Was für ein Match von Sebastian Ofner! Der 21-jährige Steirer meisterte auch die nächste Hürde bei seinem ersten Grand-Slam-Turnier überhaupt - und steht nach dem 6:3, 6:4, 3:6, 2:6 und 6:2 gegen den favorisierten US-Amerikaner Jack Sock sensationell in der dritten Runde von Wimbledon.
Lediglich 28 Minuten dauerte es, dann hatte Sebastian Ofner seine Visitenkarte auch an Herrn Sock aus den USA verteilt. 6:3 stand es da für den Steirer, der sein erst zweites Match im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers mit erstaunlichem Selbstbewusstsein anging. Jack Sock brilliert ja gerne selbst als Aufschläger, gerade in der Anfangsphase war der zweifache Turnier-Sieger 2017 aber in dieser Hinsicht um keinen Deut besser als sein österreichischer Gegner.
Das Match war kurzfristig von Court 18 auf Platz 6 verlegt worden, mit weniger Zuschauern, kleineren Tribünen. Für Ofner sicherlich kein Nachteil, er kannte in Wimbledon bis dato nur den 15er, einen der buchstäblichen Außenplätze.
Ohne Nerven
Im zweiten Satz wehrte Ofner gleich zu Beginn eine Breakchance ab, im neunten Spiel holte er sich seine erste Möglichkeit als Rückschläger - und mit einem Vorhand-Slice, der nicht mehr aufstehen wollte, stellte Ofner auf 5:4. Zwei Asse, ein Vorhand-Winner, ein Fehler von Jack Sock später: 2:0-Satzführung für Sebastian Ofner. Unglaublich.
An der Seite des Steirers coacht in Wimbledon ÖTV-Trainer Andreas Fasching, der Ofner neben Wolfgang Thiem aus dem Trainierstab von Günter Bresniks Team auch in der Südstadt betreut. Für ein paar Inspirationen hat an der Church Road auch Gary Muller gesorgt. Der südafrikanische ehemalige Doppel-Spezialist fungiert auch an der Seite von Dominic Thiem als jener Mann, der für die Weiterentwicklung des Aufschlags Anregungen gibt.
Wie ein Routiner
In dieser Hinsicht bei Sebastian Ofner, zumindest an diesem frühen Londoner Abend: alles gut. Auch wenn Sock im dritten Akt gleich im ersten Service-Game des Österreichers wieder eine Breakchance vorfand. Ofner wehrte diese in offensiver Manier ab, wie gleich drei weitere bei seinem nächsten Aufschlagspiel. Im sechsten Spiel des dritten Durchganges war es dann aber so weit, Ofner musste erstmals seinen Aufschlag abgeben. Sock ließ sich diesen Vorteil nicht mehr nehmen, holte sich Satz drei mit 6:3 und legte gleich wieder mit einem Break vor.
Ofner vergab im Gegenzug ein paar Chancen auf den Ausgleich, der Favorit aus den USA legte als Rückschläger zum 5:2 nach. Nach 2:14 Stunden machte Sock klar, dass über den Einzug in die dritte Runde ein fünfter Satz entscheiden müsse.
Da musste Ofner gleich zu Beginn Breakchancen abwehren - nutzte im sechsten Spiel indes eine Schwächephase von Sock zum 4:2. Der Amerikaner half mit zwei Doppelfehlern mit, Ofner nahm dankend an. Zwei Games später konnte Sock einen Rückhand-Passierball von Ofner nicht mehr über das Netz spielen. Die Sensation war perfekt.
In der dritten Runde wartet nun Deutschlands Nummer eins, Alexander Zverev. Der gebürtige Hamburger hatte bei seinem Drei-Satz-Erfolg gegen Socks Landsmann Frances Tiafoe keine Probleme. Mit Dominic Thiem, der schon am Nachmittag Gilles Simon in vier Sätzen besiegte, stehen somit zwei Österreicher in der dritten Runde von Wimbledon. Thiem trifft nun auf den US-Amerikaner Jared Donaldson.