Geschichte. Einfach nur: Wow! Und jetzt gehts - mit der breitesten Brust der Geschichte dieses Vereins - auf nach Madrid! Schreibt Geschichte, Jungs. Damit in der Geschäftsstelle des FC Bayern bald Eure Bilder hängen. Mindestens neben Beckenbauer, Hoeneß, Müller und Co.!"

Breitnigge: Wenn wir wollen, machen wir Euch platt!

 

Ballack: Tofubrötchen statt Schnitzelsteak

Es war ein Orkan, der am Montag über Deutschland fegte. Zumindest war der Aufschrei orkanartig. Ballack, der Captain Kirk unserer exterrestrischen Landemission in Südafrika, wird die WM nicht auf dem Rasen, sondern in einer Fernseh-WG mit Kevin und dem Lutscher verbringen. Zwar ist die Vorstellung von Fistelstimmchen Kuranyi und dem Mensch gewordenen Hummer (gemeint ist das Auto) Fringser auf einer chelseablauen Schlafcouch eine witzige Vorstellung - danach hat der Spaß aber schnell ein Loch.

Denn eine WM ohne unsere 13, das ist wie die Red Hot Chili Peppers ohne Frusciante: Immer noch o.k., aber doch eher Tofubrötchen statt Schnitzelsteak (ja, ich meine das ernst: ein Schnitzelsteak. Von so etwas träume ich manchmal nachts). Und als ob das alles noch nicht deprimierend genug wäre, setzt dann auch gleich eine unsinnige Hetzjagd gegen Boateng ein. Foul ist Foul, klar. Aber jetzt mit dem "Ghetto"-Argument zu kommen ist, als hätte man das Foul von Ribery auf dessen Autounfall und die berühmte Narbe zurückgeführt.

Ungefähr so weit hergeholt wie eine chilenische "Hass"-Avocado im Problembezirk- Supermarkt. Ja, "Hass"-Avocado. Im Gegensatz zum Schnitzelsteak gibt es die tatsächlich. Zeigt doch ganz gut, was man mit seinem Hass machen sollte: runterschlucken.

Boateng vs. Ballack: Zeigt Größe!

"Das ist alles sehr, sehr schade. Ich hätte mich sehr für ihn gefreut. Nur: Soll ich dieses Gefühl nun in Hass umwandeln? Eine Wut in mir entstehen lassen, die sich auf den vermeintlichen Staatsfeind Nr. 1, Kevin Prince Boateng richtet? Ist es wirklich so einfach in unserer Welt, dass stets Einer herhalten muss, der die Schuld für "tragische" Entwicklungen auf sich nimmt? Ich möchte an dieser Stelle die Unnötigkeit, Blödheit und auch die Grobheit des Fouls von Boateng an unser aller Capitano nicht bagatellisieren. Nur: Machen wir es uns nicht alle ein bisschen einfach, wenn nun Hasstiraden entstehen, dem Spieler das Schlimmste angedroht wird und Löw sich sogar genötigt fühlt, dessen Bruder prophylaktisch in Schutz zu nehmen?"

Donluka: Entgleiten und Entgleisen

"Auch wenn mit Frings, Rolfes und Hitzelsperger drei gute Alternativen aus unterschiedlichen Gründen als Ballack-Ersatz nicht in Betracht kommen, gibt es die Möglichkeit den Ausfall Ballacks fußballerisch zu kompensieren. Mit Sami Khedira wartet ein ähnlicher Spielertyp auf seine Bewährungschance. Nicht wenige Experten sahen ihn schon als legitimen Nachfolger Ballacks, als die personalie Schweinsteiger für das zentrale defensive Mittelfeld für viele der 82.000.000 Bundestrainer noch undenkbar schien."

FabianPramel: 2010 ohne die 13

"Alle Welt spricht von Syndes' Mose, doch wir zitieren lieber das Original. Im 4. Buch, Kapitel 32, Vers 6 etwa spricht er, an allerlei wehleidige Weicheier gewandt: 'Eure Brüder sollen in den Kampf ziehen und ihr wollt hier bleiben?'" VfLog: Der echte mose

"Gesucht wird ein torgefährlicher Mittelfeldspieler und da kann eigentlich nur die, laut Sky Top-11 der Saison, "personifizierte Standardsituation" in Frage kommen: Torsten Mattuschka." Textilvergehen: Warten auf einen Anruf vom Bundestrainer

Zum 2. Teil der Blogschau: Etwas, das Euch zum Sabbern bringt