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Normalerweise läuft die Blogschau ja so ab: Irgendwann nachmittags um 16 Uhr, wenn ich ausgeschlafen habe, werfe ich den PC an und lasse mir von meiner Assistentin eine extra große Lattek-Latte bringen. Das ist ein Macchiato mit Schuss. Dann klingle ich bei der Redaktion durch und hole mir das Feedback für die letzte Blogschau. Kollege Kucharski sagt dann eigentlich selten mehr als "stark". Bis auf jenen denkwürdigen 16. März 2010. Da sagte er einmal: "Saustark" und im Tonfall schwang ein "Du bist der Grund, warum ich stolz bin, Journalist zu sein" mit. Doch ich schweife ab.
Da sitze ich also nun vor meinem 48-Zoll-Bildschirm (die größeren waren mir zu angeberhaft), nippe an der Latte, lache innerlich weil ich das Wort "Latte" gedacht habe und kloppe einhändig die ersten Sprüche in die Tastatur. Alle weltklasse. "Lionel Messi des Wortes" flüstern meine Freunde oft, wenn ich den Raum betrete. Und hier liegt der Grund dafür. Denn der erste Absatz ist Routine. Wie wenn Tim Wiese seinem Friseur sagt: "Noch mal die blonden Strähnchen bitte!".
Denn am Blogschau-Mittwoch ist Champions League und da kann man dann gepflegt eine Ansage rauspfeffern. Guardiola aus dem Amt schreiben oder einen Hattrick von Lell gegen irgendwelche toskanischen Fönfrisuren prophezeien. Denn mittwochs sind irgendwie alle für die deutschen Klubs. Ganz egal was man da schreibt - man hat immer recht und wird gefeiert. Da fühlt man sich fast so, als wäre man Chef einer großen Tageszeitung und hätte vorübergehend ein eigenes Blog. Unantastbar. Und wer mir blöd kommt, wird abgemahnt.
Schwierig wird es, wenn man die Bayern gerade nicht zum Champions League-Sieg tippen kann. Weil die aus irgendeinem Grund gerade kein entscheidendes Spiel haben. Weiß der FCK warum. Aber gut, ich bin ja Profi. Andere würden an dieser Stelle ein verzweifelt arrogantes Vorwort schreiben, um sich ihr Selbstbewusstsein zu holen. So was überlanges ohne Inhalt und Mehrwert für den Leser. Kommt mir nicht in die Tüte. Geht auch mal ohne Bayern im ersten Absatz.
Gerade mit Kucharski telefoniert: "Kevin, was hältst du davon, die Bayern mal erst im zweiten Absatz der Blogschau zu bringen?" - "Stark, Max. Stark! Wie kommst du auf solche Ideen?" - "Tja, Intuition Chef. Intuition. Und unfassbares Talent. Die Bayern können einfach nicht immer als erstes in der Blogschau kommen! Wo kämen wir da denn hin?"
FC Bayern: Forever number onest
Gibt's einen geileren Verein auf der Welt? - Rhetorische Frage. Natürlich nicht. Die Bayern sind eine sportliche und menschliche Offenbarung. Und das wissen auch ihre Fans gebührend in Worte zu kleiden:
"In Schalke, um Schalke und um Schalke herum war man sich wohl sehr sicher, die Bayern in dieser Konstellation schlagen zu können. Rund um die Champions-League-Spiele gegen Manchester. Tja. Falsch gedacht. Ebenso war sich Bayer sicher, hieraus Kapital zu schlagen. Ich dagegen bin - im Nachhinein - total davon begeistert, in welcher Weise meine Bayern die europäischen Fahrstuhlmannschaften aus Gelsenkirchen und Leverkusen niedergerungen haben - trotz Doppel- und Dreifachbelastung, während unsere Konkurrenz Woche für Woche eine Erholungsphase nach der anderen genießen durfte. Aber das ist eben der FC Bayern. Derlei Belastung hält nur eine deutsche Mannschaft auf Dauer aus. Ein eigenes Thema."
Breitnigge: Die Wochen der Wahrheit sind vorbei!
Möge bitte niemand den Bayernfans vorwerfen, sie wären oberflächlich und würden nur auf Siege achten. Denn die Blogger beweisen das Gegenteil. "Sportmedienblog" zum Beispiel sagt: Auch im Punkte-Wegwerfen sind die Bayern Meister! Unfassbar beeindruckend, oder?
"Sechzehn Punkte. Diese erstaunliche Summe an Punkten hat der FC Bayern München in dieser Bundesliga-Saison schon weggeworfen. Nach dem 30. Spieltag ging man in 24 Spielen in Führung, siebenmal konnte man den Vorsprung nicht über die Zeit retten, zweimal verlor man nach Führung in der Liga sogar noch. Eine beachtliche Zahl, die Fragen aufwirft. Warum kann eine Mannschaft mit dieser Klasse, die aufgrund der schnellen Flügelspieler Robben und Ribéry als konterstärkste Mannschaft der Liga gilt, aus einer erarbeiteten Position dann oftmals so wenig machen?"
Sportmedienblog: Die Wegwerf-Meister
FC Schalke: Forever number twoest
Sogar die Schalker Fans geben unterschwellig zu: An die süddeutsche Herrlichkeit des Rekordmeisters reicht niemand heran. Oder warum gibt man sich nach einer Niederlage, die echt mal passieren kann (Bayern lag doch auch gegen United 3:0 hinten) dermaßen unterwürfig? Wichtige Durchsage nach Gelsenkirchen (aus Vorsicht per Joghurtdosentelefon - keine Ahnung, ob man im Pott schon Internet hat): Es sind nur zwei Punkte! So schaut's aus, Burschen. Nicht alles so negativ sehen wie Torsten Wieland vom "Königsblog":
"Leverkusen und München trennten sich 1:1. Vier Punkte Vorsprung auf Platz 3, das ist nach zwei Niederlagen in Folge und vier Spiele vor Saisonende grandios, purer Luxus. Dahin, und nur in diese Richtung, will ich nach solch einem Tag schauen. Dann gehts."
Königsblog: Gebrauchter Tag
Bayer: Forever Vizekusen©
Es gibt zu viele Witze, die man über diese Nachricht machen kann: Bayer Leverkusen sichert sich die Markenrechte am Begriff "Vizekusen". Es. Ist. Wirklich. Zu. Einfach. Gott sei dank sind wir bei SPOX dafür bekannt, nie den einfachsten Weg zu gehen. Als Fixstern im investigativen Sportjournalismus sind wir oft einen Schritt voraus.
Deshalb bin ich stolz, Euch zu präsentieren: Alternativen zu "Vizekusen", die fast genauso lustig, aber nicht markenrechtlich geschützt sind: "FC Schalke 04", "Rekordzweiter", "Vitrinenhändler", "Buzz Aldrin des Fußballs", "Labbadiakusen", "Rückrundenautisten", "Auweia 04 Leverkusen" und "Heimat von Carsten Ramelow". Ihr seht: Es braucht keinen Spott über die Markenrechtskiste. Oder doch? Na gut, hier bitte:
"Kultpotential soll der Name also haben und ich darf mich schon auf Vizekusen-T-Shirts, Weihnachtskugeln und Unterhosen freuen. Obwohl, das mit den Unterhosen lassen wir lieber weg, wie kommt das denn, wenn da nur zweiter Sieger auf der meiner Unterhosen steht?"
Fritten, Fußball & Bier: Vizekusen gehört nun Bayer Leverkusen
Pauli: Wo geht's hier bitte nach oben?
Nach dem 3:0-Sieg gegen Verfolger Augsburg ist fast schon klar: Im Aufzug zur 1. Liga spielt man "Song 2" von Blur. Hätte man so nicht unbedingt erwartet. Kommt ungefähr so überraschend wie die Erkenntnis: Es gibt tatsächlich Leute, die "Holger" heißen und trotzdem cool sind! Auch Pauli-Blogger Sebastiand Grandt würde seinem Trainer Stanislawski wohl am liebsten ein Denkmal bauen. Ist im Subtext seines endorphingetränkten Blogbeitrags zu erahnen:
"Wie gut, dass ich keinen Podcast mache, hier. Sonst würdet ihr mich nämlich gerade nur leise vor mich hinkrächzen hören. Aber da ich tippe.. naja, schreiben geht. Krächzen weil ich heiser bin. Heiser, weil wir gestern Abend Augsburg erst in Grund und Boden gesungen und gebrüllt und später auch gespielt haben. Woah. Was war das laut! Toll. Ich kann mich nicht entsinnen, dass es diese Saison schon einmal so intensiv war, am Millerntor. Offenbar hatten sich alle ein Herz gefasst, nach den Diskussionen und Scharmützeln der letzten Wochen, und wollten sich auf das Wesentliche besinnen. Fussball."
Curi0usities: Kraechz.
Bremen: Die einsame Pizza
Liest man die taktische Analyse des Spiels von Werder in dieser Saison, möchte man Claudio Pizarro glatt ein herzförmiges Kissen in die Hand drücken und ihn herzlich umarmen. Der Arme ist ja so allein!
"Mit nur einer nominellen Spitze, dahinter aber drei sehr spielstarken Mittelfeld-Spielern kombiniert sich Werder zuverlässig und regelmäßig ins gegnerische Spielfeld-Drittel. Bei Angriffen über außen kann dann aber nur Pizarro den Ball abnehmen, oder ein nachgerückter Mittelfeldspieler, wofür die Abstimmung stimmen muss (und Werder hat keine kopfballstarken offensiven Mittelfeldspieler). Bei zwei Spitzen hingegen kann man früher im Angriff den Ball direkter in die Spitze spielen (in den Lauf einen schnellen Spitze, oder hoch), und man hat - wenn man sich denn mit einem Spieler weniger durch kombiniert - im Strafraum einen Abnehmer mehr. (Nun ja, die Grenzen sind fließend, im Spiel mit zwei Spitzen muss eine sich mehr am Spiel beteiligen)."
Das Werder-Fußball-Blog: Werder vs Freiburg
Im zweiten Teil der Blogschau: Hamburg und das fehlende Glied