"Das tut weh. Wir hatten unsere Chancen, konnten sie aber nicht nutzen. Es kam allerdings auch wahnsinnig viel Pech dazu mit zwei verletzten Spielerinnen", sagte Rittner und gestand: "In meinem Herzen waren wir vorher kein Außenseiter." Damit ist frühestens im November 2018 ein neuer Angriff auf den ersehnten dritten Fed-Cup-Titel nach 1987 und 1992 möglich.
Den K.o. machte am zweiten Tag die 6:3, 4:6, 0:6-Niederlage von Andrea Petkovic (Darmstadt) gegen Australian-Open-Halbfinalistin Coco Vandeweghe perfekt. Die Hessin konnte nach bärenstarkem Beginn eine 4:2-Führung im zweiten Satz nicht nutzen und gab nach einer Verletzungspause von Vandeweghe die letzten zehn Spiele in Folge ab.
"Petko" selbstkritisch
"Das ist natürlich enttäuschend, denn wir glauben an uns. Aber was schief gehen konnte, ist an diesem Wochenende schief gegangen", sagte Petkovic, die sich nach ihren beiden Niederlagen selbstkritisch zeigte: "Das geht auf meine Kappe. Ich hätte mein erstes Einzel gewinnen können und das zweite gewinnen müssen. Aber wenn mich das Unvermögen blockiert, habe ich es auch nicht verdient."
Fast symptomathisch für die Pechsträhne: Laura Siegemund (Metzingen) und Carina Witthöft (Hamburg) mussten das unbedeutende und abschließende Doppel gegen Bethanie Mattek-Sands/Shelby Rogers beim Stand von 1:4 im ersten Satz aufgeben. Die Armverletzung, unter der Siegemund bereits seit Tagen litt und sie von einem Einzel-Einsatz abhielt, ließ kein Weiterspielen zu.
Bereits am Samstag hatte sich angedeutet, dass sich im direkt am Pazifik gelegenen Royal Lahaina Resort scheinbar alles gegen die ohne die Weltranglistenzweite Angelique Kerber angetretenen Gäste verschworen hatte. Bei der Eröffnungszeremonie sang der Solist die erste Strophe des Deutschlandliedes ("Deutschland, Deutschland über alles"). "Das war eine absolute Unverschämtheit und Frechheit, das absolut Allerletzte", schimpfte Petkovic nach dem 6:7 (10:12), 2:6 gegen Alison Riske im ersten Einzel über die Vorkommnisse.
Gebrauchte Tage
Auch Rittner war entsetzt: "Das ist echt ein Skandal und unentschuldbar, eine respektlose Nummer. Ich hätte heulen können, denn es ist im Fed Cup immer ein heiliger Moment, ein Gänsehaut-Moment, die Hymne zu hören", sagte die 43-Jährige und meinte: "Was passiert ist, trifft einen tief."
Es passte ins Bild eines "gebrauchten Tages", dass sich Julia Görges (Bad Oldesloe) im zweiten Einzel beim Stand von 3:6, 1:3 gegen die amerikanische Nummer eins Vanderweghe am linken Knie verletzte - und zur Fortsetzung der wegen Regens abgebrochenen Partie am Sonntag nicht mehr antreten konnte. Görges war unmittelbar vor der Verschiebung auf der rutschigen Grundlinie ausgerutscht und hatte sich das Knie verdreht. "Man kann dem Weltverband ITF den Vorwurf machen, dass sie nicht früher abgebrochen haben", meinte Rittner.
Relegations-Gegner am Dienstag
Sowohl Petkovic als auch Görges hatten noch unter dem Eindruck des Hymnen-Eklats gestanden. Die deutsche Mannschaft um Rittner, die DTB-Delegation sowie die rund 20 deutschen Fans hatten sichtlich geschockt das Geschehen verfolgt. "Jule Görges hat sofort zu heulen angefangen, als sie die ersten Worte des Sängers gehört hat. Und ich hatte auch Tränen in den Augen und war wütend", meinte Petkovic.
Statt im April gegen Titelverteidiger Tschechien in einem Heimspiel in Stuttgart um den Final-Einzug zu spielen, muss das Rittner-Team wie bereits 2016 in die Relegation. Der Gegner wird am Dienstag zugelost.