Andre Agassi hat im Moment viel Zeit für sich und seine Familie. Die Kooperation mit Novak Djokovic ermangelt noch einer gewissen Kontinuität, nach der Premiere in Roland Garros 2017 (Niederlage im Viertelfinale gegen Dominic Thiem) folgte das verletzungsbedingte Aus in Wimbledon gegen Tomas Berdych - und eine längere schöpferische Pause, die erst bei den Australian Open Anfang dieses Jahres ihr Ende fand. Dort allerdings musste sich Djokovic dem Südkoreaner Hyeon Chung geschlagen geben.
Beeindruckt hat der 12-fache serbische Major-Sieger seinen neuen Super-Coach dennoch, wie Agassi gegenüber dem Portal tennis365 erklärte. "Ich habe Novak aus der Nähe auf Sand beobachtet, und wie er das Feld abdeckt, ist einfach großartig." Ganz grundsätzlich habe sich die Disziplin seit seiner aktiven Zeit unglaublich weiterentwickelt, so Agassi. "der Spin ist zu einem entscheidenden Faktor geworden, die Passierbälle werden immer besser. Und was zu meiner Zeit ein toller Schlag war, ist heutzutage die Norm."
Die Zeit der Großen Vier neigt sich indes langsam dem Ende zu, die nächste Generation hat sich bereits in Stellung gebracht. Andre Agassi ist allerdings nicht sicher, wer denn am ehesten die Nachfolge von Federer und Co. antreten könnte. "Nick Kyrgios hat so viel Talent wie kein anderer Spieler in der Tenniswelt - aber wie viel Geld würde man auf ihn setzen?"
Mehr als nur Talent
Alexander Zverev habe schon eine gute Spielanlage, er sei fokussiert und extrem professionell. "Aber in der Psyche gibt es einen großen Unterschied, ob man der Beste ist oder erst auf dem Weg dorthin."
Dass sich aber auch ein Andre Agassi bei der Talent-Evaluation täuschen kann, gibt der Ehemann von Steffi Graf freimütig zu. "Wenn ich an Pete Sampras denke, dem habe ich im Training zugesehen, da war er 17 Jahre alt. Und ich hatte ihn nicht mehr gesehen seit er bei den Kindern mit zwölf Jahren und jünger gespielt hatte."
Er, Agassi, sei gerade Teil der absoluten Weltspitze gewesen und hätte sich Sampras genauer angesehen. "Ich habe mir gedacht, der wird nie etwas erreichen. Ich dachte mir, der kann keine Rückhand spielen, er schaut beim Training so faul und unkonzentriert aus ... Und jeder weiß, was Pete erreicht hat." 14 Grand-Slam-erfolge nämlich - sechs mehr als Andre Agassi.