Und wie wär's mit "Rekordzweiter"...?

Von Max-Jacob Ost
24 Spieltage lang war Leverkusen ungeschlagen, seit dem 25. Spieltag geht es bergab
© Getty
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Hoffenheim: Scheiß Milliardäre!

Wen man auch in den Arm nehmen möchte, sind die "Ultras" der TSG 1526 Hoffenheim. Denn im eigenen Stadion gegen Köln zu verlieren - das schafft sonst nur Frankfurt. Ist ja wirklich schrecklich. Umso schöner zu wissen, dass man in Hoffenheim genau hingeschaut hat bei anderen Vereinen und die Fan-Reflexe schon intus hat. Also ab zur Busblockade! "Wir sind Hoffenheim, und Ihr seid's nicht!" (Achtung, werte Leser: Dieser skandierte Ruf ist kein Kompliment an die Spieler!). Die Blogschau sagt: Starke Aktion. Lange überfällig und absolut ironiefrei. Mit dieser Meinung sind wir auch nicht alleine. Auch die halbe Blogosphäre klopft sich auf die gut abgehangenen Schenkel (man bloggt ja schließlich im Sitzen). Exemplarisch für die Meinungsflut zwei kleine Eindrücke:

"Liebe TSG Hoffenheim, Ihr versucht ja nun seit einiger Zeit, ein ganz "normaler" Bundesligaclub zu werden, mit Fans, Stadion, Tradition usw. Letzten Samstag haben Eure Fans zum ersten Mal den Mannschaftsbus blockiert und "Scheiß Millionäre" gerufen. Damit wäre auch dieser bislang offene Punkt in Eurer Historie abgehakt. Wäre es aber nicht passender gewesen, "Scheiß Milliardär" zu rufen? Die anderen machen es schließlich auch so."
Fohlenkommando: Liebe TSG Hoffenheim

"Dass die Fans der TSG 1899 Hoffenheim ihre Spieler als Scheißmillionäre beschimpfen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Dass allerdings Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, der sich selber gerne in fremden Stadien bedroht fühlt, Verständnis dafür äußert, dass die Fans seiner TSG die eigene Mannschaft und den Trainer beschimpfen (und streng genommen nötigen), ist jenseit jeder Ironie. Sagt aber vielleicht sehr viel über den Menschen Dietmar Hopp."
Die Welt - aus Sicht der Südtribüne: Kurioses aus dem Kraichgau

 

Offensivspiel: Die Robbery-Taktik

Wütend sprudelte es im Nachbericht zum Spiel Leverkusen-Bayern aus Bayer-Blogger Jens Peters heraus: "Bin ich eigentlich der einzige, der das Bayern-Team als überbewertet empfindet? Es gibt Ausnahmespieler, wie Robben und Ribéry, die jederzeit für ein Tor oder einen Geistesblitz gut sind. Der Rest des Teams wirkt aber hauptsächlich wie ein Lakai dieser beiden Akteure."
Catenaccio:
Bayern München, Teil 4

Und jetzt das typische Beispiel für: Zwei Meinungen über dieselbe Sache. Denn Blogger Jakob Jochmann findet genau das am Bayernspiel herausragend, was Jens Peters als "Arbeit der Lakaien" bezeichnet. Er seziert in einem interessanten Beitrag zum offensiven Fußball das Aufbauspiel der Bayern. Erkenntnis: Ohne die van Gaalsche Struktur böte sich für Robben und Ribery gar nicht erst die Möglichkeit für einen finalen Pass oder Torabschluss. Sein Beitrag ist nicht nur für die Jungs aus der Taktikecke absolut lesenswert:

"Wenn man sich das Angriffsspiel der Bayern in der Rückrunde anschaut, sieht man immer wiederkehrende Situationen. Da ist Struktur drin, oder das, was gerne auch als Handschrift eines Trainers bezeichnet wird. Spieler auf der ballabgewandten Seite werden isoliert. Nach Ballgewinn fallen die Innenverteidiger zurück. Vertikale Pässe in der eigenen Hälfte bis zum gegnerischen Strafraum sind fast immer diagonal, auch die nach hinten. Die gegnerischen Außenverteidiger werden durch Hinterlaufen mit hohem Tempo weit zurückgedrängt. Und vor allem: Es gibt eindeutige Phasen im Angriffsspiel. Erst wenn gewisse Räume besetzt sind und der Ball dort gesichert werden kann, rücken die Abwehrketten nach und es werden andere Passwege gesucht. Bis irgendwann das Spiel komplett in der Hälfte des Gegners verlagert ist und die Spieler nur noch nach der Möglichkeit zum finalen Pass suchen. Beeindruckend."
Kontextschmiede:
Erfolg im Fußball: Das Glück erzwingen

 

Hamburg: Es fehlt das Glied

Ich gebe zu: Ein billiges und pubertäres Witzchen als Überschrift. Aber hat ja geklappt: Immerhin habt Ihr schon mal bis hierhin gelesen. Und von da an ist es auch nur ein kurzer Schritt zum Text des werten xxlhonk. Denn den müsst Ihr schon auch noch lesen, um die Überschrift zu verstehen. Aber keine Sorge: geht schnell und macht Spaß!

"Denn jetzt zeigt sich, wie wichtig diese Funktion wirklich ist. Laut Matthias Sammer fehlt dadurch den Spielern ein Bindeglied zum Verein, das der Trainer nicht sein kann und beim HSV definitiv nicht ist. Spieler, die unzufrieden sind, wissen nicht, wie es weitergehen soll. Und mit wem sie über ihre Zukunft reden können. Das zeigen die Beispiele mit Trochowski, der bei Labbadia scheinbar keine Rolle mehr spielt genauso, wie der jetzt bekanntgegebene Wechsel von Jerome Boateng zu Manchester City."
xxlhonk:
So geht es auch!

 

Snooker: Der LSD-Trip des Akademikers

Spaß macht auch Snooker. Und zwar so richtig. Sage nicht ich, sondern "Rasenschach":

"Snooker kann süchtig machen, selbst wenn man nur zuschaut. Es gehört wie Tennis zu den idealen Fernsehsportarten, weil man ständig die ganze Spielfläche im Blick hat. Die Mischung aus Breaks, also Serien gelochter Bälle, und taktischen Sicherheitsstößen, die es dem Gegner so schwer wie möglich machen sollen einen Ball zu lochen oder auch nur die anzuspielende(n) Kugel(n) zu treffen, entwickelt einen eigenen Reiz, wenn man sich darauf einlässt. Das Hantieren mit Hilfsqueue, Queueverlängerungen und weiteren Hilfsmitteln, die der große Tisch manchmal erfordert, das Zurücklegen der Farben, solange noch mindestens eine rote Kugel auf dem Tisch liegt und die schiere Gigantomanie des Spieltisches sowie die vorbildliche Fairness der Spieler sind weitere Faszinosa dieser Sportart."
Rasenschach: Fliege, Weste, Queue - Die Snooker-WM 2010 in Sheffield

 

Uli Borowka: Auf der Suche nach der Axt

Wieder so eine vollkommen unzulässige Überschrift. Denn Uli Borowka hat wahrscheinlich gar keine Axt. Und wenn doch, ist die bestimmt ordnungsgemäß im Gartenhäuschen verräumt. Denn der Uli, der ist ein guter Mann. Dabei hat er ein bewegtes Leben mit vielen Tiefpunkten hinter sich. Mayoble blickt auf eine Karriere zurück, die leicht in einer Tragödie hätte enden können. Mit einer Axt hat das allerdings wenig zu tun. Ich sage ja: unzulässige Überschrift.

"So einer hat wahrscheinlich einiges an Geschichten auf Lager, sollte man denken. Stimmt auch. "Wenn ich auspacke, würden etliche schlecht wegkommen". Dafür hat man ihm 2003 125.000 Euro geboten, doch er lehnte lächelnd mit den Worten ab "Zwei Millionen und eine neue Identität, dann können wir reden.""
Mayoble:
Was macht eigentlich die Axt?

 

Jonas Reckermann: Hufabdruck auf dem Herzen

Zuguterletzt noch ein Hinweis auf unseren Promi-Blogger, den Beachvolleyball-Profi Jonas Reckermann. Der berichtet mal wieder mit schönen Bildern von seinen Trainingserlebnissen und für den FC Bayern jubelnde Holländer. Kein Blogartikel allerdings ohne einen Verweis auf den geliebten FC Köln. Anlass ist diesmal eine Aktion der Deutschen Sporthilfe in Zusammenarbeit mit der DFL. Mit fatalen Folgen für Reckermanns Mitspieler, Julius Brink. Doch bevor ich das beschreibe, lauscht lieber den einfühlsamen Worten des hauptberuflichen Sandbaggers Reckermann:

"Ich hoffe allerdings, dass Julius im Anschluss an die Aktion keine Halbseitenlähmung erleiden wird, denn als bekennender Leverkusen-Fan muss er sich ein Trikot überziehen, das halb aus den Farben des VFL besteht und zur anderen Hälfte natürlich den FC repräsentiert! Ich habe übrigens bei der Sporthilfe bzw der DFL anfragen lassen, ob sie bei der Herstellung des "Freundschaftstrikots" darauf achten können, dass die linke Trikothälfte zumindest bei mir die FC-Seite ist, damit ich den Geißbock über dem Herzen habe."
Jonas Reckermann:
Italien - Köln - Brasilien

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte:

Unfassbar, aber wahr: Dieter Hoeneß beschert den Berlinern nachträglich 2,5 Millionen Euro Mehreinnahmen (Hertha BSC Blog). Galaktisch, aber umsonst: Seine tolle Playstation-Bilanz nützt Real Madrid leider gar nichts (Joey_VFBs Blog). Anarchisch, aber doch kommerziell: Die schönsten Videos zum Geburtstag von St. Pauli (FANartisch). Und zur Krönung einer Blogschau aus einem Guss: Ein Hoffnungsmacher für alle Mannschaften, die gerne mal in Unterzahl spielen müssen. Da kann man auch mal eben locker ein 3:0 rausschießen. Zumindest im Eishockey (Check von hinten).

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Die nächste Blogschau gibt es am Mittwoch, den 21. April. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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